Wer etwas über die Geschichte des Hotels Kvarner Palace im kroatischen Crikvenica erfahren möchte, muss in der Empfangshalle der noblen Herberge auf den Boden blicken. Das kreisrunde Mosaik erwähnt unter anderem das Jahr 1895. Damals verliebte sich Erzherzog Josef Karl Ludwig, eine eher unbedeutende Persönlichkeit aus dem Hause Habsburg-Lothringen, in den malerischen Landstrich und legte den Grundstein für die touristische Entwicklung des Ortes.

Das bunte Setzbild erinnert zudem an weitere Eckpunkte des Hauses, die oft genug mit einem Namenswechsel einhergingen. Mal formierte das Grandhotel als „Therapia“, wo der Namen Programm war; mal näherte man sich zu Sowjetzeiten dem großen Bruder an und benannte den Urlaubstempel kurzerhand in „Moskva“ um. Anfang der 1950er Jahre kehrte man zum alten Namen „Terapia“ zurück, nur dieses Mal ohne h.
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Vom Fischerdorf zum Seebad
In der sozialistischen Ära verschwand vieles der alten Pracht, beispielsweise der opulente Ballsaal. Geblieben ist die imposante architektonische Erscheinung. Die wird geprägt von den waagerecht angelegten Arkaden sowie der wahrlich majestätischen Terrasse mit den verspielten Korbmöbeln. Von hier öffnet sich der Blick über das tiefblaue Meer hinüber zur Insel Krk.

Seit zehn Jahren schwingt die bekannte Hoteliersfamilie Holleis das Zepter in der aprikotfarbenen Perle über den Hügeln Crikvenicas. Seit einem Jahr kümmern sich Kristina Bukovac und Martina Riedl um das Wohl der Gäste, die vor allem aus Österreich und Deutschland kommen.

Die Geschichte des Kvarner Palace
Womöglich wäre Crikvenica ein verträumtes Fischerdorf geblieben und niemals auf der touristischen Landkarte aufgetaucht, hätte sich der gute Josef nicht heillos mit seinem Bruder gezankt.
Der reiste liebend gern zur Sommerfrische nach Abbazia, dem heutigen Opatija, wo herausgeputzte Villen in habsburgergelb einen Hauch der guten, alten Zeit verströmen und die Straßenzüge an Wien oder Budapest erinnern, nur verwaschener und morbider, kleiner sowieso.
Was blieb dem Erzherzog anderes übrig, als 45 Kilometer weiter südlich ein Pendant zur „österreichischen Riviera“ zu schaffen und ein eigenes Seebad zu gründen. 1888 ließ er das erste, damals noch aus Holz gebaute Strandbad errichten, wo die feine Gesellschaft geschützt vor neugierigen Blicken ins Wasser steigen konnte.

Ein Juwel an der karstigen Adriaküste
Ein paar Jahre später wurde das Hotel „Erzherzog Josef“ eröffnet, ein Juwel mit Renissance-Fassade, das inmitten der karstigen Adriaküste wie ein Solitär aus dem Reich der Träume wirkte. Der Habsburger, gebildet und an allem interessiert, was das Thema Heilkunde beinhaltete, holte sich einen renommierten Arzt an die Seite und ließ eine Heilstation im Hotel einrichten. Selbst Wasserdoktor Sebastian Kneipp schaute 1893 vorbei und ließ sich mit dem Erzherzog sowie seinem Sohn August ablichten.

Vom Hotel zur Spielbank und zum Lazarett
Dem Blaublüter folgten etliche weitere Besitzer. Das Palasthotel, konzipiert vom österreichischen Architekten Josef Höfler, wurde zur Spielbank umfunktioniert, war Lazarett und Erholungsheim für Gewerkschaftsmitglieder. Selbst ein kroatischer Fußballer versuchte sich an der Rolle als Gastgeber.
Historische Bausubstanz wurde vorbildlich saniert
Doch erst Erfolgsmensch Wilfried Holleis, der auch das “Miramar” in Opatija herausputzte, brachte den alten Glanz zurück. Behutsam wurde die historische Bausubstanz saniert und um moderne Annehmlickeiten erweitert.
Das Ziel des Hoteliers: Das Kvarner soll zu einer Ganzjahresdestination werden, wo es sich auch in den Wintermonaten kaiserlich-königlich logieren lässt. Die klimatischen Voraussetzungen sind gut in Crikvenica, das zusammen mit dem Städchen Selce, den Orten Jadranovo und Dramalj die berühmte Kvarner Riviera bildet. Auf unglaubliche 2500 Sonnenstunden bringt es der acht Kilometer lange Küstenabschnitt 30 Kilometer südlich von Rijeka; auf sensationelle 151 trockene Tage können sich Outdoorfans freuen.

Das Kvarner: ein Hotel mit Flair
Wer die Empfangshalle durchquert, mit den eleganten Fauteuil-Sesseln und dem verspielten Luster, landet unweigerlich auf der riesigen Terrasse, die sich fast an der kompletten Gartenfront entlang zieht. Geschützt vor den Winden, die am Fuß des sagenumwobenen Velebut-Gebirges ordentlich auffrischen können, lässt es sich herrlich in den bequemen Sesseln herumlümmeln.
Eine Etage tiefer breitet sich der Meerwasserpool aus, der von zahlreiche Liegen gesäumt wird und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die hauseigene Konoba zu finden ist, wo hungrige Mäuler mit leckeren Köstlichkeiten verwöhnt werden – von fangfrischem Fisch über knackige Salate bis zu köstlichem Kuchen und Eisspezialitäten.

