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Promis, Partygänger und Pensionäre in Puerto de la Cruz

Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien

Teneriffa: An der größten Kanarieninsel – zusammen mit Gran Canaria das Zugpferd der Kanaren -scheiden sich die Geister. Die einen lieben sie wegen der ganzjährig milden Temperaturen, der Bräunungsgarantie, der Strände und der schier endlosen Möglichkeiten zum Wandern.

Die anderen stören sich an den Massen von Touristen, den Bettenburgen, dem Remmidemmi in Orten wie Los Christianos. Fast vier Millionen Touristen kommen jedes Jahr auf die Insel, die größtenteils vom Tourismus lebt. Das touristische Zentrum der Nordküste: Puerto de la Cruz, Treffpunkt für Partyurlauber und Pensionäre gleichermaßen. Selbst heute, in Zeiten von Massentourismus, kannst du in der Stadt am Rande des grünen Orotavatales noch in spanische Lebensart eintauchen – wie damals im Frühjahr 1927, als Agatha Christie nach Teneriffa reiste.

Berühmte Gäste in Puerto de la Cruz

Als die Schriftstellerin in Puerto de la Cruz eintraf, ging es um mehr als einen Tapetenwechsel. Ehemann Archie war den Reizen seiner Golfpartnerin erlegen; die aufstrebende Krimiautorin litt unter Depressionen; zu allem Überfluss war die geliebte Mutter gestorben.

Büste von Agatha Christie in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Eine Büste erinnert in Puerto de la Cruz an Agatha Christie.

Auf der sonnigen Kanareninsel wollte die Erfinderin des Schnurrbart tragenden Hercule Poirot gemeinsam mit Tochter Rosalind neue Kraft schöpfen. Doch leider präsentierte sich das Eiland des ewigen Frühlings eher wie das heimische England. Der raue Atlantik vergrämte ihr das Baden im Meer; der Sprühregen und der Nebel hielten sie von Erkundungen ab.

Immerhin fand der Jardin de Sitio Litre vor ihren strengen Augen Gnade, Teneriffas ältester öffentlich zugänglicher Garten, der die Krimiautorin angeblich zu ihrem Werk „Der seltsame Mr. Quinn“ inspirierte. Und natürlich gefiel der Lady das noble Gran Hotel Taoro, das im Lauf der Geschichte viele berühmte Gäste beherbergt hatte: den russischen Großfürsten Nikolaus, die Könige von Belgien und Spanien, selbst den deutschen Kaiser Wilhelm II..

Gran Hotel Taoro in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Das Gran Hotel Taoro war einst die beste Adresse in Puerto de la Cruz.

Wer heute auf den Spuren der Vielgelesenen wandelt, die unzähligen Treppen zum wunderschönen Taoro-Park emporsteigt, vorbei an künstlichen Wasserfällen, Springbrunnen und vielen schattigen Plätzen, stößt zwangsläufig auf die Hotellegende. Oder besser gesagt: Auf das, was von ihr übrig blieb.

Eine Legende: Das Gran Hotel Taoro in Puerto de la Cruz

In den Fenstern klaffen riesige Löcher. Die Rollläden hängen auf Halbmast. Das einst noble Entrée wirkt verwahrlost. Wie der mythische Vogel Phönix sollte das an einem Steilhang gelegene Gran Hotel der Asche entsteigen, so wie 1929, als das Taoro durch einen Brand zerstört worden war. Doch die hochfliegenden Pläne einer Fünf-Sterne-Herberge in dem historischen Bau, der in den 1970er Jahren als Casino zweckentfremdet wurde, entpuppten sich bislang als Luftnummern.

Mal geriet der Investor in finanzielle Nöte; mal kam der Tourismus durch Corona zum Erliegen

erzählt Maria, die Touristen ihre Heimatstadt zeigt. Immerhin sind jetzt die Bauarbeiter im benachbarten Hotel „Elegance Miramar“ angerückt, während ein paar Meter weiter eine Entwicklungsgesellschaft ein exklusives Baugrundstück anpreist.

Wie in Puerto de la Cruz alles begann…

Dass sich Puerto de la Cruz zum touristischen Schwergewicht an der Nordküste der größten Kanareninsel entwickeln würde, war der Siedlung im Schatten des mächtigen Vulkans Teide keinesfalls vorbestimmt.

Im Grunde hat die Stadt ihre Existenz dem benachbarten La Oratava zu verdanken. Wegen desser traumhafter Hanglage soll der große Naturforscher Alexander von Humboldt 1799 auf die Knie gefallen sein, um Gott für diese Schöpfung zu loben: Zum Dank für die schwärmerischen Worte wurde einer der schönsten Aussichtspunkte als Mirador Humboldt benannt, wo dem Betrachter Küste und Stadt zu Füßen liegen.

Skyline von Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Vom Taoro Park hast du einen schönen Blick auf Puerto de la Cruz.

In der Bucht San Felipe, wo heute Sonnenanbeter die schwarzen Strände der Playa Jardin bevölkern, ankerten einst die Schiffe, deren Ladung für das landeinwärts gelegene La Orotava bestimmt war. Um den Hafen vor Piraten zu schützen, wurde im späten 16. Jahrhundert das Castillo San Felipe errichtet. Heute tauchen dort Mittelalterfans in vergangenen Zeiten ein.

Vom Hafenort zum Touristenmekka

Später kamen Kirchen, Plätze und öffentliche Gebäude dazu, von denen einige noch immer das Stadtbild prägen – beispielsweise die Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia oder das ehemalige Zollhaus im traditionellen kanarischen Baustil; es darf auf keinem Foto vom alten Hafens fehlen beherbergt heute das Tourismusbüro sowie ein Kulturzentrum.

die Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Die Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia – hier noch mit weihnachtlichem Lichterschmuck

1808 wurde der Hafen von La Orotava in Puerto de la Cruz umbenannt. Fast zeitgleich begann auch die touristische Entwicklung. Was mit Zimmervermietung an Hafenarbeiter und Seeleute begann, wurde schnell mehr. Ehemalige Herrenhäuser wurden in Herbergen umgewandelt. Einige existieren – natürlich modernisiert – noch immer, wie beispielsweise das Monopol mit seinem Patio-ähnlichen Innenhof.

Die Plaza del Charco in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Die Plaza del Charco ist seit jeher der beliebteste Treffpunkt für Einheimische und Touristen.

Es waren vor allem vermögende Engländer, die das hübsche Küstenstädtchen für sich entdeckten und oft Wochen, gar Monate blieben. Der Friedhof „La Chercha“, versteckt hinter hohen Mauern und von außen kaum zu erkennen, sowie die anglikanische Kirche All Saints gleich neben dem Gran Hotel Taoro sind Überbleibsel jener Zeit, als es bei Britanniens feiner Gesellschaft in Mode kam, dem miesen Wetter der Heimat nach Teneriffa zu entfliehen.

Aufschwung kam mit erschwinglichen Pauschalreisen

Richtig rund ging es aber erst mit dem Aufkommen erschwinglicher Pauschalreisen. Für das Stadtbild war der Touristenboom in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings kein Glücksfall. Im Gegenteil: Weil Puerto – im wahrsten Sinn des Wortes – hoch hinaus wollte, schossen ganze Stadtteile auf ehemaligen Bananenplantagen wie Pilze aus dem Boden.

die Skyline von Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Hochhäuser prägen die Skyline von Puerto.

Darunter auch das höchste Gebäude der Stadt: das 75 Meter hohe Edificio Bel Air. Der wenig ansehnliche Bau aus den frühen 1960er Jahren beherbergte zunächst ein Hotel, später Appartements und Geschäftsräume. Der Preis, den die Stadt für diese stürmische Entwicklung bezahlte, war hoch und wirkt bis heute nach: triste Bausünden, Verkehrschaos, Verlust der eigenen Identität.

Puertos Konkurrenz findet sich im Inselsüden

Hinzu kam die Konkurrenz im Süden Teneriffas, wo die Sonne an 300 Tagen im Jahr vom wolkenlosen Himmel strahlt, das Meer sich weit weniger wild als im Norden gebärdet und Touristenghettos  Urlaubsspaß rund um die Uhr versprechen.

Als die Belegungsquote in Puerto in manchen Monaten unter 50 Prozent fiel, das böse Wort vom „Rentnerparadies“ die Runde machte, musste Abhilfe her. Das Ende der städtebaulichen Verschandelung kam in Gestalt von César Manrique. Das Multitalent von der Nachbarinsel Lanzarote entwarf den Lago Martiánez, eine künstliche Badelandschaft, die direkt in den Atlantik hineingebaut wurde.

Die künstliche Badelandschaft Lago Martiánez in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Die künstliche Badelandschaft Lago Martiánez entwarf der kanarische Künstler César Manrique.

Neue Ideen für Puerto de la Cruz

Dort lässt es sich in mehreren großen Pools – darunter ein riesiger See mit Insel in der Mitte – ungefährlich schwimmen,. Das Meerwasser wird direkt aus dem benachbarten Atlantik in die Becken gepumpt. Davor verläuft die Avenida Colón, Puertos beliebteste Flaniermeile, wo das Motto lautet: sehen und gesehen werden.

Im Westen der Stadt, wo der berühmte und vielfach prämierte Loro Parque zu finden ist, durfte sich Manrique an einem weiteren Küstenabschnitt austoben. Dort wurden die zuvor recht kargen Badebuchten mit schwarzem Lavasand aufgefüllt und weitläufige Gärten angelegt. Der komplette Abschnitt mit seinen vielen Restaurants und Café ist barrierefrei.

Wenn in den Wintermonaten jedoch heftige Stürme über den Atlantik fegen und meterhohe Wellen mit brachialer Wucht gegen die bizarren Lavazacken und die Wellenbrecher prallen, müssen die Strände gesperrt werden.

