Der Dämonenbezwinger muss ein echtes Schleckermäulchen sein. Früchte und Süßigkeiten stapeln sich zu seinen Füßen. Selbst Cola scheint der Urvater und Universallehrer der Nyingma Tradition, der alten Schule des tibetischen Buddhismus, nicht zu verschmähen.
Dem Burschen im kostbaren Ornat, der ein typisch mongolisches Bärtchen trägt, werden wir auf unserer Reise durch Ladakh, dem “Land der hohen Pässe”, noch öfters begegnen. Denn Padmasambhava ist in der weltabgewandten, zu Indien gehörenden Himalayaregion fast so beliebt wie Gautama Siddharta höchstpersönlich. Auch das Tigernest-Kloster in Bhutan ist ihm zu verdanken.
Inhaltsverzeichnis
Ladakhs Klöster: Hort des Buddhismus
Dabei war der Lotusgeborene, um dessen Leben sich zahlreiche Sagen und Legenden ranken, in seiner Jugend wahrlich kein braves Kerlchen. Allerlei Unfug soll er getrieben haben, sich gar des Mordes schuldig gemacht haben. Auch in Sachen Frauen war er wohl kein Kostverächter.
Der Verehrung durch die Ladakhis tut dies keinen Abbruch – schließlich war es der große Meister, der die Dämonen der uralten Bön-Religion bezwang und den Menschen im Himalaya den Buddhismus brachte.
Das Kloster Thikse
Überlebensgroß thront der Hochverehrte mit dem sanftmütigen Lächeln im Kloster Thikse, neben all den Buddhas, Bodhisattvas, Gurus und Lamas des Gelbmützenordens. Er wacht über das aus dem 15. Jahrhundert stammende Kloster 20 Kilometer südöstlich von Ladakhs Hauptstadt Leh.
Schon der Ordensgründer, ein gewisser Tsongkhapa, orakelte im fernen Tibet, dass seine Lehre auf der rechten Seite des Flusses Indus auf fruchtbaren Boden fallen würde. Der geistige und sittliche Verfall in den Klöstern der älteren Schulen war dem Lama ein Dorn im Auge; stattdessen forderte er Disziplin, Tugendhaftigkeit und Zölibat ein und gründete eine neue Schule.
Wie ein Adlernest am Fels
Einer seiner Schüler, der Tsongkhapas Weissagung als Aufforderung verstand, pilgerte in das zwischen Himalaya und Karakorum gelegene Königreich Ladakh und legte an der steilen Felsflanke den Grundstein für ein Kloster.
Ladakhs Klöster: Von Hemis bis Alchi
Thikse mag nicht so reich sein wie die in einem Indus-Seitental gelegene Hemis Gompa, wie buddhistische Klöster genannt werden. Dort wird alle zwölf Jahre – im tibetischen Jahr des Affen – vor Hunderttausenden Zuschauern ein Bildnis des Gurus Padmasambhava entrollt: Es ist zwei Stockwerke hoch und damit das größte Thangka in ganz Ladakh, wie die mit Halbedelsteinen und Perlen verzierten Rollbilder genannt werden
Der Tempelkomplex Thikse ist auch nicht so uralt wie die Anlage von Alchi. Die liegt völlig unscheinbar zwischen Bäumen und Feldern, zählt wegen ihrer unglaublich detailverliebten Wandmalereien und Holzschnitzereien aber zum Weltkulturerbe.
Was Thikse einmalig macht: Imposanter kann ein Kloster kaum liegen. Die Ähnlichkeit mit dem Potala-Palast in Lhasa ist nicht zu übersehen. Über zehn Stockwerke ziehen sich die Mönchszellen und Tempel den steilen Hang hoch, als wären sie eine mit dem Fels verschmolzene Einheit.
Ladakhs Klöster: Stupas und Gebetsmühlen
Stupas und mannshohe Gebetsmühlen säumen den schmalen Zickzackweg durch die Häuserflucht. Die Tempel sind übersät mit heiligen Schreinen und Gemälden. Lebensweisheiten in Sanskrit zieren die kunstvoll geschnitzten Holzbalken. In einem der Seitentempel wacht ein goldener, reichverzierter Buddha der Zukunft: Maitreya mit seiner fächerförmigen Krone ist fast 15 Meter hoch.
Auf westliche Ohren wirkt die Morgenpuja reichlich spirituell. Novizen tischen Kannen voll Buttertee und Teller mit Tsampa auf, einem für die Bergregion typischen Gericht aus gerösteten und gemahlenen Graupen. Monotones Mantra-Gemurmel wabert durch den Raum, unterbrochen vom Gewitter der Trommeln.
Spirituell und weltlich zugleich
Man sollte sich von den urtümlichen Bildern nicht täuschen lassen. In Ladakhs buddhistischen Klöstern geht es zuweilen ziemlich weltlich zu. Das Smartphone am Ohr ist ebenso selbstverständlich wie die stylische Sonnenbrille oder der Fernseher, der die Welt da draußen in die nahezu menschenleere Region bringt.
Früher war es für ladakhische Familien Pflicht, dass ein Sohn Mönch wurde
erzählt Lobsang Tsondus, der an der Schule des Klosters Likir unterrichtet. Heute sei dies anders, bedauert der Lehrer, dessen 15 Schützlinge sich wie ganz normale Jungs gebärden. Sie spielen Fangen, necken sich, rennen die Treppen rauf und runter und fiebern dem täglichen Fußballspiel auf dem staubigen Bolzplatz entgegen.
Ihre Familien sehen die Sieben- bis 13-Jährigen selten. Nur im Winter mit seinen eisigen Temperaturen geht es für zwei Monate nach Hause, oft in winzige Dörfer, die monatelang von der Außenwelt abgeschnitten sind.
Ladakh: Anflug auf Leh
Wer nach 90-minütigem Flug ab Dehli rumpelnd auf dem Rollfeld von Leh landet, dem bleibt buchstäblich die Luft weg. Der Flughafen, benannt nach dem 2003 verstorbenen Lama Kushok Bakula Rinpoche, ist gefürchtet unter indischen Piloten – nicht zuletzt wegen seiner Lage auf 3500 Metern, die den Auftrieb der Flugzeuge herabsetzt, und dem Schlingerkurs zwischen wildgezackten Felswänden.
Als Wiedergutmachung breitet sich ein überwältigendes Panorama vor dem Kabinenfenster aus. Der Blick fällt auf schroffe Felsformationen, auf die sich die Schatten der Wolken wie schwarze Tatzen legen, auf idyllische Bäche und sattgrüne Täler, die wie auf Kante genäht zwischen den grauen Berghängen liegen.
Das Militär ist allgegenwärtig
Wie tief das einst unabhängige Königreich Ladakh im Buddhismus verwurzelt ist, zeigt sich schon bei der ersten Annäherung. Auf einem Hügel in Sichtweite der Landebahn thront Spituk, das zu den bedeutendsten religiösen Zentren des Landes gehört.
Das Zentralkloster des Gelbmützenordens ist buchstäblich eingekreist von indischem Militär, denn Ladakhs geopolitische Lage zwischen dem muslimischen Teil Kaschmirs und den unfreundlich gestimmten Nachbarn Pakistan und China ist brisant. Heute schirmen 60000 indische Soldaten die Grenzen ab, die entlang der bis zu 6000 Meter hohen Pässen verlaufen.
Leh: Ladakhs quirlige Hauptstadt
1000 Jahre lang war der Landstrich im Regenschatten des Himalaja-Hauptkammes ein eigenständiges Königreich. Dessen Herrscher residierten zunächst im alten, heute in Ruinen liegenden Palast von Shey. Später zogen sie in die gewaltige Königsburg von Leh um.
Die Herrscher aus der Namgyal-Dynastie mussten sich nicht nur gegen tibetische Einverleibung wehren; sie sahen sich auch mit Attacken muslimischer Nachbarn konfrontiert. 1834 endete dieser Balanceakt. Der Sieg über die nur mit alten Feuerwaffen ausgerüsteten ladakhischen Truppen war für die paar Tausend Krieger des Rajas von Jammu ein Kinderspiel.
Das Vermächtnis der Könige: der Palast von Leh
Die entmachtete Königsfamilie musste in den benachbarten schneeweißen Palast von Stok umziehen. Dort betreibt sie – noch immer hoch angesehen beim eigenen Volk – ein Museum sowie ein Heritage-Hotel.
Der neunstöckige Palast von Leh steht schon lange leer, von gelegentlichen Fotoausstellungen einmal abgesehen. Wie ein Adlernest klebt das Vermächtnis der Könige Ladakhs an dem steilen Felsen. Darüber thront nur noch der Tempel der Schutzgottheiten mit ziemlich finster dreinblickenden Herrschaften, die sich jeden Morgen von einem Mönch mit allerlei Gaben verwöhnen lassen.
Zwischen Indus und Stok Kangri
Dort oben haben Kraxler den schönsten Blick auf den Indus, der sich aufgefächert in viele Arme durch sein breites Tal schlängelt. Dahinter türmt sich der 6000 Meter hohe Berg Stok Kangri mit seiner schimmernden Eiskappe auf. Zu seinen Füßen liegt Leh, der alte Handelsplatz.
Hier kreuzten sich einst die Karawanenwege zwischen dem inneren und vorderen Asien; hier trafen sich Menschen aus Yarkand, Tibet, Kulu, Kaschmir und Baltistan.
Für viele Ladakh-Reisende ist das quirlige 30000 Einwohnerstädtchen so etwas wie der letzte Außenposten der Zivilisation; eine Oase des Wohlergehens mit komfortablen Hotels, Geschäften und nicht zu zählenden Touranbietern. An der L-förmigen Hauptstraße trifft sich halb Leh zum Schlendern, Palavern und Handeln. Hier gibt es Pizza, Burger und höllisch scharfe Gerichte aus Südindien.
In den luftigen Rooftop-Cafés schlürfen Einheimische und Auswärtige Cappuccino statt Buttertee. Black-Forest-Torte und Waffeln stehen auf der Speisekarte, während im Hintergrund Bob Marley oder Led Zeppelin mit dem unverwüstlichen “Kashmir” dudelt.
Weltliches Treiben und gelebter Glaube
Bei aller Anbiederung an die moderne Welt: Im versteckt liegenden Tempel gleich neben Teppichgeschäften und Läden voller Pashminaschals werfen sich alte Männer in dunklen, wollenen Wickelgewändern und leuchtenden Schärpen ehrfürchtig zu Boden. Frauen mit kunstvoll bestickten Hüten und einem wärmenden Yakfell auf den Schultern drehen die paar Dutzend Gebetsmühlen – stets im Uhrzeigersinn, um geistige und körperliche Aktivität in Einklang zu bringen.
Horden herrenloser Hunde sowie Kühe mischen sich unter den Strom unablässig hupender Autos. Auf den Bürgersteigen bieten Marktfrauen das Gemüse und Obst aus ihren Gärten an – Kartoffeln, Spinat, Kohlrabi, kleingeratene Tomaten und Berge gedörrter Aprikosen, denen der Rauch getrockneter Kuhfladen anhaftet. Jeder Handel unter dem Bildnis des Dalai Lama ist zeitaufwändig, doch niemand drängt auf raschen Abschluss. In Ladakh ist keiner in Eile.
Von Leh ins Nubra-Tal
Für Amitabh ist Leh nur eine Zwischenstation auf seiner Reise durch die Region, die seit 2019 ein Unionsterritorium von Indien ist. Gemeinsam mit Freunden ist der Computerfachmann aus dem schwülen, südindischen Bangalore in den Himalaya geflogen und hat bei einem der zahllosen Tour-Operator eine Royal Enfield mit dem schönen Namen “Himalayan” gemietet.
Eigentlich wollten die Motorradfans den fast 500 Kilometer langen Manali-Leh-Highway meistern, der mit seinem halben Dutzend Bergpässen über 4000 Metern der reinste Abenteuerspielplatz für Adrenalinjunkies ist.
“Doch dafür reicht die Zeit nicht”, erzählt der 35-Jährige. Stattdessen wird die Gruppe ins ehemalige Königreich Zanskar fahren, das sieben Monate im Jahr von der Außenwelt abgeschnitten ist.
Zudem ist ein Abstecher zu den eisig kalten Salzwasserseen im Hochland von Changtang nahe der tibetischen Grenze geplant sowie in die indoarischen Dörfern, deren Bewohner blaue Augen und hellbraune Haare haben. Und natürlich steht das Nubra-Tal hinter dem Khardung La-Pass auf dem Programm. Der wird in unzähligen Reiseführern als höchster befahrbarer Gebirgspass der Erde apostrophiert.
Adrenalinkick Khardung La-Pass
Diesen Titel ist die Passhöhe zwar los, weil sich die Angabe von 5602 Metern bei exakter Vermessung als falsch entpuppte. In Wirklichkeit sind es “nur” 5359 Meter. Doch die 120 Kilometer von Leh bis ins unfassbar schöne Nubra-Tal haben es in sich.
Eine Schlange aus Geländewagen schiebt sich den Berg hinauf. Knallbunt bemalte Tata-Lkws und Militär-Laster in Tarnfarbe kämpfen sich durch gefühlt tausend Kurven. Bald ist Leh nur noch ein Spielzeugdorf mit grünen Rändern inmitten einer braun-grauen Steinwüste.
Von Tata-Lkws und irren Radfahrern
Auf der staubigen Piste ist Millimeterarbeit gefragt, wenn das Allradfahrzeug japanischer Bauart vom entgegenkommenden Militärkonvoi an den äußersten Rand der Straße gedrängt wird. Dort lauert nur noch der Abgrund.
Der Blick aus dem Seitenfenster lässt das Herz in die Hose rutschen, denn zwischen Fahrzeug und totalem Nichts gibt es keine einzige Schranke – weder Mauer, noch Leitplanke, höchstens ein bisschen dünne Luft.
Schlagloch reiht sich an Schlagloch, Felssturz an Felssturz. Wo die Straße richtig übel ist, schuften nepalesische Bauarbeiter für ein lächerlich geringes Salär. Mit bloßen Händen wuchten sie Felsbrocken zur Seite, bauen Stützmauern und bringen Teer auf. Ab und an bringen sie sich mit gezielten Sprüngen in Sicherheit, wenn ein paar lebensmüde Mountainbiker in einem Affentempo Richtung Tal donnern.
Stupas grüßen von einsamen Bergkuppen
So trist die zerbeulten Teerfässer, der allgegenwärtige Müll sowie die trostlosen Wellblechhütten am Checkpoint South Pallu auch sind: Was sich vor dem Auge auftut, verschlägt selbst Weitgereisten die Sprache.
Bizarre Felsformationen kratzen an einem strahlend blauen Himmel. Sie leuchten mal gelbbraun wie die Wüste, dann wieder grünlich oder beinahe schwarz – als habe ein Maler die ganze Palette von Farben über dem Landstrich ausgekippt. Weiß getünchte Stupas grüßen von einsamen Bergkuppen.
Dazwischen liegen ein paar karge Wiesen, auf denen Yaks und Ziegen grasen. Murmeltierfamilien spielen Fangen, tauchen in letzter Sekunde ab, wenn ihnen die kamerabewaffneten Zweibeiner zu sehr auf den Pelz rücken. Es ist, als sei Zeit in dieser Wüstenei aus Granit und Eis ohne Bedeutung.
Selfie am “Top of the World”-Schild
Oben auf dem Pass weht ein scharfer Wind. Die Luft ist dünn, gefährlich dünn. Wer hier, in über 5000 Metern Höhe, noch nicht unter Schwäche und Schwindel leidet, macht sich auf zum Wohnort der Geister und Götter.
Die Himmelsstürmer klettern über wacklige Stufen, stapfen durch schmutzige Schneereste und knien vor den drei, in blau, weiß und gelb getünchten Stupas, hinter denen die mit Wolkenfetzen drapierten Gipfel des Karakorums und der Ladakh Range aufragen. Hunderte von Gebetsfahnen, dicht wie ein Vorhang, flattern im Wind und tragen die guten Wünsche hinaus in die Welt.
Die Kurzatmigen pilgern für das übliche Selfie zum “Top of the World”- Schild oder kehren in dem kleinen Kaffee ein, wo bei Notfällen die Sauerstoffflasche zum Einsatz kommt. Die schwarze Brühe ist zwar – gelinde gesagt – grauenhaft und das ständige Gehupe macht wenig Lust auf eine längere Pause. Doch zum nächsten Ort mit ordentlicher Infrastruktur sind es etliche Kilometer. Zweitens weiß niemand, ob nicht irgendwo eine Baustelle lauert, die Blech- und Menschenkarawanen für geraume Zeit ausbremst.
Nubra: das Tal der Blumen
Verglichen mit dieser mondähnlichen Landschaft wirkt das Nubra-Tal wie das Paradies, wo Äpfel- und Aprikosenbäume einen verführerischen Duft verbreiten. Wer erst einmal den Punkt erreicht hat, wo sich die beiden Flüsse Shyok und Nubra vereinigen, ist heilfroh, den Pass überlebt zu haben.
Der Talboden, manchmal kahl und abweisend, dann wieder mit Bäumen und Büschen gespickt, ist flach wie eine Flunder. Überdies ist er so breit, dass man sich unwillkürlich fragt, wo die beiden Flüsse eigentlich abgeblieben sind. Sie sind Segen und Fluch zugleich; sie werden gefürchtet und gepriesen, weil die Fluten während der Schneeschmelze Tod und Verderben bringen, aber auch Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse und vieles mehr prächtig wachsen lassen.
Karge Geröllwüsten gehen über in Dünen wie in der Sahara. Dann wieder labt sich das Auge an grünen Oasen, an deren Ränder rosa Tamarisken blühen. An jeder Ecke poppen Zeichen der buddhistischen Kultur auf – Stupas, Klöster, die die erhabene Landschaft zusätzlich adeln, Gebetsfahnen an wankelmütigen Brücken, deren Standfestigkeit man besser nicht hinterfragt.
Reisende brauchen eine Genehmigung
Bis 1993 war diese entlegenste Ecke Indiens für Touristen gesperrt. Auch heute brauchen Reisende noch ein spezielles Permit für das Tal der Blumen. Selbst nach Turtuk, das nur noch einen Steinwurf von der pakistanischen Grenze entfernt liegt und in den 1970er Jahren handstreichartig von indischen Truppen einvernahmt wurde, könnten Abenteuerlustige fahren.
Die meisten kommen allerdings nicht über die Hundar Bridge mit dem häufig verschlossenen Kloster hinaus. Der Ort, einst Hauptstadt des Nubra-Königreiches, ist zwei Drittel des Jahres ein verschlafenes Nest. Zusammenfassend könnte man es als ein Konglomerat aus Häusern bezeichnen, die durch endlos lange Manimauern mit eingravierten Segenssprüchen verbunden sind.
Im kurzen Sommer schießen Dutzende mehr oder weniger komfortable Zeltstädte aus dem Boden. Deren Kurzzeitbewohner haben viele Möglichkeit zum Zeitvertreib. Sie gehen auf Trekkingtour, steigen in die elends heißen, heilenden Quellen von Panamik oder unternehmen kleine Ausritte auf Baktrischen Kamelen durch die Sanddünen. Die Trampeltiere sind die Nachfahren jener Last- und Nutztiere, die Seidenstraßen-Händler im Nubra-Tal zurückgelassen haben.
Das Wahrzeichen des Tales: Diskit
Das Kloster Diskit, gelegen an einem steilen Abhang, ist das Wahrzeichen des Tales. In unzähligen Kurven schraubt sich die rumpelige Route den steilen Hang zur Gompa hinauf, die wie ein Bienenkorb am Fels klebt.
Wieder einmal ist Treppensteigen angesagt. Während die Novizen gleich zwei Stufen auf einmal nehmen, dazwischen noch Zeit finden, sich am klostereigenen Kiosk mit ziemlich weltlichen Produkten einzudecken, schleppt sich der Tourist aus dem Westen keuchend wie ein Brauereiross zum Tempel hinauf. Dort präsentiert sich der Schutzgott Mahakala mit weißem, statt dem sonst üblichen schwarzen oder dunkelblauen Anstrich.
Der größte Schatz des fast 600 Jahre alten Klosters ist die 32 Meter hohe Statue des Maitreya Buddhas, die angeblich mit acht Kilogramm Gold bedeckt ist. Zur Einweihung der Statue im Jahr 2010 kam der Dalai-Lama persönlich ins Nubratal.
Persönliche Begegnung in Leh
Zurück in Leh, nach einem neuerlichen Husarenritt über den Khardung La, kommt einem Ladakhs Metropole wie jede andere indische Großstadt vor: geschäftig, übervoll mit Menschen und unerträglich laut. Die menschenleeren Landstriche, wo nur das Glucksen der Bäche, das Rauschen des Windes und das gelegentliche Grunzen der Yaks zu hören ist – sie erscheinen dem Reisenden plötzlich nicht mehr als menschenfeindliche Einöde, sondern als Gefilde der Seligen.
So einfach das Leben der Ladakhis ist, so viel Zufriedenheit drücken die sonnen- und windgegerbten Gesichter aus. Ob sie schon einmal in Dehli gewesen sei, will ich von Yangchan Dolma Onpohor wissen, während ich anstandshalber ein paar Schluck Buttertee schlürfe. Die Präsidentin der Womens Association von Ladakh schenkt der Fremden aus Europa ihr strahlendstes Lächeln und schüttelt sich bei der Erinnerung an den einmaligen Aufenthalt in der chaotischen 20-Millionen-Metropole.
Unerträglich laut und viel zu heiß sei es in Dehli gewesen, erzählt die 59-Jährige, die stolz von ihren drei Kindern, dem eigenen Garten und dem Treffen mit dem Dalai Lama erzählt: Letzterer nimmt ganz offensichtlich den wichtigsten Platz in der hauseigenen Fotogalerie ein. Zum Abschied geht mir das Wort “Julee” ganz von selbst über die Lippen. Denn irgendwie klinkt Ladakhs Gruß wie Jubel.
Noch ein paar Impressionen vom Klosterfest
Liebe Roswitha,
vor ein paar Jahren zog es mich auch in den Himalaja und ich musste mich entscheiden zwischen Ladakh und Sikkim. Es wurde dann Sikkim, weil ich unbedingt auch in die Heimat der Darjeeling-Tees wollte. War auch eine großartige Reise! Was du über Ladakh schreibst, klingt natürlich auch sehr spannend und macht Lust auf eine weitere Himalaja-Reise. Vielen Dank fürs Mitnehmen!
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke,
in Sikkim war ich auch schon mal, als wir mit dem Toy Train gefahren sind, war auch ein tolles Erlebnis. Das gilt für ganz Indien, allerdings ist das Land auch gewöhnungsbedürftig. Ich bin immer ganz froh, wenn es wieder nach Hause geht, weil Hitze, Lärm und Dreck setzen einem dann doch zu. Hier der Link zu der Toy Train-Geschichte.
https://bruder-auf-achse.de/darjeeling-im-himalaya/
Sehr sehr schön:) Da wollte ich eigentlich diesen Sommer zum Trekking hin, ist jetzt auf nächstes Jahr verschoben. Aber das macht auf jeden Fall schon mal Lust drauf. Kurze Frage: Wie bzw. wo hast du denn das Permit für das Nubra-Tal organisiert?
Viele Grüße
Selim
Hallo Selim, ja die Ecke ist absolut sehenswert. Das Permit hat unser Reiseveranstalter besorgt.