Kristallklares Meer, eine wild zerklüftete Küste mit unzähligen vorgelagerten Inseln und bildschöne Hafenstädte, die von der venezianischen Herrschaft künden – all das macht Istrien zu einem idealen Urlaubsdomizil.
Wie ein Dreieck liegt die 3500 Qudratkilometer große Halbinsel zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner-Bucht vor Rijeka. Der weitaus größte Teil des Landstrichs zu Füßen des 1.400 Meter hohen Berges Vojak im Učka-Gebirge gehört zu Kroatien. Im Nordwesten hat sich Slowenien ein Stück Istrien gesichert; und selbst die italienische Stadt Muggia mit ihrem nahen Umland gehört zu dem Landstrich, dessen Namen auf den antiken Volksstamm der Histrier zurückgeht. Sie siedelten hier vor zweieinhalbtausend Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Istrien: schöne Buchten und malerische Halbinseln
Mehr als 440 Kilometer Küste hat Istrien zu bieten. Rechnet man all die Inseln dazu, sind es sogar 540 Kilometer. Dank der zerklüfteten Struktur finden sich überall schöne Buchten und Halbinseln, manche bevölkert, andere einsam und damit die perfekte Alternative für Ruhesuchende. Neben vielen felsigen Küstenabschnitten gibt es auch einige schöne Sandstrände, etwa in Rabac, Poreč, Umag oder Medulin. Beinahe fjordähnlichen Charakter weisen dagegen die tief ins Landesinnere reichenden Wasserarme bei Vrsar und bei Plomin auf, wo Muscheln und Austern gezüchtet werden.
In dieser zauberhaften Landschaft, wo es nach würzigen Pinien, salzigem Meerwasser und gegrilltem Fisch riecht, reihen sich malerische Hafenstädte und romantische Bergdörfer wie Perlen an der Schnur auf. Während der Westen und das Zentrum von Istrien venezianisch geprägt sind, überwiegt im Nordosten das Erbe der österreich-ungarischen Monarchie.
Küstenstädte wie Pula, Porec und Rovinj ziehen jedes Jahr unzählige Besucher aus aller Welt in ihren Bann. Doch auch im Hinterland verstecken sich städtebauliche Juwelen, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Das Beste: Die schmucken Orte liegen auf engstem Raum beieinander, so dass sie sich mühelos bei Tagestouren entdecken lassen. Ein Quartier an der Küste, wo die Sonne an 2 400 Stunden im Jahr scheint, bietet sich für den Roadtrip zu den schönsten Dörfern und Städten Istriens an.
Sloweniens Schmuckstück: Piran
Ein pulsierender Marktplatz, auf dem die riesige Bronzestatue des Komponisten und Violinisten Giuseppe Tartini steht, venezianisches Flair sowie das Glitzern der Adria – das sind die Trümpfe der slowenischen Kleinstadt Piran. Das kleine Land hat zwar nur 40 Kilometer Küste abbekommen, doch dafür hat es mit Piran einen der schönsten Küstenorte Istriens vorzuweisen.
Im Gegensatz zum Nachbarort Portoroz, der mit reichlich seelenloser Betonarchitektur gesegnet ist, scheint Piran direkt dem Bilderbuch entsprungen zu sein. Rund um den Tartini-Platz erheben sich bonbonfarbene venezianische Villen, die von ihren Besitzern mit viel Liebe gepflegt werden. Am Rathaus aus dem 19. Jahrhundert brüllt noch immer der Steinlöwe Venedigs. Die Kirche St. Georg bietet dank ihrer Lage auf einer Anhöhe nicht nur die schönste Aussicht über das Häusermeer und die blaue Adria; der 47 Kilometer hohe Kirchturm hat auch frappierende Ähnlichkeit mit dem Markusturm.
