Eine Woche Tansania! Viel zu kurz, um das 945 000 Quadratkilometer große ostafrikanische Land kennenzulernen. Doch immerhin lang genug, um die Naturjuwelen des “Northern Circuit kennenzulernen. Der erste Teil meines Berichts über die Tansania-Reise führte vom Kilimanjaro zum Tarangire Nationalpark. Jetzt geht es in die beiden berühmtesten Nationalparks des Landes: in die Serengeti und zum Ngorongoro-Krater.
Inhaltsverzeichnis
Tansanias Tourismus-Trümpfe
Ngorongoro und Serengeti! Gibt es irgendjemand auf der Welt, bei dem diese Namen keine Träume auslösen? Von Gnus, die zu Abertausenden die trockene Savanne sprenkeln und auf der Suche nach Leben spendendem Nass gen Norden ziehen? Von Raubkatzen, die faul unter einem Busch liegen und sich die Sonne auf ihr vollgefressenes Bäuchlein scheinen lassen? Von Pulks aus schwerfälligen Hippos, die sich in Schlammbädern suhlen.
Sehnsucht nach dem “endlosen Land”
Die beiden Nationalparks, die mehr oder weniger nahtlos ineinander übergehen, sind die Antriebsfeder des Tourismus in dem ostafrikanischen Land, der Höhepunkt einer jeden Reise auf dem „Northern Circuit“, der Tansanias Naturjuwelen verbindet.
Auch wir sind voller Vorfreude, geradezu elektrisiert von der Aussicht, einen Blick in die Riesenschüssel des Ngorongoro-Kraters werfen zu können. So landschaftlich atemberaubend der Tarangire-Nationalpark ist: Eigentlich sind wir nur wegen der Serengeti, dem „endlosen Land“ und der Riesenschüssel nach Tansania gekommen, und ein uralter Film hat einen entscheidenden Anteil daran.
Gute Reifen sind überlebenswichtig
Manchmal ist es gut, nicht zu wissen, was einen erwartet. Die vier unfreiwilligen Stopps wegen Reifenwechsels, die unser Fahrer Goodluck bis zum Ende der Tour einlegen wird, bringen uns nicht aus der Ruhe – zumal nur neugierige Gnus uns beäugen und kein hungriges Löwenrudel.
Die Affenhorde rund um die Sopa-Lodge, die – im Trachten nach Erdnüssen – selbst vor Einbruch ins Hotelzimmer nicht zurückschreckt, haken wir als unliebsame Besucher ab. Auf das überfahrene Gepardenjunge, dessen Eltern minutenlang völlig reglos neben der Piste sitzen, hätten wir jedoch gut verzichten können. Die trübselige Szene macht uns klar: Selbst in diesem Garten Eden, wo Tiere vor menschlichen Eingriffen sicher sein sollten, herrschen keine paradiesischen Zustände.
Safari auf dem “Northern Circuit”
Nach der Nacht in der Enyati-Lodge, die uns – wegen Stromausfalls – ein ungeplantes Candle-Light-Dinner beschert hatte, herrscht zunächst einmal Vorfreude. Obwohl uns das Wetter dafür keinen Anlass gibt. Zum ersten Mal während unserer Reise auf dem „Northern Circuit“ macht die Regenzeit auf große Show. Dicke Regentropfen trommeln auf die Hausdächer; Wolkentürme säumen als grauer Kragen die steilen Kraterwände; gestern noch staubige Pisten haben sich in rostrote Schlammtöpfe verwandelt, in denen der Vierradantrieb des Jeeps Gold wert ist.
Der Ngorongoro-Krater: der größte Zoo der Welt
Keine zehn Kilometer liegen zwischen der Lodge und dem Eingangstor zur Ngorongoro Conservation Area, deren bedeutendster Schatz die nahezu kreisrunde Riesenschüssel mit einem Durchmesser von 20 Kilometern ist.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, welch zerstörerischen Kräfte aus dem Erdinnern vor Jahrmillionen am Werk waren, um einen fast 6000 Meter hohen Vulkan wegzusprengen, das Land mit einer dicken Ascheschicht zu überziehen und eine der größten Calderen dieser Welt zurückzulassen. Deren steile Seitenwände ragen bis zu 600 Meter auf und umschließen gleichsam den „größten Zoo der Welt“ mit seiner unglaublichen Artenvielfalt.
Die Caldera: Heimat der Massais
Die Massais, das ursprünglich nomadisch lebende Hirtenvolk im Grenzgebiet zwischen Kenia und Tansania, nutzten die saftigen Wiesen der Caldera, das anschließende Kraterhochland und die unendlich scheinenden Grassavannen der Serengeti als Weideland für ihre Rinder- und Ziegenherden.
Nicht nur sie. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges betrieb der aus Hannover stammende Adolf Siedentopf mit seiner Frau Paula eine 6000 Hektar große Farm im Ngorongoro-Krater, mit Rinderzucht und Weizenanbau. Die kümmerlichen Reste des Farmhauses, von dessen Terrasse Siedentopf Afrikas wilde Fauna beobachtete, sind noch immer zu sehen.
Aufstand der Massais
Als die britische Mandatsverwaltung von Tanganjika 1951 den Nationalpark Serengeti gründete, der auch den Landstrich rund um den Krater einschloss, war die Zeit des gemeinsamen Miteinanders von Mensch und Wildtier vorbei. Sehr zum Ärger der Massais, die nie von, sondern stets mit der Natur gelebt haben und sich den restriktiven Nationalparkgesetzen widersetzten. So wurde ein mehr als 8000 Quadratkilometer großes Gebiet, also fast das gesamte Krater-Hochland, vom noch jungen Serengeti-Nationalpark abgetrennt.
Dort dürfen die Massais ihre Herden weiden. Nur ihnen ist es erlaubt, ihre typischen Runddörfer mit dem palisadenartigen Dornenwall in der Ngorongoro Conservation Area zu errichten. Der Krater selbst wird strenger überwacht als jeder andere Nationalpark des ostafrikanischen Landes. „Wer hier erwischt wird, ist schnell den Gegenwert einiger Rinder los“, bestätigt unser Führer Moses, der für den Safarianbieter Laitolya-Tours arbeitet.
Der Ngorongoro-Kater: “Achtes Weltwunder”
Die Tierwelt interessiert ohnehin nicht, welche Grenzlinien der Mensch in seinem Streben nach Ausgleich gezogen hat. Kaum liegt das Lodoare Gate hinter uns, zeigt sich der einzigartige Artenreichtum dieses riesigen Schutzgebietes, das nicht zu Unrecht als „Achtes Weltwunder“ gefeiert wird.
Der Kraterboden, eingehüllt in dicke Nebelschwaden, entzieht sich zwar unseren Blicken, doch dafür wirken die Schemen riesiger Nuxia-Bäume, in deren Geäst silbrig-glänzende Bartflechten baumeln, wie die geheimnisvolle Kulisse einer Theaterbühne. Mit jedem Kilometer, die sich der Jeep Richtung Serengeti kämpft, weicht der Bergregenwald ein Stückchen mehr zurück, macht Platz für sanft modellierte Hänge, die nach dem ausgiebigen Regen einem wogenden Meer aus gelben Margeriten gleichen.
Begegnung mit Giraffen und Hyänen
Massais kreuzen unseren Weg – hagere Gestalten mit kahl geschorenem Kopf und üppigem Perlenschmuck an Hals und Ohren, eingehüllt in leuchtend-bunte Tücher, die im Wind flattern. Nur eine kurze Momentaufnahme menschlichen Lebens, dann nimmt uns wieder die Tierwelt gefangen, die sich weder an den knatternden Ungetümen auf vier Rädern, noch an den seltsamen Zweibeinern mit Sonnenhut und Kamera zu stören scheint.
