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Nostalgisches Flair wie zu Kaisers Zeiten: das Miramar in Opatija

das Hotel Miramar in Opatija

Wer die Hotelhalle des Hotels Miramar im kroatischen Opatija betritt, fühlt sich wie zu Sisis und Franz Josephs Zeiten. Ein funkelnder Kronleuchter, der perfekt in die Wiener Hofburg oder ins Schloss Schönbrunn passen würde, baumelt von der Decke. Edle Sitzecken laden zum Verweilen ein. Zwei lebensgroße Statuen, gekleidet in die Mode des 19. Jahrhunderts, lassen das Ambiente der k. u. k. Monarchie aufleben.

Wären da nicht die hilfreichen Geister der Rezeption sowie der kleine Shop, wo der Urlauber istrische Spezialitäten kaufen kann – er würde sich glatt wie jener Hotelgast fühlen, der vor einem Jahrhundert begeistert schwärmte:

Schönste Lage am Meer. Prachtvolle Aussicht. Große Zimmer und Salons. Eigenes Seebad. Schattige Gartensitze und größte Reinlichkeit im Hause.

Übernachtet hat der unbekannte Enthusiast damals in einer schmucken Villa, die ein gewisser Herr Meyne aus dem Burgenland zwischen 1890 und 1897 in Abbazia, dem heutigen Opatija, errichten ließ. Groß bewerben musste der gute Mann das wunderschöne Haus nicht, schließlich war Abbazia 1889 offiziell zum Kurort ernannt worden.

das Hotel Miramar in Opatija
Zeitreise: Die Lobby des Hotels Miramar

Opatijas Aufstieg zur “Königin der Adria”

Namhafte Ärzte hatten die Heilwirkung des milden Adriaklimas gepriesen, das dem Gebirgsmassiv Učka zu verdanken ist. Sanatorien, Hotels und Badeanstalten schossen daraufhin wie Pilze aus dem Boden. In den Wiener Salons war die “Perle der österreichischen Riviera” das Gesprächsthema. Dort firmierte der Ort mal als „Königin der Adria”, mal als „Badewanne Wiens”.

Die Anfahrt war dank kaiserlicher Südbahn denkbar einfach, und so mauserte sich das kleine Fischerdorf zum Nobelkurort der feinen Gesellschaft, zum Tummelbecken der High Society, wo Europas Hochadel und die großbürgerliche Elite – sofern sie es sich leisten konnte – von November bis März zur “Chur” weilte und sich damit vergnügte, durch Gärten zu flanieren und Kurkonzerten zu lauschen.

Das Operettengebäude der kroatischen Stadt Opatija
Das Operettengebäude von Opatija – leider schon geraume Zeit geschlossen

1881 wurde das erste Hotel Opatijas gebaut

Den begüterten Herrschaften mangelte es an nichts in dem mediterranen Seebad – es gab Straßenbahnen und Parks, Theater und Spielhöllen. Schon 1881 war hier das erste Hotel gebaut worden, womit man selbst Venedig überflügelte. Später kamen weitere Luxusherbergen dazu, die speziell auf die Bedürfnisse der Sommerfrischler mit großem Gefolge ausgerichtet waren: Vorne die prunkvollen Zimmer mit Strom, warmen Bädern, Balkon und herrlicher Aussicht auf die Bucht für die Herrschaft, hinten die kleinen Kammern für die Dienstboten. Sogar die kalorienreiche Sachertorte wurde jeden Tag frischgebacken.

Am Lungomare, der zwölf Kilometer langen Uferpromenade zwischen Volosko und Lovran, fühlt sich der Flaneur wie in einer Zeitkapsel – vorausgesetzt der Gast verschließt das Auge vor der ein oder anderen Betonscheußlichkeit und konzentriert sich auf die Bauten des Historismus, die von Opatijas großer Vergangenheit zeugen.

