Vor 60 Jahren ein armseliges Nest, dem Malaysia buchstäblich den Stuhl vor die Türe setzte. Heute eine Stadt der Superlative, ein weltoffenes, aber gleichzeitig höchst autoritär geführtes Land im Herzen Asiens, eine Mega-City, die Maßstäbe in Sachen Architektur, Unterhaltung und Stadtplanung im dritten Jahrtausend setzt: Singapur.
Inhaltsverzeichnis
Das ideale Vier-Tages-Ziel für einen Stopover
Sechs Millionen Menschen leben auf dem letzten Zipfel der malaiischen Halbinsel, auf einer Fläche doppelt so groß wie Malta – mit dem Unterschied, dass die Insel im Mittelmeer nur 400 000 Einwohner hat. Der Stadtstaat ist der perfekte Ort für einen mehrtägigen Stopover, und du kannst sicher sein, dass dir nie langweilig wird.
Die Geschichte Singapurs
Am Anfang steht eine Gründungslegende, dem Singapur seinen Namen verdankt. Ein aus Java vertriebener Prinz soll sich einst hierher verirrt haben, wo er einem seltsamen Tier begegnete, ähnlich einem Löwen. Der junge Mann soll von dem Tier so verzaubert gewesen sein, dass er der Insel den Namen Singa Pura, Löwenstadt gab.
Als Singapurs Wahrzeichen hat die mythische Raubkatze überlebt: Der Merlion, achteinhalb Meter hoch und 70 Tonnen schwer, ist halb Löwe, halb Meerjungfrau.
Unter britischer Krone
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren die fünf Dutzend Eilande vor der malaiischen Halbinsel ein verseuchtes Loch, das allenfalls Piraten anzog. Doch dann kommt ein junger Engländer in diese Ecke der Welt. Thomas Stamford Raffles ist charmant, belesen und sprich fließend Malaiisch. Auf Java hat er die Tempelanlage Borobudur entdeckt und ganz nebenbei die Sklaverei abgeschafft. Im Gepäck hat er bei seiner Ankunft in Singapur einen roten Teppich, nicht aus Eitelkeit, sondern um dem Sultan von Johor gnädig zu stimmen.
Raffles – der Vater von Singapur
Der Engländer steht vor einer speziellen Aufgabe: Er soll im Auftrag der britischen East India Company einen geeigneten Stützpunkt finden, von dem aus die Straße von Malakka und damit die Handelsströme nach China und Indien zu kontrollieren sind.
Die 62 scheinbar nutzlosen Inselchen an der Spitze Malaysias scheinen der perfekte Ort zu sein. Raffles hat Erfolg: Der Sultan verkauft ihm den Landstrich. Singapurs Aufstieg zu einem wichtigen Handelsposten und militärischen Stützpunkt der britischen Krone kann beginnen.
Raffles trifft weitreichende Entscheidungen: Singapur soll ein zollfreier Freihafen werden. Innerhalb weniger Jahre verwandelt sich der völlig unbedeutende Flecken in einen prosperierenden Umschlagplatz für Waren. Damit einher gehen die ersten Landaufschüttungsprojekte, denen noch viele folgen werden. Raffles lässt sumpfige Gebiete trockenlegen und Hügel abtragen, um mehr Platz für den ersten Hafen zu gewinnen.
Unter japanischer Herrschaft
Womöglich wäre Singapur noch heute britische Kronkolonie, wäre nicht der Zweite Weltkrieg dazwischengekommen. Es waren die Japaner, die die Vorherrschaft der Briten in diesem Teil der Welt beendeten und das als unbezwingbar geltende Fort Silosa handstreichartig nahmen.
100 000 Soldaten hatten die Briten in Singapur stationiert, neben riesigen Kanonen und schweren Geschützen. Doch die Europäische Macht hatte ihre Waffen gen Meer gerichtet, weil sie einen Angriff von Land für unmöglich hielt. Ein folgenschwerer Irrtum. Die Japaner schafften den Marsch durch Mangroven, Sümpfe und Dschungel und siegten in der Schlacht um Singapur. Der Mythos von der Unbesiegbarkeit der Europäer war endgültig dahin.
Gut drei Jahre dauerte das japanische Intermezzo. Die Gräuel, die Massaker an der Bevölkerung während dieser Jahre haben das Verhältnis zum Land der aufgehenden Sonne nachhaltig beschädigt: Als die Piratenplage in der Straße von Malakka überhand nahm, die Versicherungsprämien durch die Decke schossen und sich die Länder an einer der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt zum Handeln genötigt sahen, erteilte man Japan unisono eine Absage. Koordinierte Kontrollen gegen die Freibeuter mit Unterstützung der verhassten Nachbarn? Nein Danke.
Ein Teil Malaysias
Als Malaysia in den frühen 60er Jahren seine Unabhängigkeit erklärt, ist Singapur mit an Bord. Doch die Zweckgemeinschaft funktioniert nicht. Malaysia ist streng islamisch, in Singapur leben viele Ethnien. Es folgen Straßenschlachten zwischen chinesischen und muslimischen Einwohnern. Im August 1965 trennt sich Malaysia von seinem Wurmfortsatz. Kein Wirtschaftskenner gibt nur einen Pfifferling auf den jungen, armen, territorial eingeschränkten Stadtstaat.
Der Aufstieg zum Mega-Metropole
Sie haben sich getäuscht. Innerhalb einer Generation schafft Singapur den Sprung vom Entwicklungsland zu einer Industrienation. Der Begriff Tigerstaat macht die Runde. Der flächenmäßige Zwerg nutzt seine geostrategische Lage an der 800 Kilometer langen Straße von Malakka und baut den Hafen zum größten Umschlagplatz für Container in der Welt aus.
Singapur platzt aus allen Nähten
Das rasante Bevölkerungswachstum – von 1,7 Millionen im Jahr 1961 auf 5,6 Millionen im Jahr 2018 – zwingt zu himmelwärts strebender, kühner Architektur. Der Platz ist eng im flächenmäßig kleinsten Staat Südostasiens. Eines der neuesten Projekte: Das Terminal unweit des Singapore Cruise Centers soll komplett verschwinden, um neuen Wolkenkratzern Platz zu machen. Kostenpunkt der zentrumsnahen Immobilien: 25 000 Euro pro Quadratmeter.
Auf eigene Faust durch die Löwenstadt
Auch wir waren zunächst erschlagen von dieser Mega-Metropole, die sich täglich neu erfindet; von diesem Meer aus Wolkenkratzern, die sich im Central Business District (CBD) aneinander drängen, von dem Gedränge in Chinatown und im Arab Street District. Das Gute an diesem Stadtstaat unmittelbar am Äquator: Singapur – flächenmäßig kleiner als Hamburg – lässt sich prima auf eigene Faust entdecken; sogar zu Fuß, wenn du längere Fußwege nicht scheust.
Erste Orientierung mit dem HopOn-HopOff-Bus
Wer keinen neuen Schrittrekord aufstellen möchte, sondern sich lieber durch die Stadt kutschieren lässt, dem empfehle ich eine HopOn-HopOff-Tour mit einem der offenen Doppeldeckerbusse. Du kannst an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten beliebig oft ein- und aussteigen und bekommst während der Fahrt zahlreiche Informationen zur Stadt.
Es gibt verschiedene Veranstalter mit bis zu sieben unterschiedlichen Routen. Die beiden größten sind Hop-on-Hop-off-Tours sowie CitySightseeing.
Singapurs Sehenswürdigkeiten: Was du keinesfalls verpassen solltest
Nüchtern betrachtet vereinigt Singapur mehrere Städte in sich. Im quirligen Stadtteil Little India findest du kunterbunte Hindu-Tempel und winzig kleine Fress-Tempel, wo es verführerisch nach scharfen Currys und würzigem Biryani duftet.
In Chinatown kannst du durch vollgestopfte Läden voll geheimnisvoller Kräuter und Wässerchen schlendern oder Buddhas Zahn in einem prächtigen Tempel aufspüren– der aber möglicherweise von einer Kuh stammt.
Und in Little India rund um die hippe Straße Jalan Besar leuchtet die gold-glänzende Kuppel einer prunkvollen Moschee in der fast unablässig scheinenden Sonne. Wer all dies im nächtlichen Lichterkleid erleben möchte, kehrt in einer der schicken Bars in himmlischer Höhe ein. Manchmal gibt es die Farbensymphonie über den Wolkenkratzern sogar für umme.
Bevor du in einem Cabriobus Platz nimmst oder dich zu Fuß aufmachst, möchte ich dir eine Übersicht geben, welche Sehenswürdigkeiten du keinesfalls verpassen solltest.
- Die Statue des Merlion
- Singapurs alte Häfen: Boat Quaie und Clarke Quaie
- das Kolonialviertel
- Marina Bay mit den Gardens by The Bay
- Little India
- Chinatown mit dem Sri Mariamman Temple
- Die Arab Street
- Der botanische Garten: Singapur erstes Weltkulturerbe von Singapur
- Der Zoo
- Die Insel Sentosa: Singapurs Vergnügungsinsel
- Ganz schön grün: Wildnis in der Mega-Metropole
- und wenn du noch Zeit hast: einen Tagesausflug nach Indonesien
Ein Schutzpatron namens Merlion
Die Tour durch die Metropole der Zukunft beginnt dort, wo alles begann: beim Merlion. Früher stand Singapurs Schutzpatron in der Nähe der Anderson Bridge. Heute steht das Fabelwesen auf der anderen Seite des Esplanade Drive. Weil die mit weißen Kacheln verkleidete Statue nicht unter der Brücke hindurch passte, musste sie mit Kränen über das Bauwerk gehievt werden, ehe sie frisch verputzt eine neue Heimat im „Merlion Park“ fand. Dort ist der Wasserspeier das perfekte Postkartenmotiv vor der Hochhauskulisse des Financial Districts. Abends wird der Bursche beleuchtungstechnisch liebenswert kitschig in Szene gesetzt.
Boat Quaie und Clarke Quaie
Nur ein paar hundert Meter entfernt liegen die beiden historischen Kais am Singapore River. Der ist nicht wirklich beeindruckend, misst läppische 3,2 Kilometer auf seinem Weg durch Downtown und Marina Bay, Singapurs jüngstem Stadtteil, das ab den 70er Jahren dem Fluss abgetrotzt wurde.
Die zweigeschossigen Häuser mit ihren kunterbunten Fassaden direkt am Fluss waren der Ausgangspunkt für Singapurs Aufstieg zur Seehandelsmacht. Die Zeiten, wo an Boat Quaie und Clarke Quaie Fracht verladen wurde, sind längst vorbei. Heute dienen die sorgsam restaurierten Geschäftshäuser und Lagerhallen dem Vergnügen, sind vollgepackt mit Restaurants, Bars und Tanzlokalen.
Auf den Freiluftterrassen, die über dem Fluss schweben, genießen Einheimische und Touristen Chilikrabben, Singapurs großartigste kulinarische Kreation. Nebenan lassen sich Adrenalinjunkies mit dem G-Max in die Höhe schießen. Hier starten einstündige Bootstouren mit altertümlich anmutenden Holzbooten. Sehr viel reizvoller und zudem billiger ist es, am Fluss entlang zu spazieren.
Wie kommst du hin? Die lila U-Bahn-Linie, die North-East-Line, fährt zur Haltestelle Clarke Quay, die blaue Circle Line zur Haltestelle Fort Canning. Die Tickets für die Bootstouren können direkt am Kai gekauft werden. Sie kosten 25 Singapur-Dollar.
Very british: das Kolonialviertel
Die Arme selbstbewusst vor der Brust verschränkt, der Blick entschlossen: So steht er da – Sir Stamford Raffles. Seine schneeweiße Statue steht am Eingang zum kolonialen Viertel, der historischen, architektonischen und kulturellen Keimzelle der Stadt.
Der Civic District mit seinen schneeweißen victorianischen Gebäuden wirkt wie ein Freiluftmuseum inmitten all der Wolkenkratzer. Der Uhrturm könnte auch in London stehen, ebenso wie der Supreme Court mit seinen korinthischen Säulen und der gewaltigen Kuppel. Das Victoria Theatre gleich nebenan diente einst als Rathaus, war aber schnell zu klein.
Dass Singapur noch immer ganz schon britisch ist, erlebt man auf dem Padang vor dem Old Supreme Court Building: Auf dem Sportplatz wird am 9. August nicht nur der Nationalfeiertag gefeiert, hier ist der Singapore Cricket Club daheim. Zuschauen ausdrücklich erwünscht.
Wie kommst du hin? Die U-Bahn-Station City Hall liegt an der roten North South Line sowie an der grünen East West Line.
Hip und chic: Marina Bay
Die prosperierende Metropole braucht ständig Platz. Weil die Insel jedoch nicht mitwächst, muss Singapur eben nachhelfen – durch Aufschüttungen. Schon die britischen Besatzer trugen Sandhügel ab und verfrachteten sie ins Meer; holt sich der Stadtstaat das Baumaterial – vornehmlich Sand -bei den Nachbarn. In den vergangenen zwei Jahrhunderten hat sich Singapurs Landfläche um satte 25 Prozent vergrößert.
Die Sehenswürdigkeit Marina Bay wurde dem Singapore River abgerungen. Der jüngste Stadtteil steht in Singapur für alles, was modern und stylish ist. Hier gibt es die schicksten Restaurants, die angesagtesten Bars, die verrücktesten Hotels. 3,5 Kilometer misst die Promenade, die an den drei Türmen des Hotels Marina Bay Sands vorbeiführt – nicht immer ein Vergnügen bei 30 Grad und gefühlt 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Wer der Hitze ein Schnippchen schlagen will, hält Ausschau nach den drei „Breeze Shelters“: Große, mit Sonnenenergie betriebene Ventilatoren machen die Pavillons zu angenehm temperierten Rastplätzen.
Gardens by the Bay
Eine Portion Natur gefällig? Die Gardens by the Bay sind die Ikone der Löwenstadt, eine grüne Oase voll üppigem Grün direkt an der Waterfront. 101 Hektar – so groß wie 141 Fußballfelder -misst dieser künstlich angelegte Park, wo Grünfans die unterschiedlichsten Gärten vorfinden.
Die wohl spektakulärste Attraktion des Gardens by the Bay sind die Supertrees, 25 bis 50 Meter hohe Stahlgerüste die über und über mit Pflanzen bewachsen sind. Sie dienen der Aufzucht seltener Pflanzen, doch auch Elektrizität für Beleuchtung und Kühlsysteme der Glashäuser werden dank Fotovoltaik an den Türmen gewonnen. Einige der Supertrees sind durch Fußgängerbrücken verbunden.
Wenn die tropische Nacht über Singapur hereinbricht, leuchten die atemberaubenden Supertrees wie überdimensionale Christbäume. Täglich um 19.45 Uhr und 20.45 gibt es eine phänomenale Licht-und Musikshow – und das gratis. Wer das Schauspiel auf den Skyways zwischen den Stahlbäumen erleben möchte, muss früh dran sein.
Das außergewöhnlichste Bauwerk in Marina Bay ist das Esplanade-Theater. Die auffallende Dachkonstruktion des hypermodernen Kulturzentrums zählt zu den architektonischen Vorzeigeprojekten Singapurs. Die pockennarbige Hülle der beiden Dachkuppeln erinnert an die Durian, die im südostasiatischen Raum äußerst beliebte Stinkfrucht.
Wie kommt du hin: Die Station Gardens by the Bay liegt an der braunen Thompson East Coast Line.
Pulsierend und kunterbunt: Little India
Tempel, vollgepackt mit hinduistischen Götterstatuen; Geschäfte, wo es farbenprächtige Saris zu kaufen gibt. Kleine Restaurants, in denen indische Tandoori-Gerichte und lokale Spezialitäten wie Roti Prata aufgetischt werden: Die Welt in Little India ist knallig-bunt, glitzernd und funkelnd. Vor 180 Jahren war dieses Straßengewirr Treffpunkt der Europäer, wegen der nahen Rennbahn. Heute fühlt man sich hier ein wenig wie in Delhi – nur, dass hupende Rikscha-Fahrer und stoische Kühe fehlen.
Eines der schönsten Häuser ist die Villa des chinesischen Geschäftsmannes Tan Teng Niah, die an ein überdimensionales Buntstiftmäppchen erinnert und nur wenig Schritte von der U-Bahn-Station Little India entfernt liegt. Eine der besten Adressen zum Einkaufen ist das Tekka Center, wo es alles gibt, was der asiatische Gaumen begehrt: ob in Rohform oder perfekt zubereitet im Food Court mit seinen zahlreichen Essensständen.
Im Oktober oder November wird das berühmte Lichterfest Deepavali in Little India gefeiert. Dann versinken Häuser und Straßen in einem Lichtermeer, vergnügen sich Familien bei opulenten Festessen, pilgern Gläubige zu den kitschig bunten Tempeln. Der vielleicht schönste ist der Sri Veeramakaliamman in der Serangoon Road.
Wie kommt man hin? Die Station Little India liegt an der lilafarbenen North East Road.
Wuselig und spirituell: Chinatown
Nur zwei Stopps mit der U-Bahn – schon bis du mitten in Chinatown. Mit seinen kolonialen Stadthäusern, den Abertausenden roten Lampions über den Straßenzügen, den Tempeln, aus denen der Geruch von Räucherstäbchen wabert, ist Chinatown das beste Beispiel dafür, wie stolz Singapur auf seine ethnischen Volksgruppen ist.
Wer sich heute mit Abertausenden Touristen durch die Smith Street treiben lässt, wo alle paar Meter Restaurantbesitzer für Dim Sum oder Pekingente werben und Berge von Nippes die Geschäfte füllen, kann sich kaum vorstellen, dass dieser piekfein herausgeputzte Straßenzug vor 100 Jahren ein einziges Sodom und Gomorrha war. Denn hier lag Singapurs Rotlichtviertel, wo aus China verschleppte junge Frauen einem üblen Geschäft nachgehen mussten. Wer nicht parierte, bekam eine Überdosis Opium verpasst.
Chinatown ist ein ziemlich touristisches Viertel. Wären da nicht die heruntergekommenen Seitengassen, die kleinen Garküchen, wo sich adrett gekleidete Singapurer in ihrer Mittagspause mariniertes Schweinefleisch schmecken lassen, und die vielen chinesischen Apotheken, die auf mich wie eine Mixtur aus Feinkostgeschäft und Gruselkabinett wirken – man könnte das chinesische Viertel glatt für ein seelenloses Freiluftmuseum halten.
Der Buddha Tooth Relic Tempel ist das spirituelle Zentrum der geschäftigen Chinatown. Der mehrstöckige, ziemlich neue Tempel mit seinen weit ausladenden Dächern lässt die kleinen Stadthäuser in der Sago Street fast winzig erscheinen. Das bunte Äußere lenkt ab von den nüchternen Mietskasernen in seiner Umgebung. Menschen stehen geduldig Schlange, um in der „Halle der Hundert Drachen“ einen Blick auf die heilige Reliquie zu werfen. Was stört es da, dass das Buddha-Beißerchen reichlich groß für einen Menschen ist.
Kaum weniger prächtig ist der hinduistische Sri Mariamman Tempel, dessen Fassaden von ganzen Hundertschaften von Gottheiten, mythologischen Bestien und Fabelwesen bevölkert ist. Falls du im Oktober oder November in Singapur bist, kannst du dem Thimithi Fest beiwohnen. Genau der richtige Anlass für jene, die endlich mal über glühende Kohlen laufen wollen.
Ein Hauch Orient: das arabische Viertel
Kampong Glam ist der älteste Stadtbezirk Singapurs und war ursprünglich ein geschäftiger Hafen. Heute liegen die Rufe des Muezzins über dem Viertel, das seit 1800 das Zentrum der malaiisch-muslimischen Gemeinschaft Singapurs ist. Frauen mit Kopftuch und Männer in typisch arabischen Gewändern wuseln durch die schmalen Gassen, die Erinnerungen an einen Bazar wecken. Bonbonfarbene Häuschen mit hölzernen Fensterläden recken ihre Schmuckseite in den Himmel. In den kleinen Restaurants kann man lecker und preiswert essen. Zahlreiche Cafés verführen zu einer Pause mit sündhaft schwarzem Mokka.
Inmitten dieser arabischen Herrlichkeit liegt die größte Moschee der Stadt, die Masjid Sultan. Ihre goldene Kuppel ist weithin sichtbar. Die Haupthalle der Moschee ist Muslimen vorbehalten, doch in angemessener Kleidung kannst du vom Vorraum aus einen Blick in die Gebetshalle werfen.
Der Botanische Garten
In einer so dicht besiedelten Stadt spielen grüne Lungen eine besondere Rolle. Der Botanische Garten in der Cluny Road ist neben den Gardens of the Bay das wohl beliebteste Naherholungsgebiet der Singapurer. Der Schotte Lawrence Niven widmete im Jahr 1859 eine stillgelegte Plantage zu einem Garten um, der seit 2015 zum Weltkulturerbe zählt.
Sein größter Schatz ist der Orchideengarten mit über 400 Arten, die nach ausgewählten Persönlichkeiten benannt sind. Nelson Mandela hat eine, Prinzessin Kate und Prinz William, aber auch Angela Merkel.
Wie kommt man hin? Die U-Bahn-Station Botanic Gardens liegt an der blauen Downtown Line. Der Park hat täglich von 5 bis 24 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Nur der Orchideengarten kostet fünf Singapur-Dollar extra.
Der Zoo von Singapur
Nein, ich bin kein Zoobesucher, aber wer mit Kindern in die Löwenstadt reist und mal etwas anderes als hypermoderne Architektur sehen möchte, hat bestimmt seinen Spaß an dem 26 Hektar großen Naturpark.
Der hat sich auf die Rettung von Orang-Utans aus den Konfliktgebieten im Norden Sumatras spezialisiert und verzichtet auf viel zu klein geratene Käfige, Scheiben aus dickem Glas und Zäune.
Stattdessen leben die knapp 3000 Tiere in Freigehegen, die ihrem natürlichen Lebensraum ziemlich nahe kommen – durch Gräben und Bachläufe von den zweibeinigen Eindringlingen geschützt. Die können von hohen Plattformen den Giraffen beim Fressen zuschauen, die Nashörner beim Bad beobachten und die Lippenbären bestaunen, zottelige Wesen, die sich am liebsten über Termitenhügel hermachen.
Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Zoo lockt jährlich 1,7 Millionen Besucher an. Die kommen auch wegen der Shows und verrückten Events – etwa der Splash Safari mit Seelöwen oder dem Dschungelfrühstück mit Orang-Utans. Die verrückteste Idee ist die Nightsafari, die durch sieben geografische Zonen führt. Nahezu lautlos zuckelt das Bähnchen von Afrika über die Ausläufer des Himalaya bis ins australische Outback, vorbei an den üblichen Verdächtigen wie Löwe, Tiger und Elefant, aber auch an Tieren, von denen die meisten Besucher noch nie etwas gehört haben – beispielsweise das Malaiische Schuppentier.
Wie kommt man hin: Der Zoo liegt an der Mandai Lake Road. Von der Station Khatib an der roten North South Line gibt es einen Shuttle.
Die Insel Sentosa
Die Insel Sentosa im Süden Singapurs ist historischer Boden. Hier wurden einst die Toten einer Malaria-Epidemie bestattet. Später stand hier das Fort der Briten, von dem noch die Mauern zu sehen sind. Seit den 1970er Jahren wird Sentosa zur Vergnügungsmeile umgestaltet.
Es gibt einen Schmetterlingsgarten und Madame Tussauds, traumhafte Strände wie Palawan Beach, Siloso Beach und Tanjong Beach, luxuriöse Hotels und den Marine Life Park, wo du im Glastunnel auf Reise durch Asiens Meere gehen kannst. Das größte Aquarium der Welt ist Heimat von 100 000 Meeresbewohnern. Die Insel hat so viele Freizeitangebote zu bieten, dass du hier mühelos zwei, drei Tage verbringen könntest.
Wie kommst du hin? Der Sentosa Express, eine Ein-Schienen-Bahn mit bunten Waggons, fährt in acht Minuten von der U-Bahn-Station Harbourfront auf die Insel.
Die teuerste, aber auch schönste Variante, um nach Sentosa zu gelangen, ist die Seilbahn vom 105 Meter hohen Mount Faber. Die Singapore Cable Car, erbaut von Österreichern, hat insgesamt 81 Kabinen, von denen einige mit einem Glasboden ausgestattet sind. Die Aussicht über die Mega-Metropole ist atemberaubend. Den Skypass für Hin-und Rückfahrt gibt es für 33 Singapur-Dollar.
Wildnis in der Millionenmetropole
Es mag ziemlich unglaublich klingen, doch der Mega-Moloch ist eine der grünsten Städte der Welt. Fast die Hälfte der 719 Quadratkilometer sind Grünflächen. Der nächste Park ist nur ein paar Gehminuten entfernt. Es gibt sogar Naturschutzgebiete wie das 163 Hektar große Reservat Bukit Timah, wo Wanderer auf schmalen Pfaden durch einen der letzten unberührten Regenwälder Südostasiens trekken können.
Wer in den frühen Morgenstunden zum Wandern rund um den 164 Meter hohen Bukit Timah kommt, den „Zinnhügel“, wird Makaken und Baumhörnchen en masse antreffen, dazu tropische Schmetterlinge und Riesenameisen. Besucher mit Vorliebe für Nervenkitzel dürfen auf Echsen, Springspinnen, Kobras und sogar Pythonschlangen hoffen.
Nicht weniger schön ist der MacRitchie Park, dessen Stauseen die Wasserversorgung Singapurs sicherstellen sollen. Die grüne Oase ist eine beliebte Spielwiese für Jogger, Wasserenthusiasten und Naturliebhaber, die keine Angst vor tierischen Begegnungen haben. Affen schaukeln in den Baumwipfeln, andere kauern auf den Wegen und betteln mit Unschuldsmiene um Futter. Selbst Warane soll es in dem Park geben.
Der längste Pfad ist der elf Kilometer langen Nature Trail. Fußlahmen genügt der TreeTop Walk, eine 250 Meter lange Hängebrücke quer durch die Baumkronen.
Mit der Fähre hinüber nach Indonesien
So aufgeräumt der Stadtstaat ist: Bei so viel klinischer Reinheit, ja Sterilität sehnt man sich fast ein wenig nach dem anderen Asien. Wer es weniger sauber, dafür chaotischer und voller Leben haben möchte, steigt auf eine Fähre nach Batam, dem indonesischen Faustpfand im Malaiischen Archipel.
Die Fahrzeit mit dem Speedboat dauert nur 30 Minuten, mit der Fähre zwischen 45 und 60 Minuten. Die Strände auf Batam haben allerdings schon bessere Zeiten gesehen, denn Umweltschutz spielt in diesem verwelkenden Urlaubsparadies keine große Rolle. Der Unterschied zwischen dem reichen Singapur und dem armen Batam ist ziemlich bedrückend.
Wie kommt man hin? Die Fähren legen am Singapore Cruise Center (Harbourfront/Maritim Square) ab. Hin- und Rückfahrt mit dem Speedboot von majesticfastferry gibt es ab 49 Singapur-Dollar. Die Fähre ist etwas billiger.
Ganz schon viel Sehenswürdigkeiten für einen viertägigen Trip, oder? Wenn du schon einmal in Singapur warst, hast du bestimmt schon einiges gesehen. Was hat dir gefallen? Was nicht? Und vielleicht hast du ja Lust, einige Sehenswürdigkeiten, die hier nicht aufgeführt sind, beizusteuern. Schreib mit einfach. Und wenn du Lust auf weitere Artikel zu Singapur hast, schau einfach wieder vorbei.
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Liebe Roswitha, selten hat mich eine Stadt so fasziniert wie Singapur. Auch wenn ich keine Fernreisen mehr anstrebe, dort würde ich gerne nochmals hin. Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
Liebe Claudia
Singapur ist wirklich eine tolle Stadt. Unheimlich vielfältig und abwechslungsreich. Auch ich war begeistert, obwohl ich normalerweise kein Stadtmensch bin.
[…] Singapur, wo unsere Asienreise endete, deutete sich das Drama an. Doch uns fehlte schlichtweg der feine […]