Schon wieder ist ein Jahr (fast) vorüber. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Zeit rasend schnell verfliegt – schneller, als in meiner Kindheit. Das ist natürlich Quatsch. Es ist ganz einfach so, dass ich mir als Kind keine Gedanken über den Lauf der Zeit gemacht habe. Das Leben lag ja noch vor einem.
Ende des Jahres. Das heißt auch Rückschau. Rückschau auf ein ähnlich schwieriges Jahr wie 2020. Rückschau auf das Bemühen nach ein wenig mehr Normalität. Rückschau auf Reisen, die glücklicherweise wieder möglich waren. Rückschau vor allem auf die fotografischen Schätze, die sich in zwölf Monaten angesammelt haben. Mit ihnen verbinden sich Erinnerungen an unbeschwerte Urlaubstage. Sie sind zudem der Grundstock für die Fotoparade von Michael von Erkunde die Welt.
Es ist fast schon Tradition, am Ende eines Jahres daran teilzunehmen – selbst in einem Jahr wie 2021. Vor einem Jahr waren wir mitten im Lockdown, der Light-Variante, die uns Politikern zufolge ein schönes Weihnachtfest retten sollte.
Im Nachhinein hat sich gezeigt: Es wäre besser gewesen, das Leben im November komplett herunterzufahren, statt den Menschen halbherzig ein paar Einschränkungen zu verordnen.
Inhaltsverzeichnis
Von Lockdown zu Lockdown
So ging der Lockdown Light in einen etwas strengeren über, der sich quälend lange hinzog. Für mich, die Reiseverrückte, war dies die Höchststrafe. Skifahren in Österreich: ein unerfüllbarer Traum; dem Winter in Deutschland entfliehen: keine Chance. Ein verlängertes Wochenende zum Kraft tanken: besser nicht darüber nachdenken.
Einmal zumindest durfte ich in fremden Betten schlafen: Als mir Anfang März die Decke auf den Kopf fiel, unternahm ich eine Radtour am König-Ludwig-Kanal in Bayern. Ich war beruflich unterwegs. Der Termin entpuppte sich allerdings als etwas früh im Jahr. Denn statt frühlingshaften Temperaturen wartete ein Wintereinbruch auf mich. Es war trotzdem schön, denn wann hat man einen ausgesprochen beliebten Radweg mal ganz für sich allein?
Die Kategorien der Fotoparade
Nur die Bilder – die vergesse ich lieber. Dafür waren die anderen Touren umso ergiebiger. Michael hat uns Reisebloggern sechs Kategorien vorgegeben, wobei das eher Orientierung, denn Pflicht ist. Die Kategorien heißen
Licht und Schatten
Tierisch
Gewässer
Aussicht
Hoch hinaus
Schwarz-Weiß
Und schließlich geht es noch um das „schönste Foto 2021“. Ich mache mir keine Hoffnungen, in dieser Kategorie ganz vorne zu landen – dazu gibt es viel, zu viele Fotografen mit perfekter Ausrüstung und geschultem Blick für das Motiv; mir gefällt meines trotzdem. Hier nun meine Bilder für die Fopa 2021.
Licht und Schatten
Im September haben wir uns einen langgehegten Traum erfüllt: eine Reise zu den Inseln der Kykladen. Ein Inselhüpfen der besonderen Art. Nicht etwa mit dem Flieger, sondern mit Fähren, die selbst winzige Eilande anlaufen.
Von Athen ging es zunächst nach Naxos, von dort nach Santorin und weiter nach Paros. Müsste ich den Preis für die schönste Insel verleihen, ich würde vor dieser Aufgabe kapitulieren.
Das Strandbild habe ich auf Naxos aufgenommen, nach einem langen Spaziergang nahe des Örtchens Agia Anna. Der ist bei Griechen ausgesprochen beliebt. Am frühen Nachmittag waren die Liegestühle, die Cafés und Tavernen voll besetzt, doch gegen 17 Uhr leerte sich der Strand. Zurück blieben wir, die der Sonne beim Untergehen zusahen.
Tierisch
Griechenland und Fisch: Das gehört natürlich zusammen. Wir haben uns im Land von Moussaka und Gyros so manche Fischplatte gegönnt, serviert mit einem Glas herben Weißweins und einem unverschämt schönen Blick aufs Meer. Gut, dass wir gespeist haben, bevor wir dieses Motiv im Hafen von Naoussa auf Paros entdeckt haben.
Die Meeresbewohner verströmten einen nicht unbedingt appetitlichen Geruch; die Sonne, die vom strahlend blauen Himmel herab brannte, tat ein Übriges. Meine Lust auf Tintenfisch war an diesem Tag jedenfalls gestillt. Und über den nächsten Tag schweigen wir einfach.
Gewässer
Wie jedes Jahr sind wir nach Schweden gefahren. Eigentlich wären wir schon gerne im Mai oder Juni Richtung Norden gestartet, doch wieder einmal warf Corona die Reisepläne über den Haufen.
Grund dafür war, dass ich meine Zweitimpfung erst Anfang Juli bekam. Ohne sie hätte mir nach Rückkehr aus dem Hochrisikoland Schweden Quarantäne gedroht – nicht gerade hilfreich, wenn man im Berufsleben steht.
Also hieß es abwarten bis Juli. Einen Schnelltest haben wir trotz Impfung noch gebraucht: Dieses Mal waren es die Schweden, die solche Hürden errichteten.
Die Verschiebung auf den Juli hatte aber auch etwas Gutes. Wir haben eine super Woche erwischt. Während in Deutschland eher tristes Wetter herrschte, hatten wir strahlenden Sonnenschein und Temperaturen zwischen 28 und 32 Grad. Also perfektes Badewetter, um einen der zahlreichen Seen im Umkreis von Hultsfred zu besuchen.
Die schönste Zeit aber sind die stillen Abendstunden, wenn das spektakuläre nordische Licht die Szenerie in eine magische Stimmung hüllt. An welchem See ich dieses Motiv aufgenommen habe, weiß ich nicht mehr, nur noch wie ergriffen ich war, angesichts der zarten Schleier am Himmel und des Farbenspiels.
Weil mir die Wahl in dieser Kategorie außerordentlich schwer fiel, habe ich noch ein zweites Bild ausgesucht. Einer der schönsten Ausflüge auf Paros, eine Bootstour, führte uns zu einsamen Ecken der Nachbarinsel Antiparos. Dort gibt es gewaltige Höhlen, die schwimmend erobert werden können, steile Felsen, von denen Wagenmutige herabspringen, und Meer, so schillernd grün, wie in der Karibik.
Aussicht
Die erste Reise im Jahr 2021 – es war mittlerweile Mai geworden –führte uns für ein Wochenende an die Mosel, nach Bernkastel-Cues. Nichts Weltbewegendes, aber sehnsüchtig erwartet. Noch glich Reisen corona-bedingt einem Hindernislauf – schließlich mussten wir jeden Tag getestet werden, wollten wir irgendwo nett einkehren. Doch wir waren einfach froh, mal wieder neue Ecken zu entdecken.
Das Bild mit den beiden Stadtteilen entstand während einer Wanderung. Die machte uns schmerzlich klar, dass wir nicht nur das Reisen, sondern auch sportliche Betätigung vermisst hatten. Den Muskelkater habe ich noch nach Tagen gespürt.
Hoch hinaus
Athen bildete den Anfang und das Ende unserer Reise durch die griechische Inselwelt. Und weil gelungene Reisen begossen werden müssen, suchten wir eine besonders schöne Rooftopbar für den Absacker nach einem feudalen Mahl.
Die Aussicht über das Häusermeer der griechischen Hauptstadt war einfach überwältigend, der Preis für den geliebten Aperol Spritz ebenfalls. Aber wie heißt es so schön: Man gönnt sich ja sonst nichts.
Schwarz-Weiß
Noch einmal Schweden: Weil Baden auf die Dauer dann doch etwas langweilig wird, sind wir kurzerhand nach Gotland gefahren, dem sonnenreichsten Ort ganz Schwedens und ein Lieblingsrevier der Einheimischen.
Das Schöne an der Ostseeinsel: Sie bietet sich sogar für einen Tagesausflug an. Also Fährüberfahrt mit Destination Gotland gebucht, den Wecker auf sieben Uhr gestellt und ab nach Oskarshamn, dem Fährhafen an der Ostküste.
In Visby, der alten Hansestadt, ist dieses Foto entstanden. Es zeigt eine der vielen Kirchenruinen der Weltkulturerbestadt, die jahrhundertelang ein heiß umkämpftes Pflaster war. Mal bemächtigten sich die Dänen der Insel, mal warf Lübeck ein Auge auf den wichtigen Handelsort. Jede Herrschaft beglückte den Hauptort, der von einer komplett erhaltenen Stadtmauer mit zahlreichen, halbrunden Türmen umgeben ist, mit Gotteshäusern.
Die Ruinen sind nicht nur romantische Orte, die von glanzvollen Zeiten erzählen; die Gotländer haben auch sinnvolle Nutzungen für die historischen Mauern gefunden. Sie sind die perfekte Kulisse für Konzerte und Aufführungen – nicht nur während der jährlichen Mittelalterwoche im August, wenn Visby vor Besuchern überquillt.
Ein Gutes hatte Corona: Die vielen Kreuzfahrtschiffe, die normalerweise die alte Hansestadt ansteuern und die Abertausende Besucher ausspucken, blieben dieses Jahr weg. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass wir in vielen Gassen der alten Stadt fast alleine waren.
Mein Lieblingsbild
So das waren die einzelnen Kategorien. Es fehlt nur noch mein Lieblingsbild. Ehrlich gesagt: Es gibt kein Lieblingsbild, weil jede Reise etwas Besonderes ist, weil jeder Ort Emotionen hervorruft. Ich habe dennoch zwei Bilder ausgewählt, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Das eine, aufgenommen in Santorin, das andere aus Bad Füssing.
Santorin: Die Insel kann man eigentlich nur lieben. Doch allzu viel Liebe kann selbst die beste Beziehung belasten. Für Santorin, das Sehnsuchtsziel Abertausender, gilt das auf jeden Fall. Ja, die Insel ist wunderschön, der Blick über das Häusermeer von Oia schlichtweg atemberaubend.
Die schneeweißen Häuser, die azurblauen Kuppeln, die alten Windmühlen – all das fügt sich zu einem Bild zusammen, das so kitschig schön ist, dass man es kaum glauben mag.
Doch diese fast schon überirdische Schönheit hat ihren Preis – in Gestalt von Menschenmassen, die sich tagsüber durch die schmalen Gassen quälen und dem bezaubernden Ort in eine Art Rummelplatz verwandeln.
Ich mag mir nicht vorstellen, wie es in normalen Zeiten auf Santorin aussieht. Wegen Corona lagen nur zwei Kreuzfahrtschiffe – jedes mit ein paar tausend Passagieren – vor der Steilküste vor Anker. Vor der Pandemie waren es bis zu neun. Kein Wunder, dass Einheimische mit Schildern etwas mehr Respekt für ihre Heimat einfordern.
Das zweite Bild stammt aus Bad Füssing. In dem badewannenwarmen Thermalwasser hätte ich Stunden verbringen können. Noch heute rätseln wir, wie die Spiegelungen an der Decke zustande kommen.
Noch mehr Beiträge zur Fotoparade
Wer mehr Bilder aus dem Jahr 2021 sehen möchte: Ganz viele Reiseblogger haben sich an der Fopa beteiligt. Hier eine kleine Auswahl.
Die Vorarlbergerin Sabine von Moosbrugger Climbing hat wundervolle Bilder aus der Schweiz beigetragen.
Stephan von Bilder aus Strom hat hammerstarke Porträts aufgenommen – absolut sehenswert.
Bei Lisa von imprintmytravel gefällt mir am besten das Bild von der wilden Schwarzach in Tirol.
Silvi und Chris von Mogroach waren wie ich in Griechenland unterwegs – allerdings mit dem Camper.
Und natürlich gibt es weitere Beiträge zur Fotoparade: