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Auf der Suche nach der romantischen Seite des Rheins

Blick auf den Rhein bei der Marksburg

Tulla ist an allem schuld. Während die MS „Edelweiss“ an Basels pittoresken Altstadthäusern vorbeischippert und Kurs Richtung Norden nimmt, frage ich mich, warum der Oberingenieur im Dienst des badischen Markgrafen nicht einfach die Finger von dem mächtigen Strom gelassen hat.

Vielleicht wäre dieser Schauplatz der Geschichte, diese Kulisse für Geschichten dann noch immer ein wilder Fluss, ein unbändiges Wesen, das munter über Stromschnellen hüpft, hier und da Sandbänke auftürmt, um sie bei nächster Gelegenheit wieder wegzuspülen.

In Basel beginnt die Kreuzfahrt auf dem Oberrhein.

Doch Tulla, gesegnet mit dem leidenshäftlichen Willen, die Natur zu beherrschen, folgte einem einfachen Credo:

In der Regel sollten in kultivierten Ländern die Bäche, Flüsse und Ströme Kanäle sein und die Leitung der Gewässer in der Gewalt der Bewohner stehen

schrieb er seinen Zeitgenossen ins Stammbuch. Mehr als ein Flussbett habe der Rhein nicht nötig, meinte der Wasserbaupionier und ging zügig an die Planungen für seine “Rheinkorrektur”.

Wenige Jahrzehnte später war der mächtige Strom unzähliger seiner Schlingen beraubt und in ein schnurgerades Bett von maximal 250 Meter Breite gezwängt. Nebeneffekt dieser Rheinregulierung am Oberrhein: Europas große Lebensader schrumpfte zwischen Basel und Mannheim um stolze 80 Kilometer Länge.

Eher Kanal, als Fluss: der Oberrhein zwischen Basel und Mannheim.

Der Oberrhein: die gebändigte Seite des Flusses

Nun würde man dem großen Sohn Karlsruhes Unrecht tun, wenn man sein Jahrhundertprojekt in Bausch und Bogen verdammen würde – schließlich teilte der Pfarrerssohn nur die Meinung vieler Kollegen, die in Flüssen meist Feinde sahen, die wahlweise „gebändigt“ oder „gezähmt“ werden müssten.

Dem Absolventen der École Polytechnique, nach dem in seiner Heimatstadt so ziemlich alles benannt wurde, was einen Namen braucht, ging es vor allem darum, die Orte entlang des Rheins vor Hochwasser zu schützen. Zudem sollte Sumpfland trockengelegt und dadurch die Seuchengefahr gebannt werden. Ein begradigter Rhein hatte außerdem den Vorteil, dass er nicht ständig seinen Lauf änderte: Das hatte damals zu permanenten Streitigkeiten zwischen badischen und französischen Gemeinden um das Eigentum an Ufergrundstücken und Inseln geführt.

die MS “Edelweiss” unterwegs auf ihrem Weg gen Norden.

Der Grand Canal d’ Alsace: der Rhein als Stromlieferant

Das Einzige, was am Grand Canal d’Alsace großartig ist, ist sein Name – zumindest aus Sicht des Passagiers eines Flusskreuzfahrtschiffes. Schier endlos zieht sich die Wanne durch die Landschaft; ihre Ufer sind fast durchgehend befestigt, durch schräge Wände, Mauern und dicke Steinaufschüttungen. Abwechslung fürs Auge: Fehlanzeige.

Nur hin und wider parken ein paar einsame Autos auf der Uferböschung. Stolze Hundebesitzer führen ihren schwanzwedelnden Hund Gassi.

Ich sehne jede weitere Kilometertafel herbei – in der Hoffnung, dass die landschaftliche Langeweile des Rheinseitenkanals ein Ende hat und hinter dem Kraftwerk Vogelgrun endlich die ummauerte Festungsstadt Breisach mit dem Stephansmünster auftaucht. Sie ist steinernes Zeugnis einer von Krieg und Zerstörung geprägten Region, wo der Strom über Jahrhunderte hinweg eine der tiefen politischen Bruchlinien im Herzen Europas verkörperte.

Bei Breisach mit dem Münster St. Sephan vereinigt sich der Rheinseitenkanal wieder mit dem eigentlichen Rhein.

Neben Tullas Rheinkorrektur war der Große Kanal des Elsass der zweite Sündenfall in puncto Ökologie. Denn Vater Rhein, der auf seinem 1230 Kilometer langen Weg von den Alpen zur Nordsee acht europäische Staaten durchquert, wurde endgültig zum „Ideal-Strom“. Die betonierte Röhre diente nicht nur der Schifffahrt, sondern vor allem der Stromerzeugung.

Durchs alte Bett fließt nur ein kümmerlicher Rest

Fast alles Wasser fließt durch diesen Kanal; im alten Bett verbleibt nur ein kümmerlicher Rest. Das starke Gefälle des Rheins muss man gleichsam portionieren – durch ein knappes Dutzend Schleusen. Die befördern jedes Schiff wie in einem flotten Fahrstuhl wahlweise nach oben oder unten.

Zwölfeinhalb Meter muss die „Edelweiss“ an der Schleuse Iffezheim überwinden. Mit einer Länge von 270 Metern und einer Breite von 24 Metern ist sie eine der größten und leistungsfähigsten Schleusen Europas.

Ein knappes Dutzend Schleusen gibt es am Oberrhein.

Mulmiges Gefühl in den Schleusen

Es ist ein faszinierenden Schauspiel, wenn die Kapitäne ihre Schiffe im Schritttempo in die Schleuse manövrieren, die innerhalb weniger Minuten nach unten oder oben „sausen“. Zwischen Schleusen- und Bordwand liegen oft nur wenige Zentimeter. Das leicht mulmige Gefühl, zwischen Mauern eingeklemmt zu sein, weicht erst, sobald sich die Schleuse wieder öffnet.

Natur pur an den Altheinarmen

Würde ich den Zustand erleben wollen, als der Rhein ein mäanderndes Band mit mehr als 2000 Inseln, Sand- und Kiesbänken war, eine amphibische Zone von mehreren Kilometern Breite  – ich müsste runter von meinem komfortablen schwimmenden Hotel.

Die kümmerlichen Reste der ursprünglichen Wildstromlandschaft – wie beispielsweise im Naturschutzgebiet Taubergießen auf deutscher Seite oder der Petite Camargue auf französischer – lassen den ursprünglichen Charakter des Rheines erahnen.

In diesen bedrohten Paradiesen, die einen Hauch Dschungel wie im weit entfernen Amazonien versprühen, gibt es sie noch – die von Quellen gespeisten, kristallklaren “Gießen”, wo Wildkarpfen laichen und Welse den Fischern ins Netz gehen. Die urtümlichen Auewälder aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Silberpappeln sind Heimat von Wildkatze, Eisvogel, Pirol, Graureiher, Grasfrosch und Gelbbauchunke. Die Orchideenwiesen schmücken sich im Mai und Juni mit blühendem Hundswurz, Knabenkraut und Waldhyazinthe.

Die “Edelweiss” in einer der vielen Schleusen.

Die Isteiner Schwellen bei Rheinkilometer 177 – ein ungewolltes Nebenprodukt der Tulla-Regulierung und einst bei Schiffern gefürchtet – sind heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel, wo es sich an heißen Tagen wunderbar plantschen lässt.

Ab Iffezheim darf der Rhein frei fließen

An der Schleuse Iffezheim, wo jeden Tag 100 bis 120 Schiffe abgefertigt werden, beginnt der freifließende Rhein mit seiner Armada aus Bobern als Markierung von Untiefen und Hindernissen.

Obwohl Buhnen weit in den Fluss hineinragen, auch unter Wasser, ist der Rhein recht flott unterwegs. Meist bringt es die Strömung auf vier Stundenkilometer, am Binger Loch gar auf acht Stundenkilometer. Deshalb ist das Baden im Rhein an vielen Stellen lebensgefährlich.

Die MS „Edelweiss“ ist schon lange nicht mehr allein auf dieser Wasserstraße, die eine der verkehrsreichsten der Welt ist. Es reiht sich ein in die Riege der Flusskreuzfahrtschiffe, in die Phalanx der Schubverbände und in die Schar von Ausflugsschiffen, Sportbooten und kleinen Fähren, wie beispielsweise jene zwischen dem badischen Leopoldshafen und dem pfälzischen Leimersheim.

Der Rhein ist eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen dere Welt.

Dieser Abschnitt war mal mein Zuhause, und wenn ich es mir recht überlege, ist er es irgendwie immer noch. Zwischen Schwarzwald und Vogesen bin ich aufgewachsen, dem Oberrhein fühle ich mich verbunden. Als Kind bin ich an seinen Ufern gesessen, habe meine Träume von der großen, weiten Welt den flussabwärts fahrenden Schiffen mit auf den Weg gegeben.

Als Teenager bin ich über die Staustufe bei Greffern nach Straßburg geradelt, um Stadtluft zu atmen. Die Auen mit ihren Kanälen, Seen und Tümpeln, wo sich im Sommer eine feuchte Schwüle auf die Haut legt, war unser Spielplatz – ungeachtet der Tatsache, dass Myriaden von Stechmücken jeden Eindringling heimsuchen.

Das Denkmal von Hagen von Tronje am Rheinufer in Worms

Am Rheinkilometer 444 liegt Worms

Bei Kilometer 444 passiert die „Edelweiss“ die rheinland-pfälzische Stadt Worms und das Bronzedenkmal des Hagen von Tronje, das im Lauf der Jahre reichlich Patina angesetzt hat. Mit grimmigem Blick versenkt er den sagenumwobenen Schatz der Nibelungen im Rhein. Vor der Korrektur schwappte er bei Hochwasser bis an die Pforte des Doms.

Das Gotteshaus ist verglichen mit den beiden anderen rheinischen Kaiserdomen in Speyer und Mainz zwar das kleinste, doch dank der Nibelungensaga hat das romanische Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert einen festen Platz in der Belletristik. Hier soll sich der „Königinnenstreit“ der Rivalinnen Brünhild und Kriemhild zugetragen haben. Seit 2002 gibt der Dom die Kulisse für die Nibelungenfestspiele rund um den Drachentöter Siegfried ab. Dessen Skulptur thront auf dem Brunnen vom dem „Haus zur Münze“.

Der Dom zu Worms ist der kleinste der drei Kaiserdome am Rhein.

Jüdisches Erbe der SchUM-Städte

Bekannt sind Worms, Speyer und Mainz als SchUM-Städte, die im Mittelalter eine zentrale Rolle im Judentum spielten und deshalb zum Unesco-Weltkulturerbe zählen. Der Name SchUM steht dabei für die hebräischen Namen von Speyer, Worms und Mainz, denn in allen drei Städten blieb ein einzigartiges Erbe jüdischer Kultur in Mitteleuropa erhalten.

In Worms, der Nibelungenstadt, ist neben der Judengasse an der Stadtmauer vor allem der „Heilige Sand“ beachtenswert, der älteste erhalten gebliebene jüdische Friedhof Europas. In Sichtweite der Osttürme des Domes wurden hier seit dem 11. Jahrhundert jüdische Mitbürger begraben, darunter viele berühmte Rabbiner, Kantoren und Gelehrte.

Der Spaziergang über den Friedhof, vorbei an dem ehemaligen Leichenwaschhaus und uralten Bäumen, ist wie ein Gang durch die Geschichte. Über 2000 mit Inschriften verzierte Grabsteine verteilen sich über das leicht ansteigende Gelände, der größte Teil stammt aus dem Mittelalter und wurde den Gesetzestafeln Moses nachempfunden.

Ursprünglich waren die Grabsteine aus rötlichem Sandstein nur zwei Handbreit in den Boden eingelassen, um die Totenruhe nicht zu stören. Mittlerweile sind viele tief in den sandigen Boden eingesunken und windschief.

Auf dem “Heiligen Sand”, dem ältesten, erhalten gebliebenen jüdischen Friedhof Europas

Juden aus aller Welt kommen vor allem wegen des Grabes von Rabbi Meir von Rothenburg, einer einst hochangesehenen Autorität in jüdischen Glaubens- und Rechtsfragen. Unzählige Zettel und kleine Steine bedecken seinen verwitterten Grabstein – ein Zeichen besonderer Verehrung.

Der berühmte Lehrer starb in Geiselhaft im Turm der Festung von Ensisheim im Oberelsass. Vierzehn Jahre später setzte der Kaufmann Alexander ben Salomo von Wimpfen sein gesamtes Vermögen ein, um die sterblichen Überreste von Rabbi Meir auszulösen und sie auf dem Wormser Judenfriedhof zu bestatten. Sein einziger Wunsch war, neben dem berühmten Rabbi bestattet zu werden. So stehen deren beider Grabsteine bis heute eng beieinander.

Die Judengasse in Worms
Die Martinskirche in Worms

In Bingen beginnt der romantische Rhein

Keine Frage: Die „Gebirgsstrecke“ zwischen dem Binger Loch und St. Goar ist zweifelsohne der berühmteste, spektakulärste und romantischste Abschnitt unserer Rheinkreuzfahrt. Jene Passage beantwortet die Frage:

Warum ist es am Rhein so schön?

Über 60 Kilometer hat sich der Strom sein Bett in das Schiefergebirge gegraben. Bei Tage präsentiert sich der Landstrich als freundlich anmutend, äußerst reizvoll, mit Burgen, Schlössern und pittoresken Häuserzeilen aus Fachwerk. Bei Nacht hat die Passage etwas Angsteinflößendes an sich – zumindest aus Sicht eines Skippers, der seine Kiste heil da durchbringen muss.

Das Mittelrheintal ist zweifellos der schönste Abschnitt des Stromes.

Seit 2002 zählt das Mittelrheintal zum Weltkulturerbe

Deshalb wurde das Mittelrheintal 2002 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. In luftiger Höhe thronen all die Burgen, die mit dem Begriff Rheinromantik verbunden sind: die Rheinfels und die Rheinstein, die feindlichen Brüder Sterrenberg und Liebenstein, Katz und Maus, Stahleck und Sooneck und all die anderen Relikte einer längst vergangenen Zeit.

Die Kaub mit Burg Gutenfels im Hintergrund liegt mitten im Rhein.

Bei Kilometer 529 beginnt das schaurig-schöne Spektakel, genauer gesagt am Mäuseturm bei Bingen. Durch Sprengungen in den 1970er Jahren wurde das Binger Loch zwar entschärft und die Fahrrinne verbreitert, doch noch immer schäumt der Strom durch sein felsiges Bett. Er zerrt herrisch an den roten und grünen Tonnen, die die Fahrrinne markieren, zieht sie fast gänzlich unter Wasser oder lässt sie taumelnd tänzeln.

Kollektive Verzückung an der Loreley

Frachter mit weißem Schaum vor dem Bug quälen sich rheinaufwärts; zu Tal geht die Fahrt dagegen geschwind vonstatten. Auf beiden Rheinufern sausen Tag und Nacht Hunderte von Personenzügen vorbei, dazwischen dröhnen endlose Güterzüge.

An der Loreley, wo Japaner und Amerikaner in kollektive Rufe der Verzückung verfallen, ist die Fahrrinne so schmal, dass sie früher so manchem Schiff zum Verhängnis wurde. Heute kann sich der Passagier dank technischer Hilfsmittel und moderner Navigationssysteme völlig sorglos auf den Anblick der 132 Meter hohe Schieferfelswand konzentrieren. Dort soll jene schöne Zauberin hausen, die Heinrich Heine in einem Gedicht zum Leben erweckte.

Der Felsen der Loreley – bei Tage wenig geheimnisvoll.

Zwischen Massenansturm und Dornröschenschlaf

Nirgendwo in Europa gibt es mehr Burgen als zwischen Bingen und Koblenz. Einige wie die Rheinstein bei Trechtingshausen werden von Touristen überrannt; andere liegen im Dornröschenschlaf, wie beispielsweise die Burg Katz in St. Goarshausen.

Dabei klangen die Pläne des japanischen Millionärs Satoshi Kosugi so vielversprechend. Als er das geschichtsträchtige Gemäuer der Grafen von Katzenelnbogen 1989 kaufte, war von einem Luxus-Hotel nebst passendem Anbau die Rede. Doch seither hat sich auf der Katz mit ihren runden Türmen nicht viel getan. Wanderungen zu dem mythenbeladenen Ort enden am verschlossenen Tor.

Die Marksburg bei Braubach wurde nie zerstört

Die Marksburg bei Braubach ist die einzige nie zerstörte Höhenburg am Mittelrhein. Während die Rheinstein mit ihren Giebeln, Türmen und Zinnen all das verkörpert, was Architekten des 19. Jahrhunderts über die Baukunst des Mittelalters dachten, ist an der Marksburg alles original. Zumindest das meiste.