Nachbarschaft zum Palace Beach
Zum Strand sind es nur ein paar Gehminuten. Am schnellsten geht das durch den 30 000 Quadratmeter großen Park, wo Palmen, Zypressen und Rosen wachsen und luftige Pavillons zu finden sind.
Der öffentliche Palace Beach ist eine echte Rarität, weil Kroatien eher selten mit Sandstränden aufwarten kann. Es gibt Liegestühle und Sonnenschirme für Hotelgäste, alle möglichen Wassersportattraktionen und eine stylische Beachbar, wo Gelati auf die Kleinen und Cocktails auf die Großen warten.
Kies- und Sandstrände vor der Hoteltüre
Richtung Zentrum schließen sich zahlreiche Buchten an, wo sich Kiesel- und Sandstrände abwechseln. Hier gibt es viel Platz zum Sonnenbaden und Relaxen, zum Burgenbauen, Stand-up-Paddeln und Windsurfen.
Wer weiter nach Selce spaziert, immer am Meer entlang, kommt am Strand Rokan vorbei, einer wahren Bilderbuchidylle. Denn die Mischung aus hellem Sand, feinen Kieselsteinchen und türkisfarbenem Wasser versprüht einen Hauch Karibik.

Wellnessdorado mit Mosaiken und Glasmalereien
An kühleren Tagen zieht es die Hotelgäste zum Indoor-Pool. Wo kann man schon zwischen türkis-goldfarbenen Säulen und einem funkelnden Kronleuchter seine Bahnen ziehen, dessen Spektralfarben das Wasser funkeln lässt?
Edle Mosaiken und zarte Glasmalereien komplettieren das Wellnessdorado mit seinen beiden Saunen, dem Dampfbad und der Infrarotkabine. Der Clou sind die beiden beheizten Feng-Shui-Liegen für die Ruhephasen nach dem Saunagang. Manch einer lässt sich zudem mit Massagen, Gesichtsbehandlungen oder Body Treatments verwöhnen.

Großzügige Zimmer in der Wellnessvilla
Vergangenes Jahr wurde ein weiteres Projekt des Betreibers fertig: die Wellnessvilla, die architektonisch perfekt zum historischen Gebäude passt. Während im Haupthaus auch kleinere Zimmer zu finden sind, beispielsweise die gemütlichen Kammern im Mandardengeschoss, punkten die 35 stilvoll eingerichteten Zimmer im Nebenhaus durch ihre Größe und den atemberaubenden Meerblick.

Kein Zimmer, kein Appartement ist kleiner als 35 Quadratmeter. Das Highlight – die Familiensuite mit zwei Badezimmer und zwei Loggias -bringt es auf 80 Quadratmeter. Per Aufzug geht es direkt in die Tiefgarage. Die wurde so großzügig konzipiert, dass auch größere Karossen ohne Schrammen an Wänden und Pfeilern Platz finden.
Im Frühjahr wurde der neue, beheizte Meerwasserpool fertig. Der 25 Meter lange Pool mit Innen- und Außenbecken wurde in den Neubauflügel integriert und erlaubt einen wunderbaren Ausblick auf den hauseigenen Park und das Meer. 2026 soll das neue Spa folgen. Die 2.500 Quadratmeter große Saunalandschaft wird mit einer Event-Sauna, Warmbädern, Behandlungs- und Ruheräumen sowie einer Sonnenterrasse aufwarten.
Mehr Platz zum Tafeln
Das Spa im Haupthaus hat dann ausgedient. „Für uns bietet sich dadurch die Möglichkeit, unser Restaurant zu erweitern“, erzählt Kristina Bukovac. An schönen Tagen werden die Tische auf der Terrasse liebevoll eingedeckt, mit einem munter sprudelnden Springbrunnen als Mittelpunkt. Doch an kühleren Tagen kann es unter der Stuckdecke des eleganten Speisesaals mit seinem nostalgischen Flair schon mal eng werden.


Die Küche im Kvarner: Produkte aus der Region
Mittags speisen die Gäste a la carte in der Konoba am Pool. Morgens und abends geht es ans Buffet. Die Auswahl ist riesig: frisch zubereitete Eierspeisen, Würstchen und Speck, Waffeln und Crêpes, Wurst und Käse, frisch gepresster Orangensaft und Sekt ermöglichen einen perfekten Start in den Tag.
Abends kann der Gast in das schier unerschöpfliche Angebot der Region eintauchen: Wildspargel, Schaf- und Ziegenkäse von örtlichen Bauern, zartes Lamm, die berühmten Kvarner Scampi, Calamari und Tintenfisch – das Kvarner ist das reinste Schlaraffenland.
Selbst Jakobsmuscheln, sonst eher selten auf Buffets zu finden, landen auf dem Teller. Regionale Produkt von hoher Qualität bilden die Grundlage. Was nicht heißt, dass im Herzensprojekt eines österreichischen Hoteliers nicht auch Schmankerl der Alpenrepublik serviert werden. Für den Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster vom Nachspeisenbuffet sollte man auf jeden Fall noch ein wenig Platz lassen.

Extratipp: Der Liebespfad gehört zu den schönsten Wanderwegen in Crikvenica. Er liegt in unmittelbarer Nähe der Stadt und ist eine einzigartige Gelegenheit, die Stille der Natur zu genießen und die intensiven Düfte mediterraner Pflanzen aufzunehmen. Die Ursprünge des Weges gehen auf die 1930er Jahre zurück, in denen er häufig von verliebten Paaren aufgesucht wurde. Der Pfad ist rund acht Kilometer lang und führt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei, beispielsweise an den Ruinen der spätantiken Burg Badanj.
Ich würde bei meiner Recherche vom Hotel “Kvarner Palace” unterstützt. Auf mein Urteil hat das jedoch keinen Einfluss. Einige Bilder – wie das Titelbild – wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.