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Buzios: Brasiliens St. Tropez

Buzios, nordöstlich der Millionenmetropole Rio de Janeiro, gilt als das St.Tropez von Brasilien. Die Halbinsel lockt den Jetset an. Ausgelöst wurde diese Entwicklung von Brigit Bardot.

Buzios: vom Fischerdorf zum Lieblingsort des Jetsets

Was braucht es, um ein verschlafenes Fischerdörfchen in einen mondänen Badeort zu verwandeln?

  1. Eine bildhübsche Blondine mit Schmollmund, deren atemberaubende Kurven Männer rund um den Globus um den Verstand brachte.
  2. Eine schlagzeilenträchtige Liaison mit einem heißblütigen Lover, dem der Ruf eines wenig seriösen Lebemanns vorauseilte und der sich am liebsten mit zwielichtigen Gestalten aus Rio de Janeiros Bohéme umgab.
  3. Zuletzt die Kunde vom süßen Leben mit Kartenspiel, Ausritten und Schmusestunden mit einer Katze namens Moumoume.
Buzios ist ein beliebter Badeort nordöstlich von Rio. Rund drei Stunden dauert die Fahrt.

Buzios: das Paradies der Brigitte Bardot

Als Brigitte Bardot, der französische Superstar im Januar 1964 in das versteckte Küstenidyll Armaçao dos Buzios kam, das die Brasilianer der Einfachheit halber nur Buzios nennen, war die 16 Quadratkilometer große Halbinsel nur eine Aneinandereihung von mehr als 20 traumhaften Buchten mit feinstem Sand und ein paar verstreuten Fischerhütten.

Als sie drei Monate später wieder nach Frankreich abrauschte, kannte die ganze Welt das Küstenstädtchen. Das „St. Tropez Brasiliens“ wurde zu einem der Lieblingsorte des Jetsets. Hier kannst du Mick Jagger, Gisele Bündchen oder Bill Gates beim abendlichen Caipirinha-Schlürfen in der Strandbar antreffen.

Die Bronzestatue von Brigit Bardot steht an der Uferpromenade.

Die Bardot in Bronze gegossen

Die 40.000 Bewohner des Städtchens, das rund 180 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro liegt, wissen, was sie der französischen Ikone zu verdanken haben. An der Rua das Pedras, die nahtlos in die Uferpromenade Orla Bardot übergeht, sitzt sie ewig jung und ewig schön – in Bronze gegossen, mit hautengen Röhrenjeans und knappem Streifen-Top.

Ihr Blick schweift gedankenschwer über das türkisfarbenen Meer Richtung Heimat. Die schmalen Schenkel sind schon ganz glattgeschmirgelt von all den Flaneuren, die zwecks Erinnerungsfoto auf ihnen Platz genommen und der leblosen Dame ein paar Küsschen auf die Wange gehaucht haben.

“Madame Bardot” ist ein beliebtes Lokal in Buzios.

Lokale tragen den Namen der Leinwandlegende

In der nahegelegenen Churrascaria „La Bardot“ werden angeblich die besten Meeresfrüchte der ganzen Gegend zubereitet; bei „Madame Bardot“, die im Andenken an die obsessive Tierfreundin eine gelbe Katze im Logo führt, wird unter lauschigen Baumkronen Surf & Turf und Bacalhau do Chefe aufgetischt.

Der Aufstieg Buzios zum St. Tropez Brasiliens

Es müssen glückliche drei Monate für den Leinwandstar gewesen sein, als sie 1964 nach Brasilien kam. Im Schlepptau: eine Horde Paparazzi, die auf intime Aufnahmen von BB und ihres Verlobten Bob Zagury hofften.

Der lebte seit einigen Jahren in Rio und frönte in Buzios dem einfachen Leben. Er tat es damit einer Handvoll Cariocas gleich, wie man die Bewohner der Millionenmetrople Rio nennt. Strom, Telefon oder fließend Wasser gab es zu jenen Zeiten auf der hübschen Halbinsel nicht.