Seinen Reichtum verdankt das kosmopolitische Küstenstädtchen mit den schmalen Gassen, den hübschen Plätzen und der mit Cafés und Restaurants gespickten Uferpromenade den nahegelegenen Salinen von Sečovlje. Das weiße Gold ist nicht nur unverzichtbar in der istrischen Küche; das Wasser und der Schlamm aus den Salinen wird seit jeher für Bäder und Packungen genutzt.
Extratipp: eine Nacht in Piran bleiben. Wenn die Tagestouristen – viele davon aus dem nahegelegenen Italien – wieder abgeschwirrt sind, zeigt sich der ganze Reiz der Altstadt. An der Spitze der Landzunge gibt es einige nette Cafés und Bars, wo der Sundowner vom Rauschen des Meeres konzertiert wird.
Istriens längste Treppe: Motovun
Auf einem steilen Hügel über dem Tal der Mirna thront eines der schönsten Dörfer Istriens: Motovun. Der Ort diente schon in vorrömischer Zeit als Zufluchtsort. Der Anblick des mittelalterlichen Dorfes inmitten von Weinbergen, das seine Erscheinung vor allem den Venezianern verdankt, ist einfach atemberaubend.
Ein Mauerring mit Wehrtürmen und Stadttoren, die teils aus dem 14. Jahrhundert stammen, führen direkt ins Herz der Altstadt mit einem Geflecht aus gepflasterten Gassen. Die vielleicht schönste Straße ist die Borgo, die von der Unterstadt zum höchsten Punkt des Ortes führt und wegen der 1052 Stufen als längste Treppe Istriens gilt.
Den höchsten Punkt des Ortes, rund 280 Meter über dem Meeresspiegel, teilen sich der freistehende Glockenturm und die dreischiffige Pfarrkirche des heiligen Stephan. Der schönste Platz wurde nach dem Komponisten Andrea Antico benannt und wird wird von einem Gebäudeensemble aus dem 14. bis 17. Jahrhundert gesäumt – die passende Kulisse für alle Feste und Veranstaltungen.
Das 500-Seelen-Dorf gilt als hervorragende Adresse für Feinschmecker. Die umliegenden Wälder sind bekannt für Trüffeln, auf den Hängen wachsen Istriens bekannteste Weinsorten Teran und Malvasia.
Ein Ort voller Charme: Novigrad
Wem Porec und Rovinji zu touristisch sind, der findet sicherlich an Novigrad Gefallen. Das malerische Kleinod war bis ins 18. Jahrhundert eine Insel, doch dann wurde das Eiland mit dem Festland verbunden. Von der mächtigen Stadtmauer mit ihren Türmen blieb nur ein imposanter Abschnitt im Süden erhalten. Durch das dortige Tor gelangt man zum Stadtstrand, der sich an eine sichelförmige Bucht anschmiegt.
An den romantischen Gassen reihen sich historische Bauten mit bunten Häuserfassaden auf. Am bekanntesten ist das Rigo-Palais aus der Zeit um 1770, das einst eine Novigrader Adelsfamilie bewohnte und das durch seine rostrote Fassade im Barockstil sofort ins Auge fällt. Über den Gassen baumeln dekorativ quietschbunte Regenschirme, die ein beliebtes Fotomotiv sind.
Der schönste Part von Novigrad, das unter italienischer Herrschaft passenderweise Cittanova hieß, ist allerdings der alte Stadthafen Mandrac. Fischerboote dümpeln am Kai, ein paar Meter weiter ankern luxuriöse Jachten, deren Besitzer die unzähligen Cafés und Restaurant ringsum bevölkern. Der Hafen hat so viel Flair, dass man sich nur schwer von ihm trennen kann.
Extratipp: Nur wenige Schritte vom Hafen Mandrac entfernt befindet sich das Gallerion. Das Museum befasst sich mit allen Aspekten der Seefahrt und präsentiert eine Sammlung von Modellen aller österreichisch-ungarischen Kriegsschiffe sowie weiterer Länder. Gegründet wurde es 2007 von Sergio Gobbo, einem bekannten kroatischen Fotografen.
