Wenn es eine Region gibt, die die Metapher „Schweden in miniatur“ verdient, dann ist es Dalarna. Der Landstrich im Herzen des Königreiches vereint alles, was Mitteleuropäer gemeinhin mit Schweden verbinden: rot gestrichene Holzhäuser mit weißen Türen und Fenstern, farbenfrohe Trachten, unverwechselbare Volksmusik; Wälder, Seen, Flüsse und Wasserfälle, das Mittsommerfest, das im noch so kleinen Dorf mit Maibaum, Blumenkränzen, Tanz und Musik gefeiert wird. Zusammen mit Smaland und Schonen zählt Dalarna zu den beliebtesten Ferienregionen in Schweden.
Inhaltsverzeichnis
Das Dala-Pferd: das Symbol der Region
Ein Symbol dieser Region, wo es viel Platz und wenige Menschen gibt, sollte man nicht vergessen: Das mit Blüten, Blättern und Ranken geschmückte Dala-Pferd wurde hier im 18. Jahrhundert geboren, als Waldarbeiter an dunklen Winterabenden ums Feuer saßen und für ihre Kinder daheim Holzpferdchen schnitzten. Das Kinderspielzeug entpuppte sich als Kassenschlager, befeuert durch die Weltausstellung 1939 in New York.
Heute gibt es die hölzernen Rösser in allen Größen in jedem schwedischen Souvenirgeschäft – wobei du tunlichst genau darauf achten solltest, dass die hübschen Tierchen aus Nusnäs und nicht aus Fernost stammen. 15, 20 Euro für ein winziges Exemplar sind nicht viel, wenn man bedenkt, wieviel Arbeitsschritte nötig sind, bis sich ein Block Kiefer oder Erle in ein Stück Kunsthandwerk mit der typischen Kubitsmalerei verwandelt.
Dalarna: das Land der Täler
Die Provinz Dalarna, deren Namen schlicht „die Täler“ bedeutet, ist zwar von Stockholm aus bequem in zwei Stunden zu erreichen, aber Lichtjahre entfernt von Lärm, Menschenmassen und Stress. Schwedens Herzstück hat eine Fläche von 29.000 Quadratkilometern – und ist damit fast genauso groß wie Brandenburg. In der hügeligen Landschaft mit ihren unberührten Wäldern und den unzähligen Seen verlieren sich allerdings keine 300.000 Einwohner.
Dalarna: das Paradies für Naturenthusiasten
Mehr als 360 Naturschutzgebiete und zwei Nationalparks machen Dalarna zu einem Paradies für Naturenthusiasten. Unweit der Grenze zu Norwegen liegt der gebirgige Nationalpark Fulufjället mit dem Njupeskär, einem der höchsten Wasserfälle Schwedens.
Ganz anders präsentiert sich der Nationalpark Töfsingsdalen im Nordwesten von Dalarna, der sich als weglose Wildnis mit viel Fels und dichtem Wald präsentiert. In dem einsamen Tal blicken Steinadler auf Urwald, üppigen Fichtenwald, graue Felsenmeere, brausendes Wasser und glitzernde kleine Waldseen herab. Die Unberührtheit der Natur ist eigentlich nicht verwunderlich. Die nächste Straße liegt weit entfernt. Abseits des Wanderwegs ist es so felsig, dass man kaum vorwärtskommt.
Dalarnas Städtetrio: Falun, Borlänge und Hedemora
Richtig städtisch geht es nur in der einstigen Kupfermetropole Falun und im benachbarten Borlänge zu, das lange eine typische Eisenhüttenstadt war. Dalarnas älteste Stadt ist Hedemora, im Süden der Provinz. Schon 1446 erhielt die Siedlung Marktprivilegien; 1459 folgten die Stadtrechte.
Auf der Spur des Erzes in Dalarna
Der Wald- und Wasserreichtum Dalarnas war Grundlage für die Erzgewinnung und die Eisenverhüttung. Schwedens Bergbaugeschichte begann vor 6.000 Jahren und reicht bis in die Gegenwart. Die Spuren der Montanindustrie sind an vielen Orten zu entdecken, nicht nur in der Weltkulturerbestadt Falun, wo im 17. Jahrhundert das größte Kupferbergwerk der Welt betrieben wurde und wo heute noch der Anstrich für die roten Bullerbü-Häuser produziert wird.
