Inselhüpfen im Archipel der Kykladen: Du musst dich nicht auf einem Kreuzfahrtschiff einquartieren und deine Entdeckungslust durch einen streng getakteten Fahrplan eingrenzen lassen. Griechenland verfügt über ein bestens verknüpftes Fährnetz, so dass du jede Insel ansteuern kannst. Wir haben uns für drei Inseln entschieden – Naxos, Santorin und Paros. Nach Naxos geht es jetzt zum zweiten Ziel unseres Inselhüpfens: nach Santorin, dem Sehnsuchtsort im Reich der Kykladen schlechthin.
Inhaltsverzeichnis
Inselhüpfen zweiter Teil: Von Naxos nach Santorin
Es heißt Abschied nehmen von Naxos, der Insel der Ariadne. Zweieinhalb Stunden wird die Überfahrt dauern, mitten durch die Ägäis, die sich heute mit weißen Schaumkrönchen schmückt. Mancher Passagier der „Delos“ wirft sich vorsorglich eine Tablette gegen Seekrankheit ein – eine Vorsichtsmaßnahme, die sich als überflüssig erweisen wird.
Noch ein letzter Blick auf Chora mit seinem venezianischen Kastell, wo wir vor zwei Tagen einen zum Niederknien schönen Sonnenuntergang erlebt haben. Ein strahlend blauer Himmel, dekorativ verziert mit hauchzarten Schleierwolken, spannt sich über den Hauptort von Naxos, der früh am Morgen fast ausgestorben wirkt. Eine frische Brise, Windstärke 6, hat die grauen Wolken des gestrigen Tages hinweggefegt.
Mit der “Delos” nach Santorin
Die „Delos“ der Reederei Blue Star Ferries ist eine jener großen Fähren, die alles frisst, was von einer Kykladeninsel zur nächsten transportiert werden muss. Sie ist keines jener Tragflächenboote, die mit 60 Stundenkilometer durchs Mittelmeer flitzen, sondern ein Schwergewicht, das träge wie ein Tanker im Wasser liegt.
Am Hafen von Naxos herrscht das übliche Chaos. Links die Passagiere des Katamarans, der in ein paar Stunden in Athen anlegen wird; rechts eine endlose Schlange von Touristen mit Rollkoffer oder Seesack, die nach Santorin wollen.
Das scheinbar ungeordnete Durcheinander schreckt weder Hafenpersonal, noch Reisende. Nach 20 Minuten ist alles im Bauch der Fähre verstaut: Pkw mit ausländischen Kennzeichen, Lkw mit keifenden Fahrern und ein ganzes Geschwader aus Fußgängern.
Ein erster Blick auf Santorin
Die berühmte Silhouette von Santorin, geformt wie ein gespiegeltes C, erscheint auf den ersten Blick wie eine Fata Morgana. Eine hochdramatische, unwirkliche Szenerie. Unüberwindlich wie eine Mauer tauchen die bis zu 300 Meter hohen, steilen Felsen aus dem unergründlich blauen Meer auf. Auf dem schwarzen Kraterrand schweben putzige Dörfer aus kubischen Häusern, die so schneeweiß sind, dass es fast in den Augen schmerzt.
Das Eiland ist auf den ersten Blick so abweisend, dass man sich kaum vorstellen kann, dass Menschen hier ein Auskommen finden. Das Auge erblickt nackten, brutalen Fels, dessen rote, schwarze und graue Äderchen von all den Eruptionen künden, die diesen Teil der Welt geformt haben. Es gibt ein paar kümmerliche Gräser und Flechten, die sich am Gestein festklammern. Als Erdkrume dient der Bimsstein.
Zwischen Caldera und Steilküste
Rechterhand liegen die kleinen Vulkaninsel Nea Kameni und Palea Kameni, als hätten Titanen gewaltige Steinblöcke in die Caldera geworfen. Allein ist man in dieser atemberaubenden Kulisse nie. Zwei riesige Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker, Seit’ an Seit’ mit ein paar Segelbooten, die lieber der Power von Motoren, denn der Kraft des Windes vertrauen.
Im Alten Hafen von Santorin geht es ziemlich geschäftig zu. Ein unablässiger Strom aus Tenderbooten bringt Kurzzeit-Entdecker an Land. Schmächtige Maultiertreiber mit dicken Geldbeuteln rufen ihren bedauernswerten Geschöpfen Kommandos zu. Fußfaule lassen sich zu den schneeweißen Gebilden auf dem Kraterrand schaukeln.