Stadt der Mosaike: Porec
Wer in Porec die Euphrasius-Basilika betritt, die seit 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, dem bleibt die Luft weg. Denn das Gotteshaus, das etwas versteckt in einer Seitengasse der Altstadt liegt, hat Jahrhunderte völlig unverändert überstanden. Kunstvolle Mosaike schmücken die Apsis des aus dem 6. Jahrhundert stammenden Gotteshauses, der junge Christus sowie die zwölf Apostel blicken auf die Gläubigen herab. Ranken und Blumen erstrahlen in Gold. Noch älter sind die Bodenmosaike aus dem vierten Jahrhundert, die von einem Vorgängerbau stammen.
Das Gotteshaus ist sicherlich das wertvollste Kulturdenkmal der Hafenstadt. Deren Altstadt liegt auf einer Halbinsel. Die Römer schätzten den natürlichen Hafen und bauten hier eine Festung. Das geometrische Muster der Gassen geht auf das Imperium zurück, mit den Hauptstraßen Cardo Maximus und Decumanus sowie einem zentralem Platz als Mittelpunkt. Abends ist es in den schmalen Gassen, die den Fußgängern vorbehalten sind, brechend voll.
Die Palazzi aus venezianischer Zeit, viele mit prachtvollen Renaissance-Elementen, sowie die alten Stadttürme erstrahlen dann in stimmungsvollem Licht. Die Souvenirgeschäfte bieten alles feil, wofür Kroatien bekannt ist. In den Restaurants an der Uferpromenade wird Genuss großgeschrieben. Den Blick auf das Inselchen Sveti Nikola mit der Sommerresidenz des Marquis Polesini gibt es kostenlos dazu. Der Adelige widmete das Schlösschen seiner geliebten Frau Isabella.
Extratipp: Am späten Nachmittag kann die Euphrasius-Basilika kostenlos besichtigt werden. Wer das Gotteshaus auf eine besondere Weise erleben möchte, sollte einem der Konzerte in der Basilika oder im benachbarten Lapidarium lauschen. Liebhaber klassischer Musik wissen die außergewöhnliche Akustik der Basilika zu schätzen.
Die schöne Diva: Rovinj
Bezaubernder geht es wirklich nicht. Wer sich Rovinj näher, noch dazu vom Wasser aus, denkt zunächst an ein Traumgebilde. Pastellfarbene Häuser, alle schmal wie ein Handtuch, ziehen sich den Hügel zur Kirche der Heiligen Euphemia hinauf, deren tonnenschwerer Sarkophag einst angeblich angeschwemmt wurde. Das Gassenlabyrinth ist so verschachtelt, dass man schon nach wenigen Minuten jegliche Orientierung verliert – zumal man damit beschäftigt ist, auf dem von Millionen Fußtritten glattgeschliffenen Marmorbelag nicht auszurutschen. Wäsche flattert dekorativ an zwischen den Häusern gespannten Leinen, darunter wird Kunst und Nippes feilgeboten. Die Via Grisia mit ihren vielen Stufen ist ein einziges Freilichtatelier.
Abends, wenn sich ganze Hundertschaften an der Kaimauer versammeln, um die Sonne glutrot im Meer versinken zu sehen, füllen sich die Restaurants am Wasser. Kellner tischen überquellende Fischplatten auf oder servieren handgemachte Pasta mit Trüffeln, die in den weitläufigen feuchten Eichenwälder rund um Motovun, Buzet und Livade befunden wurden. Ein bisschen wirkt das alles wie eine Spiegelung Venedigs, was auch nicht wirklich verwundert, herrschten die Dogen doch mehrere Jahrhunderte über das Städtchen. Der venezianische Löwe am Balbi-Bogen, der ein offenes Buch zwischen seinen Tatzen hält, zeugt von jener Epoche.
Einsam ist man in dem 15.000-Einwohner-Städtchen allerdings nie. Dafür ist es einfach zu pittoresk, zu touristisch. Wer es ruhiger mag, der lässt sich einfach mit einem Boot zu einer der Inseln schippern, die rund um Rovinj liegen. 22 sollen es sein und jede ist einzigartig. Die größte dieser Inseln ist die Rote Insel, die Crveni Otok mit einer Fläche von 23 Hektar.
Extratipp: Rovinj ist berühmt für seine herrlichen Sonnenuntergänge und für die coolen Beach-Bars, die sich direkt an der felsigen Küste der Altstadt angesiedelt haben. Hier stößt ein hippes Völkchen allabendlich mit Champagner und Cocktails an. Billig ist dieses Vergnügen nicht, aber wer schaut im Urlaub schon auf den Euro.
Treffen mit Casanova: Vrsar
Direkt am fjordähnlichen Limski Kanal liegt die mittelalterliche Kleinstadt Vrsar, die einen unglaublich malerischen Hafen besitzt und eine ziemlich berühmte Werbeikone: den Herzensbrecher Giacomo Casanova. 1743 und 1744 kam der Frauenvernascher nach Vrsar, das fotogen auf einem Hügel thront und von eine Perlenkette aus 18 kleinen Eilanden eingefasst wird.
Richtig begeistert war der Venezianer zunächst nicht von dem verschlafenen Nest, doch dann entdeckte er den frischen Fisch, den exquisiten Refosco – einen charakterstarken roten Wein – sowie die schönen Frauen. Angeblich soll sich der Herzensbrecher auf eine stürmische Affäre mit einer Dienerin des Don Girolama eingelassen haben.
Die Affäre schlachtet das ehemalige Fischerdorf nach Kräften aus. Es gibt nicht nur den Casanova Beach, sondern auch einen nach dem Schürzenjäger benannten Aussichtspunkt sowie eine spezielle Stadtführung. Außerdem haben die Stadtoberen ihm eine Statue errichtet. Bedächtig sitzt er da auf seinem Bänkchen, die Beine übereinander geschlagen, den Blick in die Ferne gerichtet und wartet seelenruhig auf den nächsten Besucher fürs gemeinsame Foto.
Extratipp: Von Vrsar bietet sich eine Bootstour in den Limski-Kanal an. Der schmale, gut elf Kilometer lange Wasserarm zeichnet sich durch einen hohen Sauerstoff- und einen geringen Salzgehalt aus. Deshalb gehen hier viele Fisch- und Muschelzüchter ihrem Geschäft nach. Die Tour kostet zwischen 20 und 30 Euro pro Person.
Juwel im Hinterland: Bale
Wie eine Festung thront Bale auf einem Karsthügel, nur sieben Kilometer von der Adria entfernt. Inmitten von Weinbergen und Olivenhainen erhebt sich der Kirchturm der neobarocken Pfarrkirche der Heiligen Jungfrau Maria über den eng gedrängten Steinhäusern, die größtenteils aus dem 17. bis 19. Jahrhundert stammen. Die Gassen verlaufen kreisförmig um den Palazzo Soardo-Bembo. Dessen Renaissance-Fassade aus dem 16. Jahrhundert wetteifert mit dem gegenüberliegenden venezianischen Stadtpalast aus dem 14. Jahrhundert. Bales Hauptplatz ist in Stein gegossene Vergangenheit.
Wer durch den hinreißend stillen Ort spaziert, landet nicht nur unweigerlich an der Casanova-Ecke – der Schwerenöter soll sich in Bale mit der Herrin des Palazzos vergnügt haben -, er stolpert auch über Dutzende von Schmetterlingen – gehäkelt, aus Papier oder Eisen. Der dekorative Schmuck von Hausfassaden und winzigen Gärten hängt mit der Natur rings um den Hügel namens “Mom Perin” zusammen. Hier sind 400 Arten von Schmetterlingen zu finden, von denen einige Arten vom Aussterben bedroht sind.
Relikt der Römer: Pula
Große Vergangenheit, dann vergessen und erst durch die Österreicher wieder wachgeküsst: Das ist Pula, mit knapp 60.000-Einwohnern die größte Stadt Istriens. Es hat der von Römern gegründeten Stadt sicherlich nicht geschadet, dass eine der Gespielinnen von Kaiser Vespasian von hier stammte. Noch immer zeugen Tempel, Tore und Triumphbögen vom römischen Erbe.
Das sichtbarste Zeichen dieser Epoche ist das 130 Meter lange und 100 Meter breite Amphitheater, das der großen Schwester in Rom in nichts nachsteht. Der Legende nach haben Feen beim Bau der Arena kräftig mitgeholfen, indem sie große Steinblöcke vom Učka-Gebirge in den Süden schleppten. Zu römischer Zeit senkten 23.000 Zuschauer bei Gladiatorenspielen den Daumen. Heute ist das Bauwerk mit seinen 72 Bögen und den vier Türmen Schauplatz von Konzerten. Weniger bekannt ist, dass hier zwei Eishockeyspiele ausgetragen wurden – und das im heißen Istrien.
Pula ist eine ausgesprochen quirlige, lebendige Stadt, deren Zentrum durch einen architektonischen Mix aus römischen, venezianischen, österreichischen und italienischen Elementen geprägt wird. Die autofreien Gassen liegen kreisförmig um den höchsten Hügel der Stadt mit dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kastell. Von hier hat man den schönsten Block auf die Stadt.
Eine Besonderheit ist der Triumphbogen gleich neben dem kleinen Cafe, wo James Joyce einst anzutreffen war. Der acht Meter hohe Bogen aus weißem Kalkstein wurde nämlich von einer Frau in Erinnerung an im Krieg gefallene Familienmitglieder in Auftrag gegeben. Abends ist das „Goldene Tor“ ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen, die den kostenlosen Konzerten von Straßenmusikern lauschen wollen.
Extratipp: Die Werft Uljanik ist längst pleite. doch ihre acht großen Kräne prägen noch immer die Silhouette der Stadt. Abends erstrahlen die stählernen Ungetüme in unzähligen Farben. Das 15-minütige Farbspektakel kann ab Anbruch der Dunkelheit zu jeder vollen Stunde betrachtet werden.
Farbenfrohes Bergdorf: Labin
An der Ostküste Istriens, zwischen Pula und Opatija liegt Labin, das auch Albona genannt wird. Die wunderbare Lage am Berg, die traumhafte Aussicht auf die Nachbarstadt Rabac mit ihren Stränden, vor allem aber die malerischen Gassen mit den historischen Gebäuden machen das farbenfrohe Bergdorf zu einem beliebten Ausflugsziel.
Die Altstadt Labins ist winzig. Viel mehr als ein paar Straßenzüge gibt es nicht. Doch der Mix aus kroatischem und italienischem Flair, der Hauptplatz Titov Trg mit seinen Cafés und Restaurants sowie der knallrot gestrichene Barockpalast der Adelsfamilie Battiala-Lazzarini aus dem 18. Jahrhundert sind echte Eyecatcher. Das Fotomotiv schlechthin ist das Stadttor der Heiligen Florus, Der steinerne Löwe, Symbol für die venezianische Herrschaft, schmückt den Torbogen.
Extratipp: Bis ins 19. Jahrhundert lebte Labin von der Landwirtschaft sowie dem Kohleabbau. Der restaurierte Förderturm ist das Symbol jener Epoche. Die Labiner Zechen schlossen 1999 endgültig ihre Pforten.
Dem Himmel nahe: Mošćenice und Brseč
Zu Ostern ist die kleine Hügelstadt Mošćenice Schauplatz eines ziemlich ungewöhnlichen Wettbewerbs. Dabei müssen die Teilnehmer aus einer Entfernung von 2,8 Metern ein Ei mit einer Ein-Euro-Münze treffen und die Schale durchschlagen. Dann drängen sich Einheimische sowie Touristen in dem mittelalterlichen Städtchen. Wobei der Begriff Stadt reichlich übertrieben ist. Keine 300 Menschen leben innerhalb und außerhalb der Stadtmauer, dazu mindestens ebenso viele Katzen, die schnurrend und miauend um die Beine der Eindringlinge streichen. Die meisten Besucher kurven das schmale Sträßchen zu dem denkmalgeschützten Ort hinauf. Wer gut zu Fuß ist, kämpft sich die 700 Treppenstufen vom Küstenort Mošćenice Draga zu betagten Steinhäusern und schmalen Gassen empor.
Mošćenice oder das nur wenige Kilometer entfernte Brseč gleichen uneinnehmbaren Festungen – mit den Gipfeln des Učka-Gebirges im Rücken. Von hoher Warte aus ließen sich Freibeuter und Seestreitkräfte bereits entdecken, bevor sie ihre Beiboote zu Wasser ließen. Heute gleichen die beiden Orte begehbaren Museen. Dem Charme der mediterranen Bauweise mit verwinkelten Gassen, wappengeschmückten Torbögen, blumengeschmückten Plätzen und frei stehenden Glockentürmen kann sich kaum ein Betrachter entziehen, auch wenn nur wenige Einheimischen in solcher Abgeschiedenheit leben wollen.
Ganze 90 Menschen leben beispielsweise in Brseč; im Sommer sind es deutlich mehr, weil viele der alten Häuser in Ferienvillen umgewandelt wurden. Die kleine Schule, an der Klassenbilder aus besseren Tagen hängen, steht schon lange leer. Dafür ist das Mini-Dorf stolz auf das angeblich kleinste Theater der Welt, wo Mihaela und Anton Schauspieler, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner, aber auch Platzanweiser und Raumpfleger in Personalunion sind.
Kurort der Donaumonarchie: Opatija
Die Einheimischen preisen sie als “Königin der Adria”. Das ist vielleicht etwas übertrieben, doch die Herrscherin der Kvarner Bucht ist Opatija, der mondäne Kurort der Donaumonarchie auf jeden Fall. Vor gut 150 Jahren kamen erstmals Wiener zur Sommerfrische in die hübsche Nachbarin von Rijeka, die schnell zum mondänen Seebad der k.u.k.-Monarchie aufstieg. Dem Ort, der 1889 per kaiserlichem Dekret zum ersten heilklimatischen Kurort an der österreichischen Adriaküste erhoben worden war, mangelte es an nichts. Es gab Straßenbahnen und Parks, Theater und Spielhöllen, Luxushotels mit Strom und warmen Bädern. Selbst die Sachertorte in einem der unzähligen Kaffeehäuser kam frisch auf den Tisch.
Die noblen Hotels und Villas mit ihren verschnörkelten Fassaden, wo sich Affären und Familiendramen zugetragen haben, existieren noch immer. In sozialistischen Zeiten wurde nicht viel in die historische Bausubstanz des Kurortes investiert, doch mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, dem Beitritt Kroatiens zur EU besann man sich der alten Schmuckstücke mit ihren verspielten, stuckverzierten Fassaden, den Türmchen und Erkern, den Veranden, Balkonen und Ziergiebeln. Die Masse an historischen Bauten, die sich am Ufer und in zweiter Reihe aufreihen, stellen Opatija in eine Reihe mit Marienbad oder Karlsbad.
Extratipp: Wer nach Opatija fährt, sollte über den Lungomare spazieren, die zwölf Kilometer lange Uferpromendade, die das einstige Fischerdorf Volosko und das Hafenstädtchen Lovran verbindet. An allen Ecken und Enden stößt der Flaneur auf kaiserliche und königliche Spuren, auf Persönlichkeiten der Donaumonarchie, die sich am mediterranen Klima und dem sanften Glucksen des Meeres ergötzten.