Das Denkmal für die Fischer an der Uferpromenade von Buzios

Zudem war die Anfahrt aus der Millionenstadt das reinste Abenteuer. Die 13 Kilometer lange Brücke über die Guanabara-Bucht hinüber zu Rios Nachbarstadt Niterói wurde erst in den 1990er Jahren gebaut. Während man heute für die Strecke rund drei Stunden braucht, benötigten die Aktrice und ihr Herzensbube auf den rumpeligen Schotterpisten geschlagene sechs Stunden. Im Gepäck eine Gitarre, Trinkwasser, Petroleum und einige Bücher.

Wochenend-Destination der Cariocas

Unterschlupf fanden die beiden Liebenden in der Posada do Sol; die Zeit vertrieben sie sich mit Kartenspiel, Ausritten, Bootstouren und der gelegentlichen Mithilfe beim Flicken von Fischernetzen.

Es gab kein Telefon, keinen Kühlschrank, kein fließendes Wasser, aber ich war an einem Meer, das wie himmelfarbener Champagner war, und ich erlebte die schönsten Tage meines Lebens

schwärmte die Leinwandlegende. Ihren Nachbarn blieb sie noch aus einem anderen Grund in Erinnerung: Die Schöne gab sich nämlich ganz Brasiliens Körperkult mit der Vorliebe für äußerst minimalistische Bikinis hin.

Benedito mit seinem schon etwas bejahrten Buggy

Touri-Vergnügen: mit dem Buggy über die Halbinsel

Benedito, der Touristenführer und Buggyfahrer, kennt die Geschichten von der schönen Französin.

Schon am frühen Morgen pilgert er über die Uferpfromenade und buhlt um Touristen. Um Brasilianer aus Rio und São Paulo, die der bleiernen Hitze ihrer Städte während der Sommermonate entfliehen, um Europäer, die nach Iguazu und Amazonas ein paar vergnügliche Strandtage verleben wollen, sowie um Argentinier, die für kurze Zeit sogar die Abneigung gegen die nachbarschaftliche Fußballmacht überwinden.

Für 100 Real – umgerechnet rund 15 Euro – lenkt er sein schon etwas betagtes Spaß-Vehikel über die schmalen, oft kopfsteingepflasterten Straßen der Halbinsel, vorbei an feudalen zweistöckigen Villen. Die gehören begüterten Brasilianern und verstecken sich hinter rot und rosa blühenden Bougainvillea-Hecken.

Allgegenwärtig: ein Buggy mit dem Bildnis der Bardot

Buzios lockt mit zwei Dutzend Stränden

Der knallig pinkfarbene Flitzer von Kollege Carlos mit dem Konterfei der jungen Bardot auf der Haube sieht zwar hipper aus, doch dafür kennt Benedito jeden Strand von Buzios persönlich.

Die ersten liegen gleich rechts und links der Mole an der Hauptstraße, wo dümpelnde Jachten, auf alt getrimmte Ausflugsboote sowie die wie eine hingeworfene Riesenmurmel erscheinende Ilha do Coboclo hinreißende Fotomotive abgeben.

Die Ilha do Coboclo liegt fotogen in der Bucht von Buzios.

Doch wer Strandschönheiten wie die Praia João Fernandes oder die mit bizarren Felsformationen und kaktusbewachsenen Hängen dekorierte Praia do Forno mit eigenen Augen sehen möchte, muss sich zu Fuß die Hügel hoch- und wieder runter quälen.

Viel einfacher ist es, an der Rua das Pedras nach einem Buggyfahrer Ausschau zu haltern. Gegen einen kleinen zusätzlichen Obulus wartet er gerne, falls der Fahrgast mal kurz in das in allen Blautönen schimmernde Wasser hüpfen möchte.

An der Rua das Pedras reiht sich ein Lokal an das nächste.

Die Rua das Pedras: die Flaniermeile von Buzios

Abends quillt die Flaniermeile Rua das Pedras über von Menschen. Junges Partyvolk strömt in die unzähligen Bars, wo es Caipis in allen Geschmacksrichtungen für umgerechnet läppische zwei Euro gibt.

Familien mit Kindern nehmen auf den windumschmeichelten Terrassen der Restaurants Platz, wo frittierter Fisch, Langusten und Camarão die Speisekarten dominiert.

In den hübschen Läden – manche kaum größer als eine Abstellkammer – brummt das Geschäft: Jede Frau will schließlich einen neuen Winzlingsbikini, falsche Klunker oder mit Straßsteinen verzierte Havaianas. Für die Zehenhenker gibt es sogar einen eigenen Laden mit Hunderten von Modellen von nüchtern-sportlich bis verspielt-elegant.

Ein Laden nur für Havaianas

Buzios: Kronprinzenpaare und Supermodels

Brigitte Bardots Liebe war nicht von Dauer – weder zu Buzios, noch zu ihrem heißblütigen Lover aus Rio. Den tauschte sie wenig später gegen Gunter Sachs ein.

Im Dezember 1964 kehrte die BB noch einmal an den Traumort zurück, um dort unbehelligt von Fotografen Weihnachten und Silvester zu feiern. Dann rauschte sie Richtung Mexiko davon, um „Viva Maria“ unter der Regie von Louis Malle zu drehen. Nach Buzios, das sie so verzaubert hatte, kehrte sie nie wieder zurück.

Die kleine Kirche an der Hauptstraße von Buzios

Zu gerne hätten die örtlichen Tourismusverantwortlichen den roten Teppich für jene Frau ausgerollt, die das Küstenstädtchen einst zum „Place to be“ für den internationalen Jetset machte.

Doch das gealterte Idol einer ganzen Generation, das später eher durch eigenwillige und extreme Aussagen als durch neue Filme von sich reden machte, zeigte den Herrschaften die kalte Schulter. In Buzios tröstete man sich damit, dass dafür anderer Promis gerne und regelmäßig auf der Halbinsel auftauchen – wie beispielsweise das norwegische Kronprinzenpaar.

Verkaufsstand an einem der Strände in Buzios

Was du über Buzios wissen musst…

Die Bewohner der Halbinsel leben fast alle vom Tourismus. Dennoch ist Buzios fast schon dörflich geblieben. Mehrstöckigen Bettenburgen gibt es glücklicherweise nicht. Die Höhe der Häuser darf zwei Stockwerke nicht überschreiten und die bebaubare Fläche eines Grundstücks unterliegt strengen Vorschriften. An vielen Stränden darf nicht oder nur wenig gebaut werden. Viele Hotels liegen wundervoll versteckt in tropischen Gärten.

Die Anreise

Wer kein Auto mieten möchte, um von Rio nach Buzios zu fahren, kann auch den Bus nehmen. Das Unternehmen Viação 1001 fährt neunmal täglich auf die Halbinsel. Die Fahrt dauert rund drei Stunden. Die Fahrkarte gibt es für knapp zehn Euro.

Die Agentur In Búzios in der Rua Manoel Turíbio de Farias 203 organisiert Direkttransfers zwischen Búzios und Rio.

Vieles ist in Buzios zu Fuß zu erreichen. Wer jedoch zu einem weiter entfernten Strand möchte, kann einen Buggy mieten. Es gibt viele Anbieter. Am einfachsten organisiert man das Gefährt über die Unterkunft. Der Tagespreis beginnt bei etwa 30 Euro.

Impressionen von den Stränden in Buzios

Strände in Buzios

Einige Strände wie die Praia da Armação und Praia dos Ossos sind ab dem Zentrum bequem zu Fuß zu erreichen. Außerdem verkehren preiswerte Taxi-Boote (táxis marítimos) zu weiteren Stränden, wie der Praia Azeda und der Praia Azedinha. Der zentrale Abfahrtspunkt der Boote liegt neben dem Pier, zwischen der Rua das Pedras und der Orla Bardot. Die Praia do Forno an der südöstlichen Seite der Halbinsel eignet sich gut zum Tauchen.

Bootstouren zu den Stränden

Die Bootstouren sind das Markenzeichen von Búzios. Oft geht es mit einem traditionellen Schoner zu mehreren Stränden mit ausgedehnten Bade- und Schnorchelstopps. Schnorchel und Maske können an Bord geliegen werden. Die zweistündigen Ausflüge starten am Pier zwischen der Rua das Pedras und der Orla Bardot.

Möchtest du in Rio noch einen weiteren Tagesausflug unternehmen? Wie wäre es beispielsweise mit Petrópolis?

Roswitha:
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