Das Brotbacken liegt den Betreibern der „Seezeitlodge“ offensichtlich in den Genen. Geschäftsführerin Kathrin Sersch verwirklichte sich mit der noblen Herberge am saarländischen Bostalsee einen Lebenstraum. Ihr Vorfahre Ernst Wagner vermittelte ihr das nötige Rüstzeug – sowohl in finanzieller, als auch in handwerklicher Hinsicht. Wer sich beim morgendlichen Frühstücksbuffet über die Vielzahl köstlich duftender Brotsorten freut, sich abends über die Laibe hermacht, die in Leinensäckchen und in Begleitung frischer Kräuterbutter daherkommen, erkennt schnell: Frisches aus dem Backofen spielt eine ganz große Rolle bei der ersten (Hotel-)Adresse im St. Wendeler Land.
Inhaltsverzeichnis
Ein Pizzabäcker namens Wagner
Was „Seezeitlodge“ und Ernst Wagner miteinander verbindet? Letzterer arbeitete in den 70er Jahren als Bäcker und Gastronom im benachbarten 850-Seelen-Dorf Braunshausen und brachte von einer Italienreise eine clevere Geschäftsidee mit. Warum sollte es Pizza, die Leib- und Magenspeise der Italiener, nicht als Tiefkühlvariante geben? Gesagt, getan! Die Original Wagner–Steinofen-Pizza aus der Tiefkühltruhe kommt zwar mittlerweile aus dem Nestlé-Konzern. Doch mit dem Verkaufserlös wurde der Bau des Vier-Sterne-Superior-Hotels möglich, das im Juli 2017 seine Pforten öffnete.
Touristenmagnet Bostalsee
Der Bostalsee wird nicht jedem ein Begriff sein. Deutschlands kleinstes Bundesland kenne ich auch eher von Durchfahrten Richtung Frankreich, denn von längeren Aufenthalten. Gut, es gibt die beeindruckende Saarschleife mit dem nicht weniger eindrucksvollen Baumwipfelpfad; die römische Villa Borg, die vollständig rekonstruiert wurde; die Völklinger Hütte, das erste Industriedenkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Doch den größten Freizeitsee Südwestdeutschlands hätte ich kaum im Saarland erwartet. Das ist für manche Zeitgenossen nur das Anhängsel von Rheinland-Pfalz.
Baden, Surfen und Segeln
Stolze 120 Hektar misst der Bostalsee. Seine Existenz verdankt er nicht etwa dem Hunger nach Kies oder der Gier nach Strom. Der Stausee wurde in den 70er-Jahren angelegt, um den Tourismus in diesem Landstrich nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz anzukurbeln.
Ein ziemlich tollkühnes Unterfangen, das aufgegangen ist. Segel-und Surfschulen haben sich angesiedelt. Restaurants laden zur Einkehr. Tretboote und Räder warten auf Mieter. Strandbäder locken Sonnenhungrige an. Vor einigen Jahren stampfte Center Parks 500 Bungalows und ein Tropen-Erlebnisbad aus dem Boden. Und mit der „Seezeitlodge“ verfügt der Bostalsee nun über eine Herberge, wo Design auf Wellness trifft und sich keltisches Erbe mit modernstem Komfort verbindet.
Seezeitlodge: Rückzugsort im Naturpark
Geplant wurde der gediegene Rückzugsort im Herzen des Naturparks Saar-Hunsrück von dem international tätigen Architekturbüro GRAFT. Die haben nicht nur für Schauspiel-Legende Brad Pitt eine feudale Villa in den Hügeln Hollywoods entworfen, sondern auch Ökohäuser in Berlin und Pool-Landschaften in Las Vegas. Die „Seezeitlodge“ gestaltete die Architektur-Kommune als futuristischen Bau. Als spektakulärer Riegel schwebt er über dem See und fügt sich bestens in die waldreiche Landschaft ein. Die Fassade aus Holzlamellen verfestigt diesen Eindruck. Noch leuchten sie in hellem Beige. Im Lauf der Zeit werden sie infolge des natürlichen Alterungsprozesses silbrig-grau schimmern.
Schnörkelloses Design
Wo Kelten vor 2000 Jahren geheimnisvolle Rituale feierten, brennen heute die Feuerstellen auf der Terrasse der „Seezeitlodge“. Den ersten Wow-Effekt erlebt der Urlauber bereits im Foyer. Riesige Panoramafenster lassen die Sonne herein, saugen See und Wald gleichsam auf. Lampenschirme im Häkeldesign, die an Fischreusen erinnern, baumeln über den hellen Sitzmöbeln. Plüschige Kissen in gelb und lila lockern die Naturfarben auf. Den schönsten Platz haben jene, die eine der gemütlichen Sitzschaukeln ergattert haben.
