Curaçao ist eine der schönsten Inseln der Karibik und liegt nur einen Steinwurf von Venezuela entfernt. Das 444 Quadratkilometer große Eiland stellt das das „C“ der ABC-Inseln dar, zu denen das bei US-Amerikanern ausgesprochen beliebte Aruba und das Tauchparadies Bonaire zählen.
Curaçao, ein autonomer Landesteil der Niederlande, dürfte den meisten wegen des berühmten Likörs bekannt sein. Doch es gibt auch andere Mitbrinsel von der sonnenverwöhnten Insel, die wegen ihrer Lage wenig Regen abbekommt: die Chichis
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Curaçao: so groß wie Usedom
Die dralle Deern widerspricht allen gängigen Schönheitsidealen. Die Hüften sind ausladend; das Bäuchlein mehr als nur wohlgerundet; die Oberweite so üppig, dass sie lüsterne Blicke erntet. Es stört die Schöne keineswegs, wenn Kinder auf ihren Schoß klettern und sich Männlein und Weiblein an ihren wohlgeformten Körper schmiegen.
Mitten in Curaçaos bildschöner Hauptstadt Willemstad hat es sich die Lady mit den undefinierbaren Gesichtszügen bequem gemacht. Kaum ein Tourist lässt die Gipsfigur, die von den Einheimischen Chichi genannt wird, links liegen. Hundertfach muss sie täglich für ein Erinnerungsfoto herhalten. Die ganz Mutigen streicheln liebevoll über ihre opulenten Rundungen.
Wer gar nicht genug von der sinnlichen Dame bekommen kann, macht einen Abstecher zum Gomezplein im Stadtviertel Punda mit seinen pastellfarbenen Häusern und den gepflasterten Plätzen, die ein wenig an Amsterdam erinnern. Im dortigen Geschäft gibt es die „Chichis“ in allen Größen und Formen: mal als niedliche Miniatur im bunten Blüten-Kleidchen, mal in Babygröße mit knappem Bikini und Lockenwicklern im Haar.
Die Chichis: Curaçaos weibliche Sympathieträger
Die kugelrunde karibische Plastik, die ein wenig an die „Nanas“ von Niko de Saint Phalle erinnert, ist zum Symbol von Curaçao geworden. Chichis sind nicht nur ein hübsches Mitbringsel von dem Antilleneiland, das exakt so groß wie Usedom ist. Die kurvigen Weibsbilder sind ein wichtiger Teil der Insel-Kultur – wie das überall auf der Insel zu hörende Papiamento, das sich aus portugiesischen, spanischen, holländischen und afrikanischen Wortfetzen zusammensetzt.
In Familien auf Curaçao ist die Chichi die älteste Schwester, die eine Art Mutterrolle übernimmt und sich liebevoll um die jüngeren Geschwister kümmert
erzählt Serena Janet Israel. Die gebürtige Berlinerin landete 2001 nach einer achtjährigen Reise auf dem selbstgebauten Segelboot auf der Karibikinsel. Der gelernten Formenbauerin gefiel der relaxte Flecken unweit der Küste Venezuelas so gut, dass sie blieb und sich mit Kunstkursen über Wasser hielt. 2008 entstand die erste „Chichi“ aus Pappmaché, Draht und Klebstoff.
Dralle Damen mit kunterbuntem Look
Am Anfang bemalte die rothaarige Wahl-Insulanerin ihre Mädels noch selbst. Doch als die Nachfrage wuchs, gesellten sich kreative Malerinnen von Curaçao dazu. Inzwischen sind es über 80, die den frivolen Frauenzimmern ihren kunterbunten Look verpassen – meist in Heimarbeit. Die Muster bleiben bis auf ein paar Regeln komplett ihnen überlassen. „Ich bin die Handwerkerin, Künstler sind die anderen“, sagt die Firmenchefin.
Verkauft werden die Chichis im Souvenirshop neben der kleinen Manufaktur, wo sich Begabte auch selbst an der Bemalung der Figuren versuchen können, sowie in dem winzig kleinen Geschäft in Willemstad. Aber auch online sind Curaçaos weibliche Sympathieträger zu bekommen. Ein kleiner Aufkleber auf der Unterseite verrät die Malerin. Denn jede hat ihre eigene künstlerische Handschrift und ihre Fangemeinde.