Must-see in Dalarna: Avesta
Avesta am Fluss Dalälven ist einer jener typischen Industrieorte, die von Kupfer und Eisen lebten. Schon im 14. Jahrhundert gab es hier Eisenschmieden; im 17. Jahrhundert folgte eine Kupferhütte, wo sämtliche schwedischen Münzen geprägt wurden. Das letzte Kapitel im Koppardalen, dem Kupfertal, war eine Eisenhütte mit Hochöfen, Schmiede und Walzwerk.
Die Produktion steht in dem kathedralenartigen Gebäude schon seit Jahrzehnten still. Stattdessen richtete die Stadt hier ein Industriemuseum namens Verket ein, ein preisgekrönter Komplex, der Industriegeschichte und zeitgenössische Kunst kombiniert. Jeden Sommer versammeln sich hier Künstler, um ein bestimmtes Thema zu interpretieren.
Durch das historische Gemäuer hallt noch immer der Lärm der Stahlproduktion. Zwischen all den Gemälden, Glasskulpturen und Installationen glaubt man die höllische Hitze der drei, fast 17 Meter hohen Hochöfen zu spüren, die einst mit Holzkohle befeuert wurden. Das „Verket“ macht einen Exkurs in die Eisenherstellung des frühen 19. Jahrhunderts möglich, vom Rösten und Mahlen des Erzes, bis zum Schmelzen und Abstechen des Roheisens. Das einst hochmoderne Stahlwerk ist heute Bestandteil der Europäischen Route der Industriekultur.
Verket Avesta: Der Eintritt für Erwachsene kostet 120 schwedische Kronen. Studenten und Senioren zahlen 90 schwedische Kronen. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre sind frei. Wer an einer geführten Tour teilnehmen möchte, zahlt zusätzlich 30 schwedische Kronen.
Die “Gamla Byn” in Avesta
Der Besuch in Avesta lohnt sich noch aus anderen Gründen: Die Arbeitersiedlung „Gamla Byn“ mit ihren falunroten Holzhäusern, manches gut 400 Jahre alt, blieb komplett erhalten und strahlt eine solch schwedische Gemütlichkeit aus, dass einem ganz warm ums Herz wird.
Die zweite Sehenswürdigkeit ist etwas außerhalb des Zentrums, in einem Industriegebiet zu entdecken. Gleich neben einer Burgerladen steht es – das angeblich größte Dala-Pferd der Welt, neben dem sich die (Hoch-)Sprünge von Armand Duplantis wie kleine Hüpfer erscheinen. Das 13 Meter hohe Ross ist ein beliebtes Fotomotiv.
Must-see in Dalarna: Falun
Faluns Name stand über mehrere Jahrhunderte für Kupfer bester Qualität, bestens geeignet für das Dach von Schloss Versailles. Zeitweise deckten die kilometerlangen Stollen am „Stora Koppaberget“ zwei Drittel des Weltbedarfs. Dank der bis zu 100 Meter tiefen Grube stieg Schweden zu einer europäischen Großmacht auf und ließ das Bergwerksdorf 200 Kilometer nordwestlich von Stockholm zur zweitgrößten Stadt des Landes werden.
Kein König hat einen Palast wie ich
jubelte König Gustav II. Adolf anlässlich seines Besuchs in der Mine, wo sich Carl XVI. Gustav sowie weitere gekrönte Häupter mit goldenem Graffito auf dunklem Gestein verewigt haben.
Andere Besucher zeigten sich weniger entzückt von Ruß und Schwefeldioxid, die einst wie eine Glocke über dem Städtchen lagen. Des Landes hochgelehrter Tourist Carl von Linné, der Falun im Auftrag der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften 1734 besuchte, beklagte die Arbeitsbedingungen in den rund 4.000 Stollen und Schächten, die Armut in den auf Schlackehalden gebauten Bergarbeiterquartieren Elsborg, Gamla Herrgården und Östanfors, durch die einst Schwefeldioxidschwaden der Kupferrösterei zogen.