Der Strandabschnitt Playa Jardin in Puertro de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Der Playa Jardin wurde ebenfalls von César Manrique gestaltet. Im Winter müssen die Buchten aber oft gesperrt werden

Von Puerto ins Anaga-Gebirge und zum Teide

Der Stempel vom „Rentnerparadies“: Er wird Puerto, das zusammen mit La Orotava und dem Nachbarort Los Realejos einen Ballungsraum mit rund 110.000 Einwohnern bildet, nicht mehr gerecht. Vor allem aktive Zeitgenossen schätzen die Lage der Stadt, die einem Amphitheater gleich von steil aufragenden Bergen umgeben ist.

bei Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Die Nordküste von Teneriffa ist einfach atemberaubend – trotz der Hotelkästen.

Schon am frühen Morgen machen sich Heerscharen von Wanderern auf Richtung Teide, Anaga-Gebirge oder Masca-Schlucht. Mountainbiker strampeln die schmalen Bergstraßen hinauf. Selbst für Kletterfans ist Puerto ein guter Ausgangspunkt. Die Felswand „La Catedral“ liegt mitten im Teide-Nationalpark. An dem riesigen Vulkanfelsen gelten keinerlei Restriktionen.

Puertos deutsches Viertel: La Paz

Doch auch wer nur faulenzen und ein paar gemütliche Stunden am Hotelpool verbringen möchte, lediglich unterbrochen von den Animationskünsten junger Spanier, fühlt sich in Puerto wohl.

Im Stadtteil La Paz braucht man dafür nicht einmal einige Brocken englisch oder spanisch, denn das Viertel, dessen Name Frieden und Idylle verspricht, ist die deutsche Enklave schlechthin. Hier findet sich der Bäcker mit typisch deutschen Backwaren, der deutsch sprechende Friseur, die kleine Kneipe und das urige Lokal, wo Schweinshaxe statt Paella serviert wird.

Die Agatha-Christie-Treppe in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
Mit dieser Treppe wurde Agatha Christie geehrt: Die Inschriften sind Titel ihrer Bücher.

Am Mirador von La Paz, wo sich ein herrlicher Bick über die Stadt und die Klippen bietet, steht die Büste von Agatha Christie. Nicht weit entfernt liegt das kleine Sträßchen, das nach der Schriftstellerin benannt wurde. Andere berühmte Gäste sind weniger präsent im Stadtteil, wie beispielsweise jene vier Herren aus Liverpool.

Die Drei aus Liverpool

Eigentlich waren es nur drei, die 1963 auf die Insel kamen; den vierten zog es nach Torremolinos. Niemand nahm Notiz von den jungen Briten mit dem saloppen Kleidungsstil und den viel zu langen Haaren. Der Besitzer eines ziemlich bekannten Nachtclubs lehnte dankend ab, als die Musiker bei ihm ein Konzert geben wollten. Er konnte ja nicht ahnen, dass die Beatles ein paar Monate später weltberühmt sein würden…

Was du zu Puerto de la Cruz wissen musst…

Die Anreise

Die meisten Pauschalurlauber landen auf dem Flughafen „Reina Sofia“ im Süden von Teneriffa. Sehr viel näher liegt der Flughafen Teneriffa Nord. Allerdings wird er von Deutschland aus nicht nonstop angeflogen. In der Regel ist ein Umstieg in Madrid erforderlich. Für Hin- und Rückflug sollte man realistischerweise mit 400 Euro kalkulieren. Wer einen Transport zu seiner Unterkunft braucht, kann dies über die Seite von Canaryshuttle organisieren.

in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien
bei der Ermita de San Telmo

Unterwegs auf der Insel

Wer Teneriffa erkunden möchte, muss nicht unbedingt ein Auto mieten. Die Busse der Gesellschaft Titsa fahren selbst entlegene Berg- und Küstenorte an. Das Tagesticket kostet 10 Euro, das Wochenticket 50 Euro. Für Hin- und Rückfahrt von Puerto de La Cruz nach San Christobal de la Laguna, eine der schönsten Städte der Insel und Weltkulturerbe, zahlt man beispielsweise acht Euro.

Übernachten in Puerto de la Cruz

In Puerto de la Cruz gibt es Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Viele Häuser stammen aus den 1970er und 1980er Jahren, sind architektonisch keine Augenweide. Allerdings wurden Zimmer renoviert und es wurde in Poollandschaften investiert.

Wer möglichst flexibel sein möchte, kann eine Ferienwohnung anmieten. Restaurants gibt es mehr als genug. Kleiner Tipp von mir: Nicht unbedingt von den vier Sternen im Hotelprospekt blenden lassen. Die entsprechen nach deutschem Standard eher drei Sternen.

 

  1. […] nicht mit dem Auto oder per Reisegruppe anreist, kann von Playa de las Américas oder Puerto de la Cruz auch per Linienbus den Teide und den umgebenden Nationalpark erreichen, der 2007 zum […]

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