Wohlfühlkojen mit Blick auf den See
Die schnörkellose Handschrift von Designerin Birgit Nicolay setzt sich in den 98 Zimmern der „Seezeitlodge“ fort. Die überwiegende Zahl hat einen herrlichen Blick auf den See. Doch mal ehrlich: In den 30 Quadratmeter großen „Wohlfühlkojen“, den Wald- und Seezimmern lassen sich auch triste Herbst- und Wintertage gut überstehen, wenn sich graue Nebel über die sanft geschwungenen Hügel des Saarlandes legen. Sand- und Weißtöne dominieren die Räume. Auf dem Boden liegt geöltes Parkett. Gardinen und Kissen wurden aus gewebten Baumwollstoffen gefertigt.
Es gibt – wie in dieser Hotelkategorie üblich – zwar Fernseher, doch wer braucht dies angesichts der bodentiefen Fenster und dem besonderen Kniff auf dem Balkon. Weil der mit verspiegelten Trennwänden ausgestattet ist, sieht man den Bostalsee gleich doppelt. Ein einmaliges Erlebnis bei Morgenröte oder blauer Stunde.
Perfekte Wohlfühloase
So sündhaft bequem die Boxspringbetten mit unverstelltem Blick zum Fester auch sind. So wohlig der Abstecher zur Regendusche ist, wo aus den Flüssen der Umgebung gefischte Kieselsteine für eine angenehme Fußreflexzonen-Massage sorgen: Erst die weitläufige Spa-Landschaft macht das saarländische Wellnesshotel zur perfekten Wohlfühloase.
Bezug zu den Kelten
Der Bezug zu den Kelten, für die dieser Platz einst ein Kraftort war, zieht sich wie ein roter Faden durch das 2700 Quadratmeter große Refugium. Die Badelandschaft punktet mit einem riesigen, beheizten Innenpool und einem schier endlos scheinenden Infinity-Pool. Vor den Saunen – zwei davon nur für Damen – stehen Birken Spalier, denen laut keltischem Baumkreis eine große Heilwirkung nachgesagt wird.
Der Clou ist das keltische Saunadorf mitten im Grünen: Vier Holzhäuschen gruppieren sich um eine Feuerstelle, beherbergen Erd-, keltische und Kräutersauna. Wer ruhen möchte, nutzt lichtdurchflutete Räume oder die Liegen auf windgeschützten Terrassen.
Das Saarland entdecken
Ich hätte die Kelten-Massage für gestresste und müde Muskeln buchen können. Eine vitalisierende Urquell-Meerschaumwaschung wäre auch nicht schlecht gewesen, doch dafür war das Wetter während unseres Aufenthaltes viel zu schön. Wir haben uns lieber auf die hauseigenen Fahrräder geschwungen, um zur kleinen Wallfahrtskapelle auf dem nahen Peterberg zu strampeln. Wir sind nach Otzenhausen gefahren, um über den dortigen keltischen Ringwall aus dem 1. Jahrhundert vor Christus zu wandern. Und der 6,8 Kilometer lange Rundweg um den Bostalsee ist dank zahlreicher Einkehrmöglichkeiten selbst für Fußkranke keine größere Herausforderung.
Speisen in der “Seezeitlodge”
Ein paar sportliche Ambitionen können nicht schaden angesichts der lukullischen Verführungen in der „Seezeitlodge“. Die fangen schon beim üppigen Frühstücksbüfett im Restaurant Lumi an und hören bei dem Abendmenü nicht auf. Dann kann der Gast Vorspeise, Hauptgang und Dessert wählen. Dazu das selbst gebackene Brot aus der hauseigenen Bäckerei, der herrliche Platz auf der Terrasse mit weitem Blick über den See und die weißen Sonnensegel, die sich in dem milden Lüftchen blähen – mehr Urlaubsgefühl geht nicht.
Ich war auf Einladung der Seezeitlodge für zwei Tage im Saarland. Meine journalistische Unabhängigkeit bewahre ich mir trotzdem, denn bezahlt werde ich dafür nicht. Wenn meine Zeilen begeistert klingen, dann dies, weil mir das Haus ausnehmend gut gefallen hat. Dies ist meine persönliche Einschätzung.
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Wenn du weitere Tipps zu tollen Hotels brauchst, schau in meiner Rubrik “Lovely Places” vorbei.
Ich war auch im letzten Jahr ganz begeistert von der Seezeitlodge. Dein Text beschreibt es sehr gut und ich habe schon wieder Seezeitlodgefieber…
und erinnert mich, dass ich meinen Blogg wieder weiterschreiben sollte…
Liebe Yvonne,
ja das Hotel ist super, der perfekte Ort für eine Auszeit vom Alltag.
Wirklich sehr schöner Artikel!
vielen lieben Dank. ist auch echt ein schönes Ziel.