Hinter Akazienbäumen tauchen die braun- und weiß gefleckten Langhälse auf, deren hochmütiger Gesichtsausdruck unwillkürlich an ältere Damen der feinen Gesellschaft erinnert. Die schwarz-weiß-Gestreiften strecken uns ihre ausladenden Hinterteile entgegen. Hyänen – mit ihrem struppigen Fell und dem humpelnden Gang wahrlich keine Schönheiten – trotten gemächlich zwischen Herden von Gnus umher, die wie die Lemminge einem Leittier folgen.
Väter des Schutzgebiets: die Grzimeks
„Wie ein aufgescheuchtes Volk Ameisen rennen sie durcheinander. Wer die großen Herden marschieren sieht, wird andächtig“, notierte jener Mann, ohne den es Tansanias Naturjuwelen möglicherweise nicht mehr gäbe. Als Bernhard Grzimek Mitte der 50er-Jahre erstmals ins damalige Tanganjika kam, wusste niemand so genau, wie viele Tiere jedes Jahr durch das große, weite Land wandern.
Wie auch, weil die Regenzeit die Savanne in ein unpassierbares Stück Land verwandelte. Zusammen mit seinem Sohn Michael machte sich der Frankfurter Zoodirektor, Tierfilmer und Verhaltensforscher an die Inventur dieses Landstrichs. Doch zunächst musste das Duo fliegen lernen: Es teilte das riesige Gebiet in Quadrate ein, flog eines nach dem anderen ab und zählte die Herden – aus den Fenstern ihrer Dornier Do 27 mit der auffälligen Zebra-Bemalung und der Kennung D-ENTE.
Entdecker der “Great Migration”
Minutiös verfolgten die beiden Tierschützer die Marschrichtung von Zebras und Gnus und filmten, als gäbe es kein Morgen. Vater und Sohn waren die ersten, die der Welt von der „Great Migration“, dem großen Treck Richtung Norden erzählten. Ihr Film „Serengeti darf nicht sterben“ sicherte nicht nur das langfristige Überleben des Nationalparks, der 1981 zum Welterbe erklärt wurde; er weckte auch das Safarifieber und brachte Vater und Sohn den Oscar als beste Dokumentation ein.
Den Preis musste Bernhard Grzimek alleine entgegennehmen: Sohn Michael war im Januar 1959 mit seinem Flugzeug abgestürzt, nachdem ein Geier gegen den Tragflügel geprallt war und die Steuerung blockierte. Der junge Grzimek wurde in einer Steinpyramide auf dem Kraterrand bestattet. Später kam die Urne seines Vaters dazu. Ein paar Steine sind herausgefallen, doch die Inschrift auf der bronzenen Plakette ist noch immer zu lesen: „Er gab alles, was er hatte, sogar sein Leben, um die wilden Tiere Afrikas zu schützen“.
Auf dem Weg zur Serengeti
Der Kraterboden versteckt sich noch immer unter einer fluffigen Wolkendecke. Doch wir wollen ohnehin zunächst in die Serengeti, einen der größten Nationalparks der Welt. Vor uns liegt ein langer Weg bis zum Naabi Hill Gate, vorbei an wolkenverhangenen Bergen, grünem Weideland und den kreisrunden Massaidörfern.
Auf der staubigen Piste, die einem steinigen Wellblech gleicht, werden Jeep und Passagiere kräftig durcheinander gerüttelt. Doch dafür fühlen wir uns wie Hauptakteure in einem Film. Ich habe schon etliche Game-Drives absolviert, kenne den Kruger, als auch Etosha, doch derart große Tierherden habe ich in keinem anderen Nationalpark gesehen.
Die größte Gnuherde der Welt
Wir sind umgeben von Abertausenden Gazellen, Zebras, Giraffen und der größten Gnuherde der Welt, die in den nächsten Wochen in die kenianische Masai Mara ziehen wird. Wie auf Kommando fangen die erwachsenen Tiere mit den typischen weißen Bärten an zu rennen. Sie springen über die schmalen Gräben, sprinten in einer Linie über die Straße, die Kälber auf dünnen Beinchen im Schlepptau, die Bocksprünge vollführen, als wollten sie ihre Freude am Leben dokumentieren.