Die Uferpromenade Lungomare in der kroatischen Stadt Opatija
Auf dem Lungomare, der Uferpromenade, die direkt an der Küste der Kvarner Bucht verläuft

Opatija: wo sich Affären und Familiendramen abspielten

Hinter den verschnörkelten Fassaden der noblen Hotels und Villen spielten sich Affären und Familiendramen ab; manche sind dokumentiert, über andere Pantscherl wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Gerüchteweise soll Kaiserin Sisi, die ewig Unstete, mit dem ungarischen Grafen Andrássy frischen Schwung in ihr Liebesleben gebracht haben, während sich der kaiserliche Gemahl mit der Schauspielerin Katharina Schratt in der Villa Madonna vergnügte. In der Villa Amalia quartierten sich der deutsche Kaiser sowie der Großherzog von Luxemburg ein, der jeden Morgen eine Zigarre qualmte: ein extra langer, eigens für ihn angefertigter Glimmstengel, weil ihm der Arzt nur einen pro Tag genehmigt hatte. Geradezu schockiert war die feine Gesellschaft über Konsul Kremensek. Der vergriff sich nämlich in seiner Villa am Dienstmädchen. Die hatte allerdings ein Messer zur Hand. Ein schneller Schnitt und der Konsul stand ohne sein bestes Stück da.

Haus in der kroatischen Stadt Opatija
Fassaden wie aus der Zuckerbäckerei

Opatija: Treffpunkt der Hautevolee der Donaumonarchie

Im Hotel Quarnero, dem ältesten Hotel Abbazias, feierte und tanzte die Hautevolee der Donaumonarchie im angeblich schönsten Ballsaal der Welt die Nächte durch, während am Strand davor die amerikanische Tänzerin Isadora Duncan für einen handfesten Skandal sorgte: Die für ihre amourösen Eskapaden bekannte Amerikanerin stieg in einem recht freizügigen Badedress in die Fluten.

Angeblich ließ sich die Ballerina in Opatija, einer der schönsten Städte Istriens, von im Wind wiegenden Palmenblättern zu neuen Tanzbewegungen inspirieren. Die Wegbereiterin des modernen Ausdruckstanzes starb ebenso spektakulär, wie ihr ganzes Leben gewesen war: Ihr langer roter Seidenschal, den sie um den Hals geschlungen hatte, verfing sich in den Radspeichen ihres Cabrios und strangulierte die Tänzerin.

Mit der Villa Angiolina fing alles an

Einer, der sich sowohl literarisch, als auch zeichnerisch mit dem Lieblingsort der Aristokratie und des wohlhabenden Bürgertums beschäftigte, war Erzherzog Ludwig Salvator, Sohn des letzten Großherzogs der Toskana. Der “Luigi”, wie der reiselustige Prinz von seiner Familie genannt wurde, war – wie auch Kronprinz Rudolf und seine Frau Stefanie – des öfteren in der Villa Angiolina zu Gast.

am Lungomare in der kroatischen Stadt Opatija
Viele der Bauten in Opatija stammen noch aus der Zeit der Donaumonarchie

Die hatte der Holz- und Weizenhändler Iginio Scarpa in Erinnerung an seine jung verstorbene Frau in Auftrag gegeben. Vor allem der Park der schmucken Villa, die als Wiege des Tourismus in Abbazia gilt, hatte es dem Habsburger angetan. Wo sonst gab es über 150 Arten aus aller Welt zu bestaunen, darunter Palmen, Yucca, Bambus, Tamarisken und Kamelien, die heute das Wahrzeichen Opatijas sind? An der Mauer sind übrigens die Konterfeis all der berühmten Touristen verewigt, getreu dem Motto “I was in Opatija, too”.

die Statue des Mädchens mit der Möwe in der kroatischen Stadt Opatija
Das beliebteste Fotomotiv von Opatija: die Statue des Mädchens mit der Möwe

Das Miramar: von der Villa Meyne zum Adria Relax Resort

Gern quartierte sich der Luigi, dem eine gewisse Schwäche für beide Geschlechter nachgesagt wurde, in der Villa Meyne mit dem markanten achteckigen Turm ein. Nach mehreren Besitzerwechseln bekam der repräsentative Bau einen neuen Namen: Villa Neptun.

Das Facelifting in Anlehnung an das Schloss Miramare bei Triest zahlte sich aus. Das “Neptun” wurde zum beliebten Motiv zahlreicher Ansichtskarten und der Treffpunkt berühmter Gäste, wie Fürst Esterhazy oder die Prinzessin zu Windisch-Grätz. Das Wiener Salonblatt veröffentlichte regelmäßig, wer wo wann abstieg und schrieb über gesellschaftliche Ereignisse – wie über “einen äußerst gelungenen Faschingsabend” in der Villa Neptun im Jahr 1908.

Der Blick von oben: der Hotelkomplex des Hotels Miramar in Opatija
Der Blick von oben: der Hotelkomplex des Miramar           Foto: Miramar Opatija

Doch mit den Kriegen begann der Abstieg der “Riviera der Seligen”. Zwar galt Opatija in sozialistischen Zeiten als beliebtes Sommerreiseziel, doch in die historische Bausubstanz des Kurortes wurde zunächst wenig investiert.

Facelift für die “Villa Neptun”

Stattdessen klotzten Geldgeber während der Tito-Ära Betonbunker wie das “Ambasador” an die Küste, eine architektonische Scheußlichkeit inmitten all der Villen-Seligkeit. Auch das “Neptun” blieb nicht vom Niedergang verschont und verfiel zusehends. Doch mit dem Fall des Eisernen Vorhangs sowie dem Beitritt Kroatiens zur EU besann man sich der mondänen Prachtbauten mit ihren verspielten, stuckverzierten Fassaden, den Türmchen und Erkern, den Veranden, Balkonen und Ziergiebeln.

Den Dornröschenschlaf der Villa “Neptun” beendete ein österreichischer Hotelier, der schon in Zell am See Erfahrungen mit historischen Bauten gesammelt hatte. Keine zwei Jahre dauerte die liebevolle, detailgetreue Rekonstruktion – dann erstrahlte das alte Gemäuer in neuem Glanz, mit verspielten Zinnen, luftigen Loggien und dem auffallenden Eckturm mit seinen Suiten. Dort blickt man von jedem Fenster aus aufs Wasseer.

Der Hotelgarten: einer der schönsten in Opatija

Vier neue Gästevillen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind, flankieren das schlossähnliche Anwesen am Lungomare. Dazwischen liegt der zauberhafte Hotelgarten mit dem Kamelienbrunnen.

Herrin dieses mediterranen Paradieses ist die hauseigene Gartenfee Katica, die sich um eine Fülle von Pflanzen kümmern muss: Lorbeerbüsche, Rhododendren, Hortensien, Rosen und natürlich Kamelien, die den Reigen der blühenden Pflanzen schon im Februar eröffnen, bis in den Sommer hinein blühen und das florale Aushängeschild des Küstenortes sind.

das Hotel Miramar in Opatija, Kroatien
Der achteckige Turm ist das Markenzeichen des Hotels Miramar.

Roter Teppich für die Kamelie

Seit mehr als 160 Jahren ist die sensible Blüten-Diva in Opatija heimisch. Gerne wird die Geschichte erzählt, dass ihr Einzug in Europas Gärten damit begonnen hat, dass den Briten im 18. Jahrhundert anstelle der gewünschten chinesischen Teepflanze “Camellia sinensis” die “”Camellia japonica” untergejubelt worden war. Sicher ist, dass Iginio Scarpa Opatijas erste Kamelie pflanzen ließ. Angeblich stammte das Exemplar aus Schloss Pillnitz bei Dresden. Deren Nachkommen schmücken zu Tausenden die Parks des Küstenstädtchens.

Der Blick in den Hotelgarten des Miramar

Die “Kameliendame” des Miramar kümmert sich nicht nur um 21 Sorten der kälteempfindlichen Schönheit; sie gibt Hotelgästen auch gute Tipps zur Kultivierung und hat eine “Camellia japonica” als Bonsai gezogen. Kein Wunder, dass die grüne Oase zum schönsten Hotelpark Opatijas gekürt wurde.

Dazu hat sicherlich der Kamelienbrunnen beigetragen, der seit 2007 zwischen all den duftenden und sprießenden Pflanzen steht. Das Herz des Meisterwerks, schlappe drei Tonnen schwer, wurde aus einem einzigen Block Marmor gehauen. Rundherum sprudeln Wasserfontänen aus den “Kamelienblättern”. Für die “Pflanzenblätter” wurde grüner Serpentinit verwendet – ein Stück Großvenediger, gewonnen in 2000 Meter Seehöhe.

das Hotel Miramar in Opatija, Kroatien
Nostalgisches Flair im Speisesaal

Nostalgisches Flair und moderner Komfort

Vor allem bei österreichischen und deutschen Gästen ist das Vier-Sterne-Superior-Resort beliebt. Sie genießen die überbordenden Fisch- und Nachspeisenbuffets, die im herrlich nostalgisch wirkenden Panoramarestaurant aufgetischt werden. Sie lassen sich das vom Meeresrauschen begleitete Romantik-Dinner im Sisi-Pavillon servieren oder kehren in der Habsburgerbar ein, die eine Melange aus Kaffeehaus, Restaurant, Cocktail-Lounge, Bühne und Galerie ist.

Wer will, kann sich von der hauseigenen Gästeführerin Barbara, einem quirligen Wirbelwind mit Wuschelkopf, ins Caffe Wagner entführen lassen, wo Kronleuchter mit glitzernden Kristallketten und Jugendstil-Lampen aus Messing den hohen Raum erhellen. Oder er begleitet die belesene Kroatien auf einem Spaziergang auf der aussichtsreichen Carmen-Sylva-Promenade, die nach Königin Elisabeth von Rumänien benannt wurde. Das royale Leben war der Dame offensichtlich zu langweilig, weshalb sie unter dem Pseudonym Carmen Sylva ihr Glück als Musikerin, Schriftstellerin und Dichterin suchte.

Ein paar Impressionen aus dem Miramar

“Köstliches Bad in krystallreinem Wasser”

Man könnte den Tag mit Müßiggang verbringen, mit langen Sonnenbädern und einem guten Buch. Oder man könnte dem “Luigi” nacheifern, der mit Wonne vom “köstlichen Bad von Abbazia” und vom “krystallreinen Wasser” schwärmte. Ein wahres Götterbad sei das, vertraute der Erzherzog seinen Aufzeichnungen an.

das Hotel Miramar in Opatija, Kroatien
Das Meer vor dem Fenster: Im Spa des Miramar

Von der Badeplattform kann man direkt in die Adria hüpfen. Sollte die mal zu kalt sein, gibt es noch immer den kombinierten In- und Outdoorpool mit beheiztem Meerwasser. In der finnischen Panoramasauna heizen Bademeister den Schwitzenden kräftig ein. Im Spa dreht sich alles um das Schön- und Gesundsein, auch wenn mancher die Weintraube lieber im Glas, statt auf der Haut hat.

 

Ökologischer Fußabdruck
Bei einem Flug von Frankfurt nach Pula fallen 434 Kilogramm CO₂ an (Quelle Atmosfair). Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen liegt bei 1.500 Kilo. Der Kompensationsbetrag liegt bei 10 Euro.

Bei der Recherche wurde ich vom Hotel Miramar unterstützt. Auf mein Urteil hat das jedoch keinen Einfluss. Einige Bilder – wie das Titelbild, die Luftaufnahme sowie die Aufnahme des Zimmers – wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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