Curaçao: holländischer Charme in der Karibik
Sich in Curaçao zu verlieben, eine der ältesten besiedelten Inseln der Karibik, fällt nicht schwer. Zwar können es die zahlreichen Kiesel- und Sandstrände nicht mit jenen auf Aruba oder Antigua aufnehmen – letztere hat angeblich für jeden Tag des Jahres einen anderen zu bieten; doch dafür lockt der autonome Staat innerhalb des Königsreichs der Niederlande mit türkisfarbenem Meer, Wohlfühl-Temperaturen von Januar bis Dezember, dem berühmten blauen Likör und einer großen Portion holländischen Charmes.
Willemstad: eine der schönsten Städte der Karibik
In Willemstads Vierteln Punda und Otrobanda, getrennt durch die ziemlich schmale Sint Anna-Bucht, finden sich so viele historische Zeugnisse aus dem 17. und 18. Jahrhundert, dass die Unesco die Altstadt 1997 auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt hat.
Ein paar Impressionen aus den Stadtvierteln von Willemstad
Über 700 denkmalgeschützte Häuser säumen das Labyrinth aus verwinkelten Gassen und Straßen. Himmelblau, pistaziengrün und bonbonrosa leuchten die Giebel der Kolonialbauten. Scharloo und Pietermaii liegen gleich um die Ecke und besitzen eine Reihe schön restaurierter Villen. Das auffallendste Haus ist das „Wedding Cake-House“, dessen Besitzer sich an der Front verewigt hat.
Geschichte zum Anfassen
Fort Amsterdam, das von der Westindischen Kompanie im frühen 17. Jahrhundert zum Schutz des Hafens errichtet wurde, blieb ebenso erhalten wie die ockerfarbene Synagoge “Mikvé Israel – Emanuel“ sowie jener Platz am Stadthafen, der eine der traurigsten Rollen in der grausamen Geschichte des Sklavenhandels spielte. Heute steht an der Klipstraat das Museum „Kura Hulanda“, dessen Räume von Curaçaos Bedeutung als “Handelsplatz” für diese geschundenen Menschen erzählen, vom Alltag auf den Sklavenschiffen, den Aufständen und der Emanzipation der Afroamerikaner.
Die “Emma”: eine der ältesten Pontonbrücken der Welt
Der größte Stolz der Hauptstädter aber ist die nach Königin Emma benannte Fußgängerbrücke, die abends wie ein Christbaum erstrahlt. Die „Emma“, wie sie im Volksmund genannt wird, ist eine der ältesten Pontonbrücken der Welt und die kürzeste Verbindung zwischen Otrabanda und Punda.
Früher war ihre Benutzung nur für jene kostenlos, die barfuß unterwegs waren. Heute steht die alte Lady allen frei -vorausgesetzt, ihre Arme schwingen nicht gerade zur Seite, um kleineren Schiffen den Weg in den geschützten Stadthafen zu öffnen. Von der „Emma“ bietet sich der wohl schönste Blick auf „Klein Holland“ in der Karibik, auf alte Festungen und bonbonfarbene Hausfassaden.
Häuser erstrahlen in Bonbonfarben
Die müssen wegen des feucht-schwülen Klimas alle paar Jahre gestrichen werden. Früher sollen die schmucken Bleiben strahlend-weiß gewesen sein, bis ein Gouverneur der Einheitsfarbe den Kampf ansagte. Angeblich soll der gute Mann beim Anblick der hellen Häuser Kopfschmerzen bekommen haben. Später stellte sich heraus, dass das geschäftstüchtige Kerlchen an einer Farbenfabrik beteiligt war.
Ein Hauch von Exotik: der Blue Curaçao
Die unverwechselbare Farbe spielt auch beim berühmtesten Getränk der Insel eine Rolle: dem Blue Curaçao. Der Orangenlikör mit dem fein-herben Geschmack, der vielen Cocktails und Longdrinks den richtigen Hauch von Exotik verleiht, ist – wenn man so will – das Ergebnis eines misslungenen Experimentes.
Als die Spanier Ende des 15. Jahrhunderts die Insel eroberten, brachten sie Orangenbäume aus der alten Heimat mit. Doch die brennend-heiße Sonne und die Schwüle waren zu viel für die Pflänzchen, deren Früchte ungenießbar waren. Erst drei Jahrhunderte später entdeckten Edgar Senior und sein Partner Haim Mendes Chumaceiro, dass sich aus den vertrockneten Schalen der Bitterorangen ein leckerer Likör destillieren ließ.
Der Imageträger von Curaçao kommt übrigens nicht nur leuchtend blau daher, sondern auch schokoladenbraun oder cognacfarben. Entsprechend Zusätze machen es möglich. Lecker sind sie alle, und wie vor hundert Jahren werden sie im „Landhuis Chobolobo“, eine halbe Stunde von Willemstad, gebrannt.
Strandvergnügen auf Curaçao
Curaçaos schönste Strände finden sich an der Nordspitze und rund um die Hotelsiedlung Jan Thiel. Vor allem Niederländer quartieren sich in den schicken Hotels ein oder mieten großzügige Ferienwohnungen mit Pool vor der Haustüre.
Wer europäischen Winter gegen karibisches Allzeithoch tauschen möchte, kauft sich eine Villa an der Caracas Bay, wo sich bei gutem Wetter die Küste Venezuelas am Horizont abzeichnet. Ein bisschen Kleingeld muss der Käufer allerdings mitbringen: Eine Million US-Dollar und mehr sind keine Seltenheit.
Vom “Sea Aquarium” bis zum Christoffelberg
Langweilig dürfte es den Wahl-Insulanern nicht werden. Die Unterwasserwelt rund um die Insel ist spektakulär, das Revier für Segler und Surfer phänomenal. Wer einmal im Leben einen Riffhai füttern möchte, hat dazu im „Sea Aquarium“ gänzlich gefahrlos Gelegenheit: Eine Plexiglasscheibe schützt Mensch und Tier voreinander.
Wanderlustige zieht es in den Christoffelpark rund um den höchsten Park der Insel, den 375 Meter hohen Christoffelberg. In dem Nationalpark mit seinen zahlreichen Wanderpfaden sind 150 Vogelarten sowie 500 verschiedene Pflanzen zu bewundern, darunter der knorrige Divi-Divi-Baum. Das Prachtstück aus der Familie der Johannisbrotgewächse ist so ikonisch, dass die Menschen auf Curaçao ihre Fluglinie nach ihm benannt haben.
Sollte man Lust auf ein kleines Gespräch mit den Einheimischen bekommen, können ein paar Worte in Papiamento nicht schaden. Sonderlich schwer ist das nicht. Ein freundliches „Bon Dia“ zur Begrüßung oder ein herzliches „Ayo“ zum Abschied – schon ist das Eis gebrochen. Noch wichtiger ist das Wörtchen „dushi“, das alles Mögliche bedeutet: süß, lieb, aber auch sexy. Wer es sich nicht merken kann: Die fünf riesigen Buchstaben stehen mitten in Willemstad, gleich neben der drallen Deern.
Was du über Curaçao wissen musst
Wie kommst du nach Curaçaos…
Bei Direktflügen beträgt die Flugdauer rund zehneinhalb Stunden. Für eine Umsteigeverbindung bietet sich der Flughafen Amsterdam an. Bei Zwischenlandungen in den USA musst du die Einfreisebestimmungen beachten. Flugtickets gibt es bereits ab 550 Euro. Realistischerweise solltest du aber mit etwa 800 Euro rechnen.
Unterwegs auf Curacao
Es gibt große Busse (Konvoi) und Kleinbusse (Bus), die unterschiedliche Strecken abfahren und hauptsächlich von den Busbahnhöfen in Punda oder in Otrabanda verkehren. Einige Hotels bieten zu bestimmten Tageszeiten einen Shuttleservice zur Innenstadt und zurück. Hotels helfen bei der Suche nach einem Bus, denn der Bustransport auf Curaçao ist eher eingeschränkt. Die beiden Hauptbusstationen befinden sich in Punda und Otrobanda.
Das Wetter in Curaçao
Curaçao gehört wie die beiden anderen ABC-Eilande zu den „Inseln unter dem Winde“. Das sorgt für gleichmäßig schönes tropisches Klima. Die Regenzeit von Oktober bis Januar fällt mäßig aus. Die Temperaturen liegen bei durchschnittlich 29 bis 32 Grad Celsius am Tag und zwischen 24 und 26 Grad Celsius in der Nacht. Die heißesten Monate sind August und September. Tropenstürme gibt es so gut wie nie auf Curaçao.
So schön! Ich kenne Aruba, aber jetzt sollte ich wohl doch mal auch Curaçao anpeilen! Danke für die Tipps!
Wenn dir Aruba gefällt, bist du auch auf Curacao richtig.
Hey Roswitha. Die Insel sieht schön bunt aus, ein tolles karibisches Flair scheint es da noch zu geben. Ich wusste gar nicht, dass Curaçao so groß wie Usedom ist. Danke für die Tipps! Lg, Meike
Ich kann die Insel nur empfehlen. Man muss da sicher keine zwei Wochen bleiben, aber fürcein paar Tage ist sie echt schön.