Vom Naabi Hill, der wie ein überdimensionierter Steinhaufen inmitten dieser endlosen Savanne liegt und ein perfekter Aussichtspunkt ist, zeigt sich der ganze Reichtum der Serengeti: Das grün-beige Grasmeer, das von Horizont zu Horizont reicht, ist gesprenkelt mit schwarzen Punkten – und jeder einzelne ist ein Gnu, deren Blöken den Soundtrack für dieses unglaubliche Schauspiel liefert.
Menschenleere Wildnis
Stundenlang kurven wir durch diese menschenleere Wildnis, die wir uns mit einigen wenigen anderen Jeeps teilen. Der Landcruiser holpert durch knietiefe Löcher, kämpft sich durch zähen Morast, findet schließlich die richtige Abzweigung im Labyrinth der Pfade. Wir werden gerüttelt und geschüttelt, der Jeep klappert und knackt, und die malträtierten Bandscheiben melden sich zu Wort.
Doch all das stört nicht. Mucksmäuschenstill beobachten wir die faule Löwendame, die im hohen Gras kaum auszumachen ist. Die mächtigen Elefantenkühe, zwischen deren Beinen die kleinen Dickhäuter rumturnen, rühren mich zu Tränen.
Die Horde Paviane ist in dem belaubten Baum zwar kaum auszumachen, dafür umso besser zu hören. Die Bande macht richtig Rabatz. Immer wieder fahren wird an uralten Granitkuppen, den Kopjes, vorbei, die ein perfektes Versteck für Geparden, Leoparden und Löwen abgeben. Nur heute lässt sich keiner der pfeilschnellen Sprinter blicken.
Lodges im Schutzgebiet
Als wir am späten Nachmittag in der Sopa-Lodge landen, einer jener wenigen Horte der Zivilisation, explodiert der Himmel buchstäblich in rot, orange und tiefschwarz. Die ziemlich neugierigen Affen, die in den Bäumen vor unserem Balkon herumtoben, warten schon auf uns. Ganz offenbar wissen sie, dass die Gäste zur Begrüßung mit Erdnüssen und Obst verwöhnt werden. So schnell kann ich gar nicht die Balkontür schließen, um die diebischen Verwandten von ihrem Beutezug im schnuckligen Hotelzimmer abzuhalten.
Den Sonnenuntergang erleben wird auf der der Terrasse der Lodge, von der wir einen atemberaubenden Blick auf die sich in Dunkelheit hüllende Serengeti haben. Zum Finale furioso wird noch einmal eine berührende Show geboten. In einiger Entfernung zieht eine Elefantenfamilie vorbei, gleich daneben grasen sprunggewandte Thomson-Gazellen.
Ich kann mich kaum von diesen friedlichen Bildern losreißen, von den mächtigen Elefantenkühen und ihrem Nachwuchs, deren liebstes Spielzeug offenbar der eigene Rüssel ist. Doch irgendwann fängt mich die tiefschwarze Nacht ein. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Noch ein Tag im Ngorongoro
Ein neuer Tag im Busch beginnt – einer, der uns die Verletzlichkeit dieses Paradieses bewusst machen wird. Dabei beginnt alles mit einer Safari-Sternstunde, einer Löwendame, die sich außerordentlich fotogen auf dem Ast einer Schirmakazie rekelt. Mit bloßem Auge können wir die Umrisse des Tieres nur schemenhaft erkennen, doch beim Blick durchs Fernglas zeigt sich die ganze Pracht der Dame.
Im Nu taucht ein knappes Dutzend Fahrzeuge am Ort des Geschehens auf, darunter ein Allrad mit amerikanischen Hobby-Fotografen, deren Teleobjektive mindestens so teuer sein dürften wie die gesamte Tansania-Reise. Nicht jeder Guide hält sich an die goldene Regel, maximal fünf Fahrzeuge um ein Tier zu gruppieren. So erinnert der Andrang ein wenig an den letzten Besuch im Zoo.
Trauer um Gepardenjunges
Als das Funkgerät zu knistern beginnt, eine verzerrte Stimme irgendetwas auf Kisuaheli brummt und Goodluck umgehend wendet, ahnen wir schon, dass etwas passiert sein muss. Der Grund für das Umschalten in den Rallye-Modus: ein Gepardenjunge, das reglos auf der Piste liegt, während zwei erwachsene Tiere, vermutlich die Eltern, am Straßenrand sitzen.
Schnell wird klar: Das Jungtier ist überfahren worden, der Fahrer hat sich aus dem Staub gemacht. Wir alle sind entgeistert, ergriffen angesichts des Verhaltens der beiden Geparden, die keinerlei Anstalten machen zu fliehen. Es ist, als könnten sie nicht glauben, was ihrem Jungen widerfahren ist. Es ist, als würden sie nur darauf warten, dass es aufsteht und sich mit ihnen von dannen trollt. Doch für die Raubkatze, deren Rasse vom Aussterben bedroht ist, kommt jede Hilfe zu spät.
Die graue Tonne entpuppt sich als Nashorn
Doch es gibt auch freudige Momente an diesem Tag, der uns zum Ngorongoro-Krater zurückführen wird: die Zebras, die eng umschlungen die Köpfe aneinander reiben, die Warzenschweine nebst Anhang, die ziemlich frech zwischen äsenden Gnus und pickenden Straußen rumtrotten, die graue Tonne, die sich als ziemlich faules Nashorn entpuppt.
Von diesen urzeitlichen Geschöpfen gibt es auch in der Serengeti und dem Ngorongoro nicht mehr allzu viele. Die genaue Zahl will keiner sagen, wohl auch um die Schwergewichte vor Wilderern zu schützen. Unsere Geduld bei der Suche nach den „Big Five“ – Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn – hat sich ausgezahlt. Oder lag es eher an den guten Augen von Goodluck und unserem Guide Moses?
Überwältigender Blich in den Ngorongoro
Mich überwältigt der Blick vom Kraterwand noch mehr als die Endlosigkeit der Serengeti. Hinter gelbblühenden Wolfsmilchgewächsen und mit Flechten dekorierten Urwaldbäumen versteckt sich dieses Meisterwerk der Natur, das heute das Zuhause von geschätzten 30 000 Wildtieren ist. Beinahe senkrecht stehende Kraterwände fassen die Riesenschüssel ein, hinter der sich die mächtigen Buckel alter Vulkane abzeichnen.
600 Meter tiefer leuchtet die grün-goldene Ebene, wo Afrikas Fauna wie in einem Zoo ohne Zäune residiert. In der Mitte schimmert der Lake Magadi wie flüssiges Metall. Weiter hinten ragt der Lerai-Forest auf, wo einst die Massai ihre Toten begruben. Nur wenige Zufahrtswege führen in den Krater, an dessen Kante die Ngorongoro Wildlife Lodge wie ein Raumschiff von einem anderen Stern thront.
Der Ngorongoro: Afrikas Arche Noah
Störche kreisen über Kuhantilopen und Gazellen. Kronenkraniche und Riesentrappen staksen vorbei. Ein Löwe wälzt sich auf dem Rücken. Der Ngorongoro wartet mit allem auf, was Tansania an kriechenden, schreitenden und laufenden Wesen zu bietet hat: Kudus mit flauschigen Ohren, Wasserböcke mit geschwungenen Hörnern, Warzenschweine mit Ehrfurcht gebietenden Hauern, stoisch grasende Büffel, dazu Fischadler, Geier und das niedliche Perlhuhn mit seinem weißgetupften grauen Gefieder.
Nur Giraffen sucht man hier vergeblich. Fast scheint es, als würden die Tiere im Ngorongoro-Krater in bester Nachbarschaft leben. Als würde der ewige Kreislauf von Leben und Tod, von Fressen und gefressen in der Riesenschüssel nicht gelten.
Ein letzter Blick auf das Naturwunder
Als sich die Dämmerung langsam über den Krater legt, sich die letzten Jeeps den steilen Weg hinaufquälen, hängen dunkle Gewitterwolken über dem Kraterhochland. Minuten später zerfließen sie in heftigen Regengüssen. Noch ein letzter Blick auf dieses einmalige Naturwunder, noch ein letztes Lauschen auf den Sound der Wildnis, dann hat uns die Enyati-Lodge wieder.
Weiter zum Lake Manyara
Am letzten Tag schüttet es wie aus Kübeln. Die Welt um uns herum versinkt in einer Flut aus rostrotem Matsch. Selbst die grün-rot-gelben Piepmätze, die am Vorabend zu Dutzenden die Anlage der Lodge bevölkerten, haben sich vom Acker gemacht. Das ganze Ausmaß der nächtlichen Fluten zeigt sich bei der Fahrt durch das Städtchen Mto wa Mbu, das seinem Namen „Moskitostadt“ alle Ehren macht.
Rechter- und linkerhand der Asphaltpiste stehen Straßen und Felder unter Wasser. Frauen stapfen mit gerafften Röcken durch die lehmbraune Brühe. Motorradbesitzer versuchen ihren ganzen Stolz zu retten.
Die Stadt, die sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelte, wo es Gästehäuser, Mittelklassehotels, Restaurants und kleine Geschäfte im Überfluss gibt, leidet still. Wo das Wasser bereits abgelaufen ist, bleibt eine zentimeterdicke Schlammschicht zurück. Es wird Wochen dauern, bis sich der aufstrebende Ort am Lake Manyara von den nächtlichen Unwettern erholt hat.
Arusha: das Tor zu den Nationalparks
Knapp 90 Minuten dauert die Fahrt nach Arusha, vorbei an ziemlich gelangweilten Polizeiposten. Vor dem Fenster ziehen wieder die archaischen Bilder vorbei – das platte Land, das sich in einen gelben Blütenmantel hüllt, die strohgedeckten Rundhütten, die Wasserstellen, wo Frauen ihre Wäsche waschen.
Tansania hat uns verzaubert und gleichzeitig verstört, denn der geradezu paradiesisch anmutende Reichtum der Natur steht im Gegensatz zur Armut der Menschen. Ich habe erfolgreich den fliegenden Händlern mit ihren unsäglichen Souvenirs getrotzt und doch ein notorisch schlechtes Gewissen wegen des Privilegs meiner Geburt in der ersten Welt – schließlich sind die paar Dollar für zwei Perlenarmbänder ein Klacks für westliche Touristen.
Moses hat uns viele Eindrücke in das Leben seiner Landsleute gegeben, in die Abgeschottetheit der politischen Kaste, in die allgegenwärtige Korruption, in den Überlebenskampf der meisten Tansanier. In zwei Tagen werde ich schon wieder am Schreibtisch sitzen – der Zeitverschiebung von nur einer Stunde sei Dank -, über holprige deutsche Autobahnen stöhnen und Strom als etwas Gottgegebenes betrachten.
So unterschiedlich sind Ansprüche auf diesem Planeten. Manchmal, wenn ich auf meine naiven Tingatingas schaue, werde ich mich zurückträumen, zum weißen Sahnehäubchen am Äquator, zu den Elefanten im Tarangire und den Gnus in der Serengeti, vor allem aber zu dieser Riesenschüssel voller Leben. Und stets wird die Hoffnung mitschwingen, irgendwann wieder dort zu sein.
Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt nach Tansania zu reisen und Informationen für die Planung braucht, möchte ich euch den Beitrag von Unterwegs & Daheim ans Herz legen. Nicole hat wirklich alle Infos zusammengetragen, die ihr für eure Tansania-Reise braucht – von der Einreise über empfohlene Impfungen bis hin zur Wahl des richtigen Safarianbieters.
Wenn euch diese beiden Geschichten zu Tansania gefallen haben, dann lasst es mich doch wissen. Schreibt mir eure Kommentare, teilt die Beiträge auf euren sozialen Netzwerken und schaut wieder vorbei. Es gibt immer etwas zu entdecken auf bruder-auf-Achse.
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