Das sind meine Städtetipps zu Istrien. Fehlt ein besonders schöner Ort? Dann schreibe mir einfach in den Kommentaren. Ich füge ihn gerne ein.
Hi Roswita, einen tollen Artikel hast du gezaubert! Großes Lob an deinen Sprachgebrauch. Ich finds richtig klasse wie du die Szenerien beschreibst. So fühlt es sich an, als sei man selbst gerade vor Ort.
Wir waren dieses Jahr zum erste Mal in Kroatien und konnten sogar 4 von den vorgestellten Orten besuchen: Pula, Motovun, Bale und Rovinj. Alle Orte haben ihren speziellen eigenen Charme.
Vielleicht können wir den Rest irgendwann mal nachholen!
Viele Grüße
Bene
Hallo Bene, danke für das Kompliment. Wenn man etwas toll findet, schreibt man auch gerne darüber. Falls du mal wieder in Istrien bist, kannst du dir ja noch ein paar Orte ansehen
Liebe Roswitha
Wenn ich die Bilder sehe und deine Beschreibungen sehe, frage ich mich ernsthaft, warum ich noch nie wirklich in der Region Istrien war. Segeln in den Kornaten, Split, Trogir, Dubrovnik auch Zagreb habe ich schon erkundet. Es wird wirklich Zeit, dass ich einmal eine Reise dorthin plane. Vielen Dank für deine Anregungen und die Zusammenstellung.
Hallo Carola, ja es gibt echt schöne Städte in Istrien. Bei mir hat es auch sehr lange gedauert, bis ich die Ecke für mich entdeckt habe. Aber besser spät als nie…
Liebe Roswitha,
es gibt noch so viele schöne Orte, an die ich gerne fahren würde. Herzlichen Dank für die Tipps. Wir waren mal in den Achtzigern auf Busrundreise in der Gegend. Später einmal mit einem kleinen Segelschiff etwas südlicher.
Liebe Grüße
Renate
Ja die Ecke ist echt schön. Ich war zu Beginn der 1980er Jahre dort mit einem kleinen Boot unterwegs, auf dem wir auch übernachtet haben. Aber danach hat es viele Jahrzehnte gedauert, bis wir wieder hinkamen. Und was soll ich sagen: Es war richtig toll.
[…] ließ sich die Ballerina in Opatija, einer der schönsten Städte Istriens, von im Wind wiegenden Palmenblättern zu neuen Tanzbewegungen inspirieren. Die Wegbereiterin des […]
Hallo Roswitha,
Rovinj steht ja bei mir auch schon lange auf der To-Do-Liste. Jetzt wo ich wieder einmal sehe, wie schön es dort ist und dass es drumherum noch viele weitere schöne Orte gibt, muss ich das wohl bald mal in Angriff nehmen.
Viele Grüße
Annette
Rovinj ist echt ein Traum, allerdings auch recht voll. Ich fand viele andere Orte in Istrien genauso schön, und oft hatte ich sie abends für mich allein.
Hallo Roswitha
Danke für Deinen spannenden Bericht. Istrien ist eine tolle Gegend. Da kann man wahrlich gut Zeit verbringen.
Mike
Hallo Roswitha,
ich bin ja viel in der Region (v.a. Kroatien) unterwegs, aber eben noch nie in Istrien. Dein toller Artikel trägt dazu bei, dass ich das bald mal ändern werden. 🙂
Ich interessiere mich natürlich auch für die Zugfahrt von Buzet nach Pula. Das istrische Hinterland soll ja auch sehr schön sein, und mit Pazin und Hum auch interessante Städte beherbergen.
Liebe Grüße
Dennis
Dann unbedingt mal hinfahren, es lohnt sich.