Das leicht ölig schimmernde Stöffchen hat es Hans Melcher angesteht. Wenn der Seniorchef des „Karnerhofs“ am Faaker See sich abends um das leibliche Wohl seiner Hotelgäste kümmert, dürfen die sich auf ein besonderes „Salatgeflüster“ freuen.
Denn das 82-jährige Hotel-Urgestein ist der Mann für alles Grüne, für Eichblatt und Endivie, für Radicchio und Romana. Verfeinert durch Salz, Pfeffer, feinstes Olivenöl und Melchers wichtigste Zutat, Balsamicoessig, entwickelt das Grünzeug echten Suchtfaktor. Der Kärntner, dessen Familie seit zig Generationen das Vier-Sterne-Haus in dem Ort Drobollach führt, gilt als einer der führenden Balsamico-Experten Österreichs.

Inhaltsverzeichnis
Süßes und Saures im Karnerhof
Die Leidenschaft für das Würzmittel, das für seine perfekte Ausgewogenheit von Süße und Säure bekannt ist, wurde vor über 30 Jahren an einem ziemlich schmuddeligen Tag im nahen Italien geboren; genauer gesagt in einer Vinothek in Cortina d’Ampezzo.
Da habe ich entdeckt, dass es noch etwas anderes gibt als Wein- oder Apfelessig
beschreibt der Hotelier vom Faakersee das damalige Aha-Erlebnis. Die süßen Tropfen mit fruchtiger Säure auf würzigem Käse haben den Österreicher buchstäblich umgehauen. Den Speisen Saures zu geben, wurde fortan zum Hobby des Gastronomen.
Kurzerhand reiste er in den Süden, nach Modena, der Heimat des Aceto Balsamico. „Wir sind in ganz Modena herumgefahren“, erinnert sich der rastlose Seniorchef an die Suche nach der feinen Zutat, „denn von den rund 130 Familien, die den Balsamessig herstellen, verkaufen nur 25 etwas davon“. Schließlich wurde der wissbegierige Feinschmecker in der Casa Malpighi fündig.

Der Faaker See: Österreichs wärmster See
Seither fährt der Senior, für den Ruhestand ein Fremdwort ist, zweimal pro Jahr nach Modena und kauft in großem Stil ein. Rund 200 Kilo sind es pro Fahrt: Aceto wird nämlich in Kilo gemessen, denn er hat ein sehr hohes Gewicht. Daheim am Faaker See, der als wärmster See Österreichs gilt, kommen die Glasballons erst einmal auf den Balkon: Nach bester Modena-Tradition werden sie Wind und Wetter ausgesetzt.
Dort reift jene Balsamico-Cuvée, die – dickflüssig und von der Farbe edlen Nussholzes – abends in der riesigen Salatschüssel landet. Mancher Gast kann von dem knackigen, bissfesten Grünzeug auf seinem Teller gar nicht genug bekommen. Deshalb deckt er sich vor der Heimfahrt mit der Würze ein, deren Geschmack selbst ausgemachte Salat-Hasser bekehrt.

Der Karnerhof: Alles begann mit einem Bauernhof
Die Geschichte des Karnerhofs beginnt – wie so oft in den Alpen – mit einem Bauernhof.
Vor fast 400 Jahren wurde ein gewisser Paul Karner mit der Hube zu Egg „beehrt“. Über Generationen bestellen die Karners ihr Grundstück in unmittelbarer Nähe zum See. Später lautet der Name Melcher statt Karner und in den 1930er Jahren beschließt man, den landwirtschaftlichen Betrieb um einen Gasthof zu erweitern.
Die ersten Gäste kamen aus Wien
Johann Melcher, ein Pionier in Sachen Tourismus am Faaker See, ist der erste, der einfache Fremdenzimmer an Sommerfrischler vermietet. Der erste Gast, ein gewisser Alois Navratilaus, reist samt Frau und Kindern eigens aus Wien an.

Von Fremdenzimmern zur Wohlfühladresse
Wer heute den Wandelgang entlang spaziert, stößt nicht nur auf moderne Kunst. Hier sind auch die Wohlfühlexpertinnen für Massagen und Kosmetik anzutreffen sowie der kleine Shop, wo es all das zu kaufen gibt, was der Gast daheim vergessen hat. Er stößt auch auch Schwarz-Weiß-Fotografien des alten Karnerhofes: ein schmucker, zweigeschossiger Gasthof mit romantischen Dachgauben und einer schmucken Dependance mit Erker.
Schon 1973 wurde ein Hallenbad eröffnet
Die Erweiterung war nötig, denn nach dem Krieg wird der Karnerhof schnell zur beliebten Urlaubsadresse am Faaker See. 1973 wird mit etwas Abstand zum See der erste Gebäudekomplex mit Hallenbad und Sauna gebaut. Die Zimmer mit Badewanne, separatem WC und Balkon mit Seeblick sind für die damaligen Verhältnisse außerordentlich großzügig und ihrer Zeit weit voraus. Aus dem gemütlichen Gasthof wird ein gediegenes Hotel.

Genuss an Schlechtwettertagen
Weitere Um- und Anbauten wie die Häuser Mittagskogel und Faakersee folgen, zuletzt der neue Spa-Bereich, der Schlechtwettertage zum reinsten Vergnügen werden lässt. Heute verfügt der Karnerhof, der über einen der längsten Seezugänge in der Region verfügt, über insgesamt 94 lichtdurchflutete Zimmer und Suiten.
Die sind mal traditionell-gemütlich in schmeichelnden Erdtönen mit viel Holz gehalten; mal kommen sie stylisch-modern daher, mit kräftigen Farbtupfern. Der Blick auf den türkis schimmernden Faaker See und die felsigen Gipfel der Karawanken sind die Zugabe, ebenso wie der Duft der Geranien.
Schätzungsweise 120 Blumenkästen schmücken im Sommer das gastliche Haus voller Charakter und Tradition, das von Ursula Karner und ihrem Mann Alfred geführt wird. Zuvor hatten die beiden den 206 Jahre zuvor verlorengegangenen Familiennamen „Karner“ angenommen.
Mit der „Seerose“ über den See
Ein nebliger Herbsttag, eine Schlechtwetterfront aus dem Süden: In dem Vier-Sterne-Superior-Hotel sehnt man sich geradezu nach solchen Tagen. Bei schönem Wetter zieht es die Hausgäste an den See, wo es eine große Liegewiese mit Sonnenschirmen und komfortablen Liegen gibt, wo man bedächtig in die türkisen Fluten hineinwaten kann.

Relaxen im Spa
Im Bootshaus lagern Ruderboote sowie das Elektroboot „Seerose“, die für romantische Ausflüge auf dem See gebucht werden können. Dazu kommt die Seesauna, mit der FKK-Terrasse auf dem Dach und dem wohl größten Tauchbecken der Region: dem Faaker See.
Wenn es dagegen draußen stürmt und schneit, wird Relaxen großgeschrieben. Dafür stehen die beiden Wellnesstempel in den Gartengeschossen, die auf den Namen Baumspa und Seemotionenspa getauft wurden.

Von Infrarotliegen bis zu Schwingsesseln
Wohin man blickt: superbequeme Liegen mit knallig türkisfarbenem Bezug; heimelige Nischen zum Kuscheln; Infrarotliegen und Schwingsessel. Der Clou sind die Pools: das Hallenbad mit separater Plantschzone für die Kleinsten, der beheizte Infinity-Pool mit Inneneinstieg, die Whirlpools und das elegante Sprudelbecken mit seinen blubbernden Wasserliegen.
Zum Nachmittagssnack mit süßen und herzhaften Leckereien muss sich der Wellnessfan nicht einmal in Schale werfen. Im Bademantel geht es per Aufzug direkt ins Restaurant. Das Leckermäulchen kann Kürbiscremesuppe, Sachertorte oder Kaiserschmarrn kaum widerstehen.
Traumreisen beim Saunaaufguss
Dabei steht schon das nächste Highlight im „Karnerhof“ an: der Aufguss in der Panoramasauna, durch deren riesige Fenster der Blick auf den See und die majestätische Bergwelt fällt.
Die eifrigen Mitarbeiter des Aufguss-Teams nehmen die Schwitzwilligen mit auf Bergtouren, zu Kaffeestunden in der Hütte, auf Wanderungen durch blühende Almwiesen – natürlich alles in Gedanken und untermalt durch die passende Musik.
Wem die 90 Grad zu heiß sind, schwitzt in der Biosauna oder im Dampfbad, bevor er anschließend barfuß durch feuchte Wiesen Richtung See spaziert.

Fürstlich speisen im „Karnerhof“
Abends überlässt man sich gerne den Kochkünsten des Küchenchefs Nicolas Artl. Am besten lässt sich sein Credo mit drei Worten überschreiben: heimatverbunden, weltoffen, mediterran.
Die sechsgängigen Menüs führen einmal quer durch Kärnten sowie die Alpe-Adria-Region, hin zu den Menschen und Geschmäckern des Dreiländerecks. Der Fokus auf eine excellente Küche spiegelt sich in der Mitgliedschaft des Karnerhofs bei der Hotelkooperation „Genießerhotels“ wider, die sich „außergewöhnlicher Qualität in der Küche und Weinkeller“ verschrieben hat.
Fokus liegt auf Produkten aus der Region
Wer genau hinschaut, entdeckt viele Spitzenprodukte aus der Region – goldener Almhonig aus Föderlach, feinste Fleisch- und Wurstwaren aus Villach, Eier von glücklichen Hühnern aus Picheldorf, herzhaftes Craft Beer von der Biermanufaktur Loncium aus Kötschach-Mauthen, edle Weine von Weingut Trippel. Die zeigen, dass die Anbauflächen in Kärnten zwar klein sind, die Qualität dafür ausgezeichnet.
Küchenkultur auf Spitzenniveau
Kräuter aus dem eigenen Garten
Das Beste stammt übrigens aus dem Garten des Karnerhofs. 500 Quadratmeter misst allein der Kräutergarten, der von einem eigenen Gärtner liebevoll betreut wird.
Frisch geerntet landen die Frühlings-, Wild- und Sommerkräuter in Hans Melchers überdimensionaler Salatschüssel; zudem verfeinern sie viele Gerichte und dienen der Dekoration. Ob Sauerampfer oder Kärntner Nudelminze, ob Zitronenverbene oder Liebstöckl – für jedes Gericht findet sich im Kräutergarten der passende Partner.
25 Sorten Käse für den Feinschmecker
Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: So lecker das Antipasti-Buffet und die Suppen auch sind, so sehr die Medaillons und die Fischfilets den Gaumen kitzeln: Ein bisschen Platz sollte man für den letzten Gang lassen.
Käse schließt bekanntlich den Magen, und bei der Auswahl lässt sich der Karnerhof jetzt wahrlich nicht lumpen. 25 Sorten habe ich gezählt – Schmeicheleien vom Schaf, Herzhaftes von der Kuh, Würziges von der Ziege. Bei dieser Auswahl wird jeder Käse-Verächter schwach.

Der Faaker See: „Kärntens Südsee“
Am bis zu 29 Meter tiefen Faaker See, dessen wunderbares Farbenspiel Kalkpartikeln aus den Karawanken zu verdanken ist, könnte man mühelos eine Woche oder länger bleiben, ohne dass es unternehmungslustigen Zeitgenossen langweilig wird.
Laut Statistik scheint die Sonne an 290 Tagen pro Jahr an „Kärntens Südsee“. Würden am Ufer Palmen statt eines breiten Schilfgürtels stehen, könnte Österreichs südlichster Badesee, gleichzeitig einer der wärmsten, als tropisches Paradies durchgehen.
Ein Schilfgürtel wie die Everglades
Der Schilfgürtel macht das 220 Hektar große Gewässer zu etwas Besonderem. Im Westen des Sees liegen ausgedehnte Nassflächen und Sumpfgebiete, die Lebensraum für unzählige Tierarten bieten. Schmale, weit verzweigte Wasserarme bahnen sich hier ihren Weg durchs Schilf, das ein wenig an die amerikanischen Everglades erinnert.
Im Kanu oder im Kajak lassen sich diese verschlungenen Wege am besten entdecken. Häufig verschwinden sie unter Teppichen aus Seerosen in Weiß- und Rosa-Tönen. Fische, Enten und Haubentaucher sind zum Greifen nahe; es herrscht völlige Ruhe und eine fast schon poetische Einsamkeit.

Leihräder im „Karnerhof“ sind kostenlos
Der Faaker ist ein Traum für Wasserratten und Sonnenanbeter, für Bike-Enthusiasten und Himmelsstürmer. Morgens könnte man sich im Karnerhof ein SUP-Board mieten und zum einzigen Inselhotel Österreichs paddeln. Dessen denkmalgeschütztes Badehaus aus dem Jahr 1929 zeugt vom Badespaß anno dazumal.
Oder man schwingt sich in den Radsattel und erkundet die zahlreichen Routen des Dreiänderecks Österreich/Italien/Slowenien wie den Drau- oder den Alpe-Adria-Radweg mit einem der kostenlosen Leihräder des „Karnerhofs“.
Wer auf Unterstützung nicht verzichten will, für den gibt es gegen Gebühr E-Bikes. Dann ist selbst die Villacher Alpenstraße machbar. 16,5 Kilometern misst die Mautstraße auf den Dobratsch – den Hausberg der Villacher.
Wer lieber wandert, wagt sich an die Vier-Gipfel-Aussichtstour mit sagenumwobenen Waldstücken und Kraftplätzen. Knapp 13 Kilometer liegen vor dem Wanderer. Belohnt wird er durch traumhafte Ausblicke über den See. Am späten Nachmittag, wenn die Sonne glutrot versinkt, ist er geradezu kitschig schön. Wer beim Vierer-Gipfelsturm noch nicht genug Adrenalin verspürt hat, kann sich im Waldseilpark auf der Taborhöhe austoben. Am Seil hängend fühlt man sich wie Tarzan.
Ich würde bei meiner Recherche vom Hotel “Kvarner Palace” unterstützt. Auf mein Urteil hat das jedoch keinen Einfluss. Einige Bilder – wie das Titelbild – wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
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