Der Alte Hafen von Santorin
Die Zeiten sind lange vorbei, als die Lasttiere Fira und seine Nachbarorte mit allem Lebensnotwendigen versorgten. Heute verströmt der Eseltrekk über den ehemaligen Versorgungspfad, der im Zickzackkurs hinauf zu den engen, verwinkelten Gassen von Fira führt, allenfalls den Hauch von Tradition.
In der Mittagshitze ist die umstrittene Touristenattraktion eine ziemliche Zumutung für die Nase. Getrockneter Mist und die Ausdünstungen von Mensch und Tier machen die 566 Stufen des schmalen Weges zu einem Geruchserlebnis der besonderen Art. Mit der Seilbahn – das Geschenk eines vermögenden Reederehepaars an die Insel – ginge es schneller und vor allem tierfreundlicher.
Ankunft im Hafen Athinios
Die „Delos“ legt im Hafen von Athinios an, wo auch die meistern Schiffsausflüge starten. Entsprechend lebhaft geht es an der Anlegestelle zu, die von kleinen Cafés, Restaurants und unzähligen Autovermietern gesäumt wird.
Gefühlt 30 Busse parken auf dem grauen Asphalt, in Erwartung von Hunderten von Fährpassagieren, die zu ihren über die Insel verstreuten Hotels wollen. Wer auf dem Schiff nicht seekrank geworden ist, kann dies in den überhitzten Bussen nachholen. Denn die schmale Straße schraubt sich in unzähligen Kurven hinauf zum Kraterrand. Das Panorama ist überwältigend, das mulmige Gefühl in der Magengegend angesichts des Abgrunds ebenfalls.
Das unspektakulär Inselinnere
Bei der Fahrt nach Kamari, dem Badeort an der Ostküste von Santorin, zeigt sich, dass das Sehnsuchtsziel von Millionen auch ziemlich unspektakulär sein kann. Der Bus rumpelt vorbei am üblichen Gewimmel aus Tankstellen, Apotheken, Läden und Lokalen, durch eintönige Orte, die kaum vom gewinnbringenden Touristenstrom profitiert haben.
Kapern, Kirschtomaten und vermehrt Kaktusfeigen wachsen auf einem Gemisch aus Lava, Kalk und Bimsstein. Die Weinstöcke, die die Trauben für den berühmten Süßwein Vinsantos liefern, breiten sich kreisförmig direkt über dem Boden aus: Dadurch sind die im Innern wachsenden Früchte vor rauen Winden geschützt, vor allem vor dem Meltemi, der im Juli und August mit Geschwindigkeiten von 80 Stundenkilometer über das Eiland fegt und für ein wenig Abkühlung an glühend-heißen Tagen sorgt.
Erdtöne dominieren Santorin
Santorin – so mein erster Eindruck – ist abgesehen von seiner Schokoladenseite an der Caldera weit weniger reizvoll als das grüne Naxos. Erdtöne dominieren das Inselinnere, nur gelegentlich bleibt das Augen an ein paar grünen Tupfern hängen. Selbst die Eukalyptusbäume bringen kaum Farbe ins Bild. Wer auf dem Profitis Ilias steht, der mit 567 Metern höchsten Erhebung Santorins, blickt auf ödes Land. Auf seiner Spitze thront wie eine Festung jenes Kloster, das eine bedeutende Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Insel spielte.
Santorin: Heißer Tanz auf dem Vulkan
Doch wegen schwarzen Stränden, orthodoxen Kirchen und Weinkellereien mit futuristisch anmutender Architektur kommt ohnehin keiner nach Santorin. Es ist die wilde Schönheit der Westküste, die von Naturkatastrophen erzählt, von Untergang und Neuanfang, von tiefster Armut und bescheidenem Wohlstand.
Noch vor 3800 Jahren war die „Perle der Ägäis“ eine Insel von nahezu kreisrunder Gestalt, der Chronisten den Namen „Kalliste“ gaben. Der Ring umschloss eine Lagune, in deren Mitte die Spitze eines Unterwasservulkans herausragte.
Doch dann – irgendwann zwischen 1627 und 1600 vor Christus – ereignete sich eine erdgeschichtliche Katastrophe, die womöglich das Ende der minoischen Hochkultur auf Kreta einläutete. Der Vulkan flog in die Luft, zurück blieben das C, der Inselfetzen Thirasia und die riesige, vom Meer überspülte Caldera.
Dass Mutter Erde auch weiterhin brodelt, dass Lavaströme neues Land erschaffen – davon zeugen die beiden Steinhaufen Palea Kameni und Nea Kameni. Letzterer, keine 80 Jahre alt, ist mittlerweile mehr als drei Quadratkilometer groß, Heimat einiger weniger, genügsamer Pflanzen und ein wahres Forscherparadies. Denn der nächste Ausbruch ist überfällig.
Per Boot zur den Inseln der Caldera
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zu den beiden Lavainseln, die ahnen lassen, wie die Erde in ihren Kindertagen ausgesehen haben mag. Die vielen betagten Segelboote im Hafen von Athinios, die auf den Namen „King Thiras“, „Princess“ oder „Odysseus“ hören, lassen nichts Gutes erahnen; die Armada aus Reisebussen, aus denen der Strom von Touristen wie zähflüssige Lava herausquillt, noch weniger.
Die pittoresken Zwei- und Dreimaster entpuppen sich als dieselbetriebene Boote, die glücklicherweise nicht alle gleichzeitig abfahren. Das wird sich auf den ausgetretenen Pfaden der Vulkaninsel noch als Vorteil erweisen.
Nea Kameni und Palea Kameni
Ich mag mir nicht vorstellen, wie es hier in normalen Jahren aussehen mag, wenn kein beschissener Virus den Tourismus ausbremst. Lemmingen nicht unähnlich trippelt die Karawane der Kamerabewaffneten zu Fumerolen, Kratern und Aussichtspunkten, wo der Blick zur Steilküste von Santorin und nach Thirasia schweift. Das kleine Eiland ist eine Miniaturausgabe der großen Schwester: unten ein Pier mit einem knappen Dutzend Tavernen und Souvlaki-Buden, oben am Kraterrand das Dorf Manolas mit seinen 200 Bewohnern. Der Unterschied zu Santorin: Thirasia ist eben nicht so berühmt und nicht so überlaufen.
Die heißen Quellen vor Palea Kameni
Viel Zeit bleibt nicht, um das Türkis der Meeres in sich aufzusaugen, die Haare von der stetigen Brise zerzausen zu lassen und darüber zu sinnieren, wann der schlafende Riese wieder grummeln wird. Kapitän Costas mahnt zum Aufbruch, schließlich gibt es nur zwei Anlegestellen und die nächsten Schiffe warten bereits.
In einer kleinen Bucht vor Palea Kameni ermuntert Dada, die rechte Hand des Kapitäns, die Ausflügler zu einem Sprung ins eher kühle Wasser der Ägäis.
Ein paar Schwimmzüge weiter fühle ich mich wie in der wohltemperierten heimischen Badewanne. Schlammiger Grund liegt keinen Meter unter mir. Das klare Blau ist einer milchkaffeebraunen Brühe gewichen. Die mit Schwefel überzogenen Steine belegen, dass hier eine warme Quelle aus dem Schoß der Erde sprudelt.
Der Einsiedler, der nahe der schneeweißen, dem heiligen Nikolaus geweihten Kapelle hausen soll, lässt sich nicht blicken. Wahrscheinlich geht ihm der tägliche Volksauflauf vor seiner Haustüre schlicht auf die Nerven. Mir bleibt das Planschen in der übelriechenden Brühe noch aus einem anderen Grund in Erinnerung. Abends muss ich die Badeklamotten eine halbe Stunde lang spülen, weil sich Schwefel und Eisen als ziemlich hartnäckig erweisen.
Die schönsten Orte auf Santorin
Doch Santorin ist nicht nur für Vulkanforscher und Altertumshistoriker interessant. Die Orte, die wie Adlerhorste die schaurig-schöne Felswand krönen, sind einfach nur wunderschön, so pittoresk und lauschig, als habe sie sich ein Maler für ein kitschiges Gemälde erdacht. Fira und Oia sind Sinnbild für mediterrane Leichtigkeit, eine Verheißung für alle Liebenden, die die passende Kulisse für romantische Hochzeitsbilder suchen.
Nie habe ich mehr junge Bräute gesehen, die sich in flatternde Gewänder gehüllt und mit wehendem Haar ablichten lassen – mit weißen Häusern, knallroten Geranien und azurblauem Meer im Hintergrund. Für den großen Anteil von Asiaten gibt es eine einfache Erklärung: Den Film „Beijing Love Story“, der teilweise auf Santorin gedreht wurde, haben Millionen Chinesen gesehen.
Oia: durchgestylt bis ins Detail
Oia, das Küstendorf an der nordwestlichen Spitze, ist durchgestylt bis ins Detail und wird gelegentlich als schönstes Dorf Griechenlands gefeiert. Der blaue Türrahmen passt zu den blauen Fensterläden, der blaue Gartenzaun zu den blauen Kuppeln der überaus zahlreichen Kirchen. Katzen liegen so friedvoll auf den weiß verputzten Treppenstufen, dass man sie auf den ersten Blick für Attrappen aus Keramik oder Steingut hält.
Die Häuser kleben gefährlich nah am Abgrund und sind so verschachtelt, dass manch ein Besitzer das Dach des darunterliegenden Hauses als Terrasse nutzt. Zwei alte Windmühlen lassen sich von den Strahlen der Sonne küssen. Kaum eine gerade Linie ist in diesem Konglomerat aus Häusern, Treppen und Terrassen auszumachen. Fast alles ist sanft abgerundet, selbst die Mäuerchen, die Besitzer und Bewohner der exorbitant teuren Villen mit Caldera-Blick vor neugierigen Blicken schützen.
Wie im Märchen: Santorins Schokoladenseite mit dem Caldera-Blick
Kein Platz für Einheimische
Echte Insulaner können sich die 1a-Lagen schon lange nicht mehr leisten. Wer Heim und Hof tapfer gegen Eindringlinge verteidigen muss, reagiert zunehmend verschnupft auf die Instagram-Community, die rücksichtslos auf Dächer klettert – auf der Suche nach dem besten Standort für das perfekte Santorin-Bild.
„Respekt für unsere Heimat“ fordert ein unscheinbares Schild an einer Hauswand – stiller Protest gegen die Horden von Tagesausflüglern, die für ein paar Stunden in Oia und dem Nachbarort Fira einfallen und für Überfüllungsalarm in den Schmuck- und Souvenirläden sorgen. Ein Seidentuch von Hermes für 1000 Euro? Ein Vintage-Täschchen von Chanel für 5000 Euro? Eine Sonnenbrille von Céline für ein paar Hundert Euro? Auf Santorin gibt es viele Möglichkeiten, die Kreditkarte glühen zu lassen.
Das Glück der stillen Gassen
Mittags um 12 Uhr bleibt eigentlich nur die Flucht. Vor den Touristen, die sich durch das Labyrinth aus Gassen und Treppenfluchten schieben und mit Rufen des Entzückens die Panoramablicke quittieren. Glücklicherweise gibt es die ruhigen Gassen, wo das griechische Leben seinen gewohnten Gang geht. Dort sitzen betagte Männer mit Zahnlücken und Schirmmütze auf dem Kopf vor ihrem geliebten Kafenio. Hausmannskost gibt es noch zu zivilen Preisen.
Der berühmte Sonnenuntergang von Santorin
Die berühmteste Inszenierung auf Santorin haben wir uns geschenkt: den vielfach angepriesenen Sonnenuntergang, wegen dem allabendlich Menschenmassen zu den Ruinen des Venezianer-Kastell Argyri pilgern.
Stattdessen haben wir uns für ein hübsches Restaurant am Kamari Beach entschieden – mit freundlichen Kellnern und Meeresrauschen als Begleitsound. Es war die richtige Entscheidung, denn auch Santorin kann nicht immer alle Erwartungen erfüllen. Der berühmte Augenblick, wenn der rote Feuerball in der Ägäis versinkt und die strahlend-weißen Fassaden mit einem Kübel Goldlack überschüttet werden, ist an diesem Abend dem Dunst zum Opfer gefallen.
Was du auf Santorin nicht verpassen solltest
Wir waren vier Tage auf Santorin, viel zu kurz, um die Insel auch nur in Ansätzen kennenzulernen. Wir werden auf jeden Fall zurückkehren, dann mit Wanderstiefeln im Gepäck.
Die Strände
Santorin ist nicht unbedingt eine Stranddestination. Da gibt es im Archipel der Kykladen bessere Ziele. Doch wer einmal im Meer baden möchte, findet einige Möglichkeiten vor.
Kamari Beach: Der an der Südostküste gelegene Strand ist der längste der Insel. In den vergangenen Jahren ist das touristische Angebot gewaltig gewachsen. Es gibt viele Hotels, Restaurants und Shops an der Strandpromenade, die sich über mehrere Kilometer hinzieht. Keinesfalls sollte man die Badeschuhe vergessen, denn der schwarze Lavasand wird im Lauf des Tages sehr, sehr heiß.
Perissa Beach: Eine hoch aufragende Felsnase trennen Perissa und Kamari Beach. Auch hier gibt es alles, was das Badeherz begehrt, denn unmittelbar hinter den Liegestühlen reihen sich Souvenirbuden und Tavernen aneinander. Wer will kann beide Stände verbinden: Bootstouren machen es möglich.
Red Beach: Eine rote Felswand, die direkt hinter dem Strand emporragt; schwarzer und roter Kies, auf dem sich das Handtuch ausbreiten lässt; ein Meer so klar und sauber, dass man sich sofort reinstürzen möchte.
Der vielleicht außergewöhnlichste Strand von Santorin ist in erster Linie ein tolles Fotomotiv. Allerdings ist er in der Hochsaison hoffnungslos überlaufen. Es gibt unzählige Tourveranstalter, die Bootstouren zum Red Beach offerieren; wer lieber zu Fuß unterwegs ist, parkt in der benachbarten Bucht von Akrotiri und nimmt den nicht zu verfehlenden Pfad über den Hügel. Übrigens ist die Felswand nicht ganz ungefährlich: Vor einigen Jahren wurde das beliebte Ausflugsziel wegen eines Felsrutsches für mehrere Tage gesperrt.
Akrotiri: das „minoische Pompeji“
Einst war Akrotiri im äußersten Südwesten Santorins eine blühende Stadt, doch nach einem Vulkanausbruch vor über 3600 Jahren versank sie unter Asche. Der französische Geologe Ferdinand Fouqué entdeckte die prähistorischen Mauerreste unterhalb des Dorfs Akrotiri in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erst 100 Jahre später folgten systematische Ausgrabungen der durch Asche und Bimsstein konservierten Gebäude. Weil menschliche Überreste, Schmuck und Wertgegenstände fehlten, wird vermutet, dass sich die Bewohner rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.
Das 10 000 Quadratmeter große Areal ist durch eine luftige Konstruktion gegen Witterungseinflüsse geschützt. Der Rundweg führt durch zwei Gassen, vorbei an ehemals mehrstöckigen Gebäuden. Zahlreiche Funde von Gebrauchsgegenständen zeichnen ein Bild vom einstigen Reichtum ihrer Besitzer. Werkzeuge, Gefäße, selbst hölzerner Möbel wurden mit Hilfe von Gips rekonstruiert.
Pyrgos: die Alternative zu Oia
Wer den Menschenmassen in Oia oder Fira entgehen will, der fährt nach Pyrgos. Das malerische Dorf, nur wenige Kilometer von Fira entfernt, ist kaum weniger schön als seine beiden berühmten Schwestern.
Pyrgos, zu Füßen einer venezianischen Festung erbaut, war lange die Hauptstadt von Santorin. Es gibt enge Gassen, in denen man sehr viel Orientierungsvermögen benötigt, unzählige Treppen, die hoch- und runterführen, traditionelle Häuser, die wie Zuckerwürfel übereinander gestapelt sind, Kunstgalerien in versteckten Ecken sowie Kirchen mit klassischen blauen Kuppeln. Sage und schreibe 48 sollen es sein. Wer den höchsten Punkt des Bergdorfes am Profits Elias erklimmt, wird mit einem atemberaubenden Blick über die Insel und die Caldera belohnt.
Der schönste Wanderweg auf Santorin
Wer die zehn Kilometer von Fira nach Oia wandern möchte, sollte einige Dinge beherzigen. Früh aufstehen, gute Wanderschuhe anziehen, reichlich Sonnencreme auftragen und einige Wasserflaschen einpacken. Denn auf Schatten hoffen Wanderer vergeblich.
Dafür gibt es alle paar Meter Glücksgefühle der besonderen Art. Der Weg führt die meiste Zeit am Kraterrand entlang. Gelegentlich geht es über loses Lavagestein und -geröll; gelegentlich tun sich neben dem Weg furchteinflößende Abgründe auf – weshalb man die Flip-Flops tunlich im Hotelzimmer lassen sollte. Zwischen drei und vier Stunden musst du für die Tour einplanen. Zurück zum Ausgangspunkt kommt du mit dem Bus.
Mit dem Bus über die Insel
Ein Auto mieten? Diese Ausgaben kannst du dir auf Santorin sparen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Busnetz. Die Fahrten sind preiswert, der Fahrplan dicht getaktet und selbst die entlegensten Ecken werden angefahren. Umgestiegen wird meist in Fira.