Alle Beschreibungen der Hölle hat man hier vor Augen
notierte der berühmte Besucher. Immerhin gab es da bereits seit 40 Jahren ein Notfallkrankenhaus, womöglich das erste in Europa.
1992 endete der Abbau. Zurück blieben die historischen Bauten über den Schächten, die kahlen Schlackenhalden und der klaffende, 100 Meter tiefe Krater Stora Stöten, der durch einen dramatischen Einsturz entstanden ist. Wie durch ein Wunder war bei dem Unglück niemand ums Leben gekommen, weil die über 1000 Arbeiter Mittsommer feierten.
Noch hallt der monotone Schlag der Grubenglocke über das Gelände, wo einst auch Zink, Zinn, Silber und Gold gefördert wurden. Noch immer baumelt der Korb des Lastenaufzugs im Schacht, der nicht nur Kohle, sondern auch waghalsige Männer zurück ans Tageslicht beförderte. Noch immer existieren die gewaltigen Räder, die die Pumpen antrieben, und das Mahlwerk, an dem auch Kinder schuften mussten. Alles sieht aus, als wäre die letzte Schicht gerade zu Ende gegangen. 2001 ernannte die Unesco die Kupfergrube zum Weltkulturerbe, gemeinsam mit den Bergarbeiterquartieren, die heute idyllische Stadtviertel für Besserverdienende sind.
400 Stufen ins Labyrinth der Grube
Wer die 400 Stufen zur Grube hinabsteigt, muss zunächst die dort lebende, geheimnisvolle Lady beschwichtigen: kurz fluchen, pfeifen und dreimal beherzt auf das Holz über dem Eingang klopfen – all das soll das unsichtbare Wesen wohlwollend stimmen. „Der Geist der Grube kontrollierte alles“, erzählt Anna, die junge Grubenführerin, „er bestimmte über Glück und Unglück. War die Dame in schlechter Stimmung, konnte man mit ziemlicher Sicherheit von einem Unglück ausgehen.“
Tief unten tut sich ein verwirrendes Labyrinth aus niedrigen, engen Gängen auf, eine sparsam beleuchtete Unterwelt, die in völliger Dunkelheit versinkt, wenn die Grubenlampen ausgeschaltet werden.
Nicht nur Klaustrophobiker beschleicht hier ein mulmiges Gefühl. Hölzerne Bohlen führen durch die engen Röhren. Regentropfen klatschen von der Decke. Unter den Füßen rauschen kleine Bäche. Ich bin froh über den wenig kleidsamen Grubenhelm, der mich ein ums andere Mal vor unliebsamen Begegnungen mit dem harten Gestein bewahrt. Dessen silbriges Glänzen löste früher Träume von Wohlstand und Reichtum aus.
Wer hier arbeiten musste, wurde nicht sonderlich alt
erzählt Anna in bestem Englisch – zumal der Suff weit verbreitet war. Vier Liter Bier standen den Bergleuten zusätzlich zum Salär zu – am Tag und nicht etwa im Monat. Kam der Ernährer ums Leben, so wurde den Witwen das Recht zugestanden, einen Ausschank zu eröffnen, um über die Runden zu kommen. Annas liebster Raum ist die Weihnachtshalle mit dem Weihnachtsbaum, der silbrig glänzt, als sei er gerade frisch geschlagen worden. Eisenoxid hält ihn am Leben und sorgt dafür, dass er nicht altert.
Die Geschichte des starken Mats
Dieser Prozess war auch für die unglaublichste Geschichte der Kupfergrube verantwortlich, jener des starken Mats. Der Bursche verschwand im Jahr 1677 in dem unterirdischen Irrgarten. Erst 40 Jahre später wurde seine Leiche entdeckt – mit rosiger Haut, Haaren und Fingernägeln. Keiner kennt den unbekannten Toten, bis eine alte Frau namens Margreta Olsdotter den Leichnam näher betrachtet. Ihre ungläubigen Blicke kann man sich leicht vorstellen, als sie erkennt, dass es sich bei der Mumie um ihren Verlobten Mats handelt.
Ikonische Holzschutzfarbe: Faluröd
Dass Falun in aller Munde in Schweden ist, liegt an einem Abfallprodukt der Kupferproduktion. Das Pigment für Schwedens ikonische Holzschutzfarbe, die Falu Rödfärg, wird aus Kupfererz und Eisenoxidpigmenten hergestellt. Seit dem 16. Jahrhundert ziert das berühmte Schwedenrot Fassaden, galt damals als Statussymbol und Zeichen für Wohlstand. Kleine Leute können sich Schwedens Nationalfarbe erst seit Ende des 19. Jahrhunderts leisten.
Noch 100 Jahre werden Faluns Rohstoffvorräte für die Produktion der geschützten Marke ausreichen, erfährt man während der Führung. So lange kann in der Fabrik auf dem Grubengelände noch Farbstaub gebrannt werden, der auf Schwedens Häusern landet. Wer im Weltkulturerbe übernachten möchte: Die Pension Polhelm ist in einem stilvoll renovierten Gebäude gleich neben dem „Great Pit“ untergebracht.
Die Kupfergrube von Falun hat das ganze Jahr über geöffnet. Tickets für eine geführte, einstündige Tour durch die Stollen können online gekauft werden. Kosten: knapp 20 Euro pro Person. Es empfiehlt sich das Kombiticket für Grube und Bergwerksmuseum zu kaufen. Im Besucherzentrum veranschaulichen Filme, Computeranimationen und Ausstellungen die Geschichte von Falun. Für Kinder gibt es einen kleinen Zug, der im Sommer durch das Bergbaugebiet fährt.
Must-see in Dalarna: der Siljan-See
So friedlich es heute in der hügeligen und waldigen Landschaft zugeht: Vor zig Millionen Jahren tobten hier Urgewalten, unfassbare Kräfte, die Gesteinsschichten aus der bequemen Horizontalen in die Senkrechte katapultierten. Das ist im Naturreservat am Styggforsen-Wasserfall bestens zu sehen.
Vor 370 Millionen Jahren knallte hier ein gewaltiger Meteorit in die Erde. Neueste Forschungen zeigen, dass der Bote aus dem All ein rechter Himmels-Koloss gewesen sein muss. Laut einem Geologenteam der Univeristät Lund muss der abgestürzte Gigant fünf Kilometer breit gewesen sein.
„Der Einschlagskrater hatte einen Durchmesser von mehr als 60 Kilometer“, erzählt Lotta Backlund, die regelmäßig Touren in Dalarnas Wildnis organisiert.
Der „Impact Point“ – einen größeren oder besser erhaltenen gibt es in ganz Europa nicht – beherbergt heute die Kronjuwelen der beliebten Ferienregion: den Siljansee, mit einer Fläche von 290 Quadratkilometern der siebtgrößte See Schwedens. Zusammen mit dem Orsasee, dem Oresee und weiteren kleineren Gewässern bildet das Postkartenmotiv einen ziemlich perfekten Ring im Gelände: den so genannten Siljan-Ring.
Dalarnas blaues Auge
Der Siljan, gespeist vom Österdalälven und berühmt für seine wunderschöne blaue Farbe, ist ein wahres Paradies für Wanderer, Radfahrer, Reiter, Kanuten und Langläufer. Kleine Badestellen laden in heißen Sommern zum Plantschen ein. Ausflugsboote tuckern in der Hauptsaison von einer Anlegestelle zur nächsten; im Juni und Juli gesellen sich die Kirchenboote dazu, die einst die Gläubigen über den See zum Gottesdienst kutschierten.
An die Ufer des 134 Meter tiefen Siljans kuscheln sich in Rot schwelgende Bilderbuchorte wie Tällberg, dessen Hotels spektakuläre Blicke auf den See bieten, und geschäftige Städte wie Mora, das jedes Jahr im März Endpunkt des 90 Kilometer langen Wasalaufes ist.
In den sanft gewellten Hügeln rund um den See, die optisch an das Allgäu erinnern, verstecken sich die Fäbods – jene winzigen Hütten, die als Unterkunft dienten, während das Vieh auf der Sommerweide war. Einige der 200 Berghütten gehen bis auf das 15. Jahrhundert zurück, viele sind zu Ferienwohnungen umfunktioniert. Fryksås, Dalarnas älteste Fäbod, ist heute ein exklusives Hideaway mit urigen und gleichzeitig komfortablen Chalets, mit Pferden für Ausritte im Sommer und Schneeschuhtouren im Winter. Wanderer können von hier aus zu einer Tour auf dem Siljansleden starten, einem 340 Kilometer langen Fernwanderweg.
Must-See in Dalarna: Mora
Mora ist sommers wie winters der beliebteste Ort am Siljan. Wenn Hunderte von Skilangläufern den Vasaloppet absolvieren, eine der größten Skilanglaufveranstaltungen der Welt, werden schon mal die Hotelbetten in dem Städtchen knapp.
Gleich neben dem hölzernen Glockenturm, den jeder Schwede von den TV-Übertragungen des Wintersportspektakels kennt, erinnert eine Statue an eine der wichtigsten Episoden in der Geschichte des Landes. Es war der junge Gustav Eriksson Wasa, der versuchte, die berüchtigten, als selbstbewusst und freiheitsliebend geltenden „Talmänner“ zum Aufstand gegen die Dänen anzustacheln.
Der 23-Jährige handelte sich eine Abfuhr ein und floh auf Skiern Richtung Norwegen. Erst als die Kunde von einem Blutbad die Runde machten, änderten Dalarnas Bewohner ihre Haltung und schickten ihre besten Skiläufer los, um den Geflohenen einzuholen. Beim Ort Sälen stießen sie auf den Gesuchten, der die Dänen aus dem Land jagte und 1523 König wurde.
Die Geschichte des Wasalaufs
400 Jahre nach Gustavs legendärem Skilauf von Mora nach Sälen, 1921, kam der schwedische Journalist Anders Pers auf die Idee, dieses Ereignis sportlich zu vermarkten. Seitdem gehen Weltcup-Athleten und Hobbyläufer gemeinsam an den Start und zum Leidwesen der Schweden haben sich in den vergangenen Jahren vor allem Norweger in die Siegerliste des Klassikers eingetragen.
Ein Museum für Anders Zorn
Die Statue des legendären Königs, der auf zeitgenössischen Porträts mit mächtigem Wallebart dargestellt wird, hat einer von Schwedens bekanntesten Künstlern geschaffen: der Maler, Bildhauer und Grafiker Anders Zorn.
Er wurde 1860 bei Mora geboren und hielt seiner Heimatstadt zeitlebens die Treue. Der uneheliche Sohn eines deutschstämmigen Brauers stieg zu einem gefragten Porträtmaler auf, der amerikanische Präsidenten, aber auch seinen Malerkollegen Max Liebermann abbildete.
Sein Privathaus, Teil des Anders Zorn-Museums, zeugt von der Sammelleidenschaft des Weitgereisten, von seiner großen Liebe zu Ehefrau Emma und seiner Technikaffinität. Zorn, der gerne Partys mit vielen Gästen feierte, ließ 1929 den ersten Kühlschrank aus Ohio importieren. Das Ehepaar besaß auch eines der ersten Telefone Dalarnas – mit der leicht zu merkenden Nummer 4.
Nicht nur Kunstfreunden sei das Zorn-Museum ans Herz gelegt. Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über das Schaffen des Künstlers, dessen Werke für Millionensummen bei Auktionen gehandelt werden. Besonders schön sind alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Filme, die den Maler im Wolfspelzmantel hoch zu Ross durch Mora reitend zeigen.
Das Wohnhaus des Ehepaars Zorn präsentiert sich so, als seien seine extravaganten Bewohner nur mal kurz weg. In seinem Schlafzimmer, das er in seinen Lieblingsfarben grün und rot gehalten hat, hängt das Bild seines Idols Gustav Wasa. Daneben steht ein Louis Vuitton-Koffer und eine Reisetasche aus Krokodilleder. Im Obergeschoss, in der Großen Halle, die an ein Wikingerschiff erinnert, wartet der ein Tonnen schwere Billardtisch auf Spieler. Das kostbare Stück ließ Anders Zorn direkt aus Frankreich importieren.
Zorngården und -museum: Das Privathaus kann nur bei Führungen besichtigt werden und zwar dienstags bis freitags um 13, 14 und 15 Uhr, samstags und sonntags um 12, 13, 14 und 15. Das Museum hat dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, in den Sommermonaten auch länger. Der Museumseintritt kostet 100 Schwedische Kronen, die Führung durch das Wohnhaus 150 Schwedische Kronen.
Must-See in Dalarna: Nusnäs
In Nusnäs, keine 20 Kilometer von Mora entfernt, ist jene Handwerkskunst daheim, die wie keine andere für Dalarna steht: In dem kleinen Ort werden die Dala-Häster hergestellt, handgemacht, vom ersten Grobschnitt bis zur kunstvollen Bemalung mit den floralen Mustern, auch Kurbitsmalerei genannt. Die Vorfahren der heutigen Dala-Pferde landeten noch in Kinderhand, doch schon im 17. Jahrhundert gelangten die Holzpferdchen in den Verkauf. So besserte das Spielzeug das spärliche Einkommen der recht armen Familien auf.
Bekannt in aller Welt wurden die bunten Rösser mit bau-weiß gemaltem Sattel und buntem Zaumzeug durch die Weltausstellung 1939 in New York. Ein drei Meter hohes Exemplar repräsentierte das skandinavische Land und kurbelte den Absatz ab. Im folgenden Jahr wurden 20.000 Dala-Pferde für den Versand nach New York produziert. Heute sind die Dala-Pferde das wohl beliebteste Souvenir aus Schweden – wobei man tunlichst darauf achten sollte, dass die Tierchen auch tatsächlich von dort stammen und nicht irgendwo in Südostasien das Licht der Welt erblickten.
Die Olssons und die Dala-Pferde
Es waren die beiden Brüder Olsson, denen Nusnäs seinen Status als Hochburg der Pferdchen zu verdanken hat. Der älteste Bruder Anders begann 1922 mit der Produktion der Schnitzereien, die er über reisende Verkäufer an den Mann brachte; die jüngeren Brüder Nils und Jannes mussten nach der Schule aushelfen und gründeten ein paar Jahre später ihre eigenen Manufakturen – mit geliehenem Geld, um sich eine Säge zu kaufen.
Das Risiko zahlte sich aus. Die Nachkommen der Olsson-Brüder fertigen fast 100 Jahre später noch immer Dala-Pferde aus Nusnäs, wobei das Sortiment mittlerweile um Schweine, Hühner und anderes Getier erweitert wurde.
Wer die Werkstätten der beiden Firmen besucht, die nur ein paar Schritte voneinander entfernt liegen, kann zusehen, wie sich ein simples Stück Holz in ein rotes, blaues oder grünes Kleinod verwandelt.
Jedes Stück ist ein Unikat
erzählt Jan, der die groben Umrisse aus dem Holz sägt. Das Material – Kiefer für die kleinen Modelle, Erle für die großen – liefern die dichten Wälder rund um den Siljan-See; die Muster orientieren sich an traditionellen Motiven. Viele Arbeitsschritte müssen per Hand erledigt werden, oft in Heimarbeit, wie das Glätten der Kanten, das Polieren, das Bemalen und das Lackieren.
Das alles braucht Zeit und hat deshalb seinen Preis: Rund zwei Wochen dauert es, bis ein Pferdchen fertig ist. Ein handballengroßes kleines Dala-Häst für die Fensterbank kostet 25 Euro, ein 50 Zentimeter große Exemplare ein paar Hundert Euro.
Selbst der Papst hat ein Dala-Häst
Wer nicht das Glück hatte , ein echtes Dala-Häst aus Nusnäs geschenkt zu bekommen, wie Elvis Presley, Frank Sinatra oder Papst Franziskus, der kann sich auch selbst als Holzschnitzer versuchen. Möglich macht es das Starterset mit Messer, drei Rohlingen unterschiedlicher Größe, Anleitung und Pflaster. Ein bisschen rote, weiße und blaue Farbe findet sich in Bastelläden und schon kann es losgehen mit dem neuen Hobby für lange Winterabende.
Das Beitragsbild wurde mit freundlicherweise zur Verfügung gestellt: Anna Hållams/imagebank.sweden.se