Die imposante Festung mit ihrem Bergfried, dem romanischen Palas und den Bastionen thront auf einem 90 Meter hohen Felskegel. Sie gehörte einst den Herren von Eppstein, die zu den mächtigsten Familien des hohen Mittelalters zählten, später den Grafen von Katzenelnbogen, die wahre Meister im Abkassieren von Zöllen waren.

Heute führt die Deutsche Burgenvereinigung Regie, die sich dem Erhalt, dem Erforschen und Erleben der Kleinode verschrieben hat. Für 1000 Mark hatte der Verein die verwahrloste Burg im Jahr 1900 erworben.

Die Marksburg liegt auf einem 90 Meter hohen Felsen.

Seitdem hat die Burgenvereinigung Unsummen in die Unzerstörte gesteckt. Sie vermittelt einen guten Einblick in das Leben auf einer Burg. Unzählige Fässer lagern im Weinkeller des gotischen Saalbaus.

In der Burgküche mit dem hallenartigen Charakter wurde nicht nur gebraten und gekocht, hier schlief auch das Gesinde.

In der Kemenate hat die Burgherrin sicherlich  auf der Bank in der Fensternische gesessen und das Treiben auf dem Fluss beobachtet. Mehr als ein Dutzend Bewohner zählte das Bollwerk wohl zu keiner Zeit, erzählt Burgführer Robert Agnello, der im Hauptberuf Schauspieler ist.

Die Rüstkammer der Marksburg mit lebensgroßen Waffenträgern

Eine Rüstkammer mit ungewöhnlichen Models

Der außergewöhnlichste Raum ist die Rüstkammer mit der „Gimbelschen Sammlung“. Die Kollektion aus 14 lebensgroßen Figuren aus dem Jahr 1880 dokumentiert anschaulich die Entwicklung der Panzerung vom Altertum bis zur frühen Neuzeit. Wer schon immer wissen wollte, wie der Markgraf von Baden um 1400 in die Schlacht zog oder welch aufwändigen Kopfschmuck die Grafen von Eberstein trugen – für den ist die Kollektion des Baden-Badener Sammlers Karl Gimbel eine wahre Fundgrube.

Die MS “Edelweiss” vor der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz

Abstecher auf den Odilienberg

Noch eine Stippvisite am Deutschen Eck, wo Mosel und Rhein aufeinandertreffen und Kaiser Wilhelm hoch zu Roß auf das Gewusel zu seinen Füßen herunterblickt. Ein Besuch im Speyerer Dom, die Grablege der salischen Kaiser – schon neigt sich die Kreuzfahrt auf dem Rhein ihrem Ende entgegen.

Die Fahrt auf den Odilienberg unweit der elsässischen Gemeinde Obernai hätte ein Höhepunkt werden können, doch das Wetter spielt nicht mit. Es regnet in Strömen, es ist bitterkalt und zu allem Überfluss wabert Nebel um den Berg, der sich fast 800 Meter über der Oberrheinebene erhebt. Das schafft zwar eine mystische Atmosphäre, doch die atemberaubende Aussicht über den Vogesenkamm, die Rheinebene mit dem blauen Band und die Höhenzüge des Schwarzwaldes wäre mir lieber gewesen. So bleibt nur die Hoffnung auf bessere Tage, an denen man sogar die Schweizer Alpen sehen könnte.

Johann Gottfried Tulla starb übrigens in Paris. Das Ende seiner Flussbegradigung, die den alten Vater Rhein für immer veränderte, hat er nicht mehr erlebt. Der Rheindompteur wurde auf dem Friedhof Montmartre in Paris bestattet, ganz in der Nähe des Grabes von Heinrich Heine. Das Relief auf dem Grabstein zeigt das „Altriper Eck“, einen der technisch schwierigsten Abschnitte der Rheinbegradigung. Die letzte von insgesamt 18 Rheinschlingen-Durchtrennungen war gleichsam Tullas Vermächtnis.

Obernai gilt als einer der schönsten Orte im Elsass.

Mehr Flusskreuzfahrten gefällig? Wie wäre es beispielsweise mit einer Fahrt auf der Seine mit Staretpunkt Paris oder einer Fahrt auf der Rhein von Köln bis nach Rotterdam?

